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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Denkzeit  Lebensart Pro & Contra Jetzt wieder ganz auf Aktien setzen? Mit Derivaten Schwankungen im Depot abmildern Versicherungen gegen Risiken kosten gemeinhin Geld - so ist das auch bei der Kapitalanlage. Insofern sollte genau überlegt werden, ob eine Absicherung benötigt wird, sei es aufgrund einer möglichen Gefährdungslage oder auch einfach nur, um mit der Absicherung ruhiger zu schlafen. Durch die positive Aktienperformance des Frühjahres drängte sich die Frage nach Gewinnmitnahmen auf, also der Verkauf von Claus Walter geschäftsführender G esellschafter der Freiburger Vermögensmanagement GmbH Aktien. Aber wohin mit der Liquidität? Tagesgeld wirft keine Rendite ab und die Bewertung bei Renten ist auch nicht gerade verlockend. Aktien hingegen weisen weiterhin eine attraktive Dividende ab. Die Bewertung ist nach den Kursavancen zwar gestiegen, aber dennoch im grünen Bereich. Also doch die Aktien weiter halten? Trotz der anhaltend guten Chancen waren uns die unzähligen Risikofelder einfach zu groß. Grexit, Brexit, Ukraine, ISIS oder Wachstumsabschwächung in China - überall lauern Gefahren. Dieser aus unserer Sicht historisch schmale Grat zwischen Chancen und Risiken veranlasste uns, historisch erstmals Absicherungen aktiv einzusetzen. Wie sieht die Vorgehensweise aus? Wir fahren weiterhin mit einer offensiven Aktienquote, sichern aber ein Drittel unseres Aktienanteils über börsengehandelte DAX-Optionen an der Eurex ab. Wir sind also bereit, einen Teil der erzielten Aktienperformance als Versicherungsprämie für den Ernstfall zu opfern. Konkret erfolgt dies über den Erwerb einer Verkaufs-Option (Put) mit Laufzeit bis zum Jahresende. In den vergangenen Wochen konnten die Absicherungspositionen die Schwankungen im Depot bereits wohltuend abmildern. Der natürliche Feind des Optionsinhabers ist allerdings stets der Zeitwertverfall. Um parallel von diesem Effekt zu profitieren, ergänzen wir die Absicherungsstrategie. Wir verkaufen zusätzlich, entsprechend eines Anteils von rund 10 Prozent unseres Aktienanteils, monatlich fällige Kaufoptionen (Stillhalter-G eschäfte), jeweils mit einem ordentlichen Puffer zum aktuellen DAX-Niveau. Bei größeren Kurssprüngen wird somit rund 10 Prozent unseres Aktienportfolios nach oben ausgebremst, ansonsten vereinnahmen wir monatlich die Prämie und wirken dem Zeitwertverfall der Absicherungsoption entgegen. Qualität im Depot ist die beste Absicherung Als Fondsmanager betreuen wir einen Aktienfonds sowie einen gemischten Fonds, deren Anlagerichtlinien es nicht erlauben, derivative Produkte zur Absicherung einzusetzen. Das bedeutet, dass wir andere Mittel und Wege finden (müssen), um stärkere Kursschwankungen abzufedern und nicht die Entwicklung des Vergleichsindexes eins zu eins mitzumachen. Rainer Beckmann geschäftsführender G esellschafter der ficon, Financial Consultants GmbH, Düsseldorf Nachdem das Aktiengesetz bei reinen Aktienfonds vorschreibt, dass der Fonds jederzeit zu mindestens 50 Prozent in Aktien investiert sein muss, kann der Fondsmanager dies auch ausnutzen. Droht der Markt zu sinken, können wir Gewinne mitnehmen und die Aktienquote entsprechend reduzieren. Man muss allerdings aufpassen, dass man durch weitere Kursrückgänge im Verlauf nicht unter die 50 Prozent-Marke rutscht. Dann wäre man gezwungen, umgehend nachzukaufen. Die beste Absicherung von vorne herein ist jedoch, auf die Qualität im Depot zu achten. Wir stellen immer wieder fest, dass Qualitätsaktien bereits ein gewisses Maß an Absicherung in sich tragen, die sie vor prozentual stärkeren Einbußen schützt. Dazu sollten Anleger folgende Kriterien beim Aktienkauf berücksichtigen: 1. Unternehmen sollten kontinuierlich Dividende ausschütten und diese im Zeitverlauf erhöhen. 2. Sie sollten stabil sein und genügend Substanz aufweisen. 3. Außerdem bevorzugen wir international tätige Konzerne mit einem starken Markennamen. Hält man sich an diese Prämissen, kaufen sich Anleger automatisch eine konservative Absicherungsstrategie ein, ohne Derivative einsetzen zu müssen. So unsere Erfahrung der vergangenen Jahre. Geht es darum, einer stärkeren Marktbewegung nach unten vorzubeugen und den Investitionsgrad zu reduzieren, verkaufen wir zu allererst die zyklischen Wertpapiere. Diese unterliegen in der Regel stärkeren Kursschwankungen. In einer beginnenden Baisse sind sie die ersten, die ihre Gewinne wieder abgeben. 05 BÖRSE am Sonntag · 35/1 5


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