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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart erhöhten. Dadurch sind sie viel zu teuer geworden. Das könne nur ganz langsam über viele Jahre, wenn nicht eine ganze Generation korrigiert werden. „Trotz einer gewissen Lohnmäßigung haben die Spanier noch immer dreimal so hohe Löhne wie die Polen. Dabei ist ihre Produktivität sicherlich nicht dreimal so hoch. Die Griechen haben mit 13,60 Euro auch noch doppelt so hohe Löhne wie die Polen mit 6,80 Euro.“ Auch der ehemalige EZB-Chefvolkswirt, Jürgen Stark, teilt die Skepsis von Sinn. Bei der Präsentation von Sinns neuem Buch „Euro Trap“ erinnert Stark daran, dass Deutschland und Frankreich bereits 2003 den Stabilitätspakt aufgeweicht hätten. "Damit war Maastricht von Anfang an erschüttert", sagte Stark. "Und dann hat der erste Stresstest gleich zu einer Zerstörung wichtiger Pfeiler des Maastricht-Vertrags geführt." Denn in der Schulden Krise sei gegen mehrere Prinzipien verstoßen worden: gegen das Verbot, Staaten zu retten. Gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung durch die Notenbank. Und gegen das Prinzip, dass Banken auch pleitegehen müssen. "Es scheint fast, als hätten interessierte politische Kreise nur auf die erste Krise gewartet, um einen Totalumbau der Euro-Zone hin zu einer Schuldenunion vorzunehmen", sagt Stark mit Blick auf den Süden Europas. Die Euro-Zone müsse sich die Frage stellen, "wie man mit schwarzen Schafen umgeht, wenn die schwarzen Schafe in der Mehrheit sind". Sinn und Stark sehen Europa als weithin reformunfähig an. Die Politik der meisten Länder - insbesondere Frankreich und Italien - folgten lieber dem bequemen Weg des billigen Geldes und neuer Schulden. Europa habe deshalb seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 bereits sechs Jahre verloren. "Das Gute daran ist: Wenn man in Europa von einer verlorenen Dekade spricht, haben wir schon 60 Prozent geschafft", sagt Stark zynisch. Dann verglich er das heutige Europa noch mit Lateinamerika in den 80er-Jahren. Sinn warnt in seinem Buch vor allem vor den langfristigen Verwerfungen: "Europa drohen zwei verlorene Jahrzehnte.“ Es kulminierten die wirtschaftlichen Strukturprobleme (inklusive einer riskanten Schuldenunion) mit einer katastrophalen demographischen Perspektive. Europa, und insbesondere Deutschland, überalterten rasend schnell. Die Sozialsysteme stünden damit alsbald vor historischen Problemen: “Schon jetzt läuft Deutschland in 15 Jahren, Schon jetzt läuft Deutschland in 15 Jahren, wenn die Babyboomer in Rente gehen, auf eine Staatskrise zu. 10 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4 Spezial


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