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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Denkzeit Lebensart Die Griechen ignorierten die Warnungen von EU-Politikern, die bei einem „Nein“ in der Volksabstimmung ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone prophezeit hatten. Vielmehr stärkten sie ihrem Regierungschef mit einer überraschend klaren Mehrheit den Rücken. Die kurzfristige Ansetzung des Referendums hatte Tsipras viel Kritik eingebracht. In Griechenland hatte er die etablierten Parteien der Konservativen und der Sozialisten und fast alle großen Medien des Landes gegen sich. Tsipras schien zunächst allein zu kämpfen. Aber er verstand es, sich den Wählern nicht als ein Quertreiber, sondern als ein Vorkämpfer eines neuen Europas zu präsentieren. Die Börsen stört’s nicht – das „Nein“ ist längst eingepreist. Stabiler Euro Wie stark der Glaube an die Stabilität der Eurozone ist, zeigt auch die Entwicklung des Euro. In den vergangenen drei Monaten legte die Gemeinschaftswährung der Eurozone gegenüber dem US-Doller um zwei Prozent zu. Ein Euro ist aktuel le rund 1,11 Dollar wert. Eine naheliegende These ist, dass die Märkte auf den Euroraum ohne di e Gri e chen setzen und dass daraus die Stärkung des Euros folgt. Ein Argument, dass gegen den Einbruch der Märkte spricht, ist der Überraschungseffekt, der eben in Wirklichkeit Mit einer überraschend keiner mehr ist. Im Unterschied zur jüngsten weltweiten Finanzkrise, die 2008 durch die plötzliche Pleite der USInvestmenbank Lehman Brothers ausgelöst wurde, schwebt das Damoklesschwert des griechischen Bankrotts bereits seit einigen Jahren über den Märkten. Einen regelrechten Finanzschock dürfte es daher nicht geben. Klar ist aber auch, dass derzeit noch Unsicherheit besteht. Die Folgen eines Austritts des Landes aus dem Euro würden am Devisenmarkt sehr unterschiedlich bewertet, begründet etwa Lutz Karpowitz von der Commerzbank die geringe Reaktion der Märkte auf Griechenland-Meldungen. So sei die Gruppe derjenigen, die einen Austritt als positiv für den Euro bewerte, etwa gleich groß wie die Gruppe, die ihn negativ sehe. „Nach einem Grexit dürfte allerdings schnell klar werden, dass Ansteckungseffekte ausbleiben“, erwartet Karpowitz. Anfängliche Verluste würde der Euro zügig wieder gutmachen. Die Hausse kehrt zurück Für die Aktienmärkte heißt das: Früher oder später kehrt die Börse in den Haussemodus zurück. Zumal die Fundamentaldaten von großen europäischen Unternehmen durchaus positiv sind und hoffnungsvoll stimmen. Anleger könnten also die jüngsten Kurseinbrüche als gute Einstiegsgelegenheit nutzen. Leitindizes wie DAX (Deutschland), CAC 40 (Frankreich), IBEX 35 (Spanien) oder Euro Stoxx 50 (Eurozone) könnten allein aus diesem Grund über Aufwärtspotenzial verfügen. Anleger haben die Möglichkeit, mit Indexzertifikaten oder börsengehandelten Indexfonds (ETFs) von steigenden Kursen dieser Indizes zu profitieren. Für risikobereite Anleger könnte sogar der griechische Leitindex, der Athex (Athens Stock Exchange) Composite interessant sein. Das Barometer gibt Auskunft über Entwicklung und Stand der griechischen Aktienkurse der 60 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Athener Börse. In der letzten Juniwoche kletterte der Index um fast 17 Prozent nach oben. Allerdings stellt sich hier die Frage, was passiert, wenn die Griechen am Sonntag Nein sagen. Denn das Kursplus kam nur zu Stande, weil es eine neue Aussicht auf eine Einigung im Schuldenstreit mit den internationalen Gläubigern gegeben hat. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen erscheint aus Anlegersicht folgende Strategie sinnvoll: Europäische (nichtgriechische) Aktien kaufen und griechische Aktien verkaufen. Für Anleger, die nicht in den Höchstrisikobereich gehen möchten gilt das im übrigen insbesondere für ds Papier der National Bank of Greece, die wir in diesem Heft gesondert beleuchten Ob die Strategie, Griechenland zu meiden und sich andere europäische Aktien ins Depot zu legen, im Endeffekt aufgeht, steht wie bei allen Aktieninvestments noch in den Sternen. Noch ist die Unsicherheit groß, noch gehören hohe Kursschwankungen zum Tagesgeschäft. Aus genau dieser Volatilität wollen Profis Kapital schlagen. „An der Athener Börse sind nur noch risikobereite Hedgefonds aktiv. Viele haben sich dort in den deutlichen Mehrheit haben die Griechen per Volksabstimmung die Sparvorgaben der internationalen Gläubiger abgeschmettert. 11 BÖRSE am Sonntag · 27/1 5 Spezial


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