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KNOW-HOW Wie viel Immobilie kann ich mir leisten? Am Anfang jedes Immobilienkaufs steht die Frage nach der passenden Finanzierung. Niedrige Zinsen machen dabei aktuell auch größere Kreditsummen finanzierbar. Doch wie viel Schulden darf man sich leisten? Und ist es ratsam, auf Eigenkapital zu verzichten? Strategische Überlegungen zweier Experten Wie viel Eigenkapital ist für den Erwerb einer Immobilie mindestens notwendig? Gibt es auch Finanzierungen mit weniger oder ganz ohne Eigenkapital? 12 Marc-Philipp Unger: Jeder Kauf sollte gut geprüft sein. Wenn es zur persönlichen Situation passt, ist die Investition aufgrund der gerade sehr günstigen Konditionen durchaus sinnvoll. Aber nicht nur die Kreditkonditionen allein sind wichtig, sondern unter anderem auch Lage und Zustand der Immobilie. Und Grundvoraussetzungen für die Finanzierung sind eine gewisse Liquidität und Bonität. Unger: Um einen Durchschnittswert zu nennen: mindestens 20 Prozent Eigenkapital. Die Nebenkosten, die je nach Bundesland 10 bis 15 Prozent betragen können, sollte man selbst stemmen können. Grundsätzlich gilt: Je mehr eigene Mittel der Kreditnehmer einbringt, desto günstigere Konditionen kann er erwarten. Unger: Ohne Eigenkapital sehe ich einen Kauf eher kritisch. Denn wer eine Immobilie ohne Erspartes kaufen möchte, muss Sicherheiten und eine solide Finanzsituation vorweisen. Steht beispielsweise jemand erst am Anfang seiner beruflichen Laufbahn und hat noch nichts ansparen können, wäre eine Möglichkeit, dass die Eltern bürgen. Grundsätzlich gilt: Hauptbemessungsgrund- lage für die Bonität ist immer das regelmäßige Einkommen. Unger: Grundvoraussetzung ist die Analyse der Gesamtsituation im Rahmen einer umfassenden Beratung. Schließlich müssen die finanziellen Belastungen zu den Lebensumständen passen. Dazu gehört auch die Betrachtung der Berufs- und Familienplanung sowie möglicher Änderungen, etwa bei vorübergehendem Verdienstausfall durch Christian Kraus: Derzeit wird einem geradezu die Meinung suggeriert: Wer jetzt nicht kauft, ist dumm. Eine klare Kauf- empfehlung würden wir aber nur geben, wenn jemand sehr realistisch plant und alle Rahmenbedingungen stimmen. Andernfalls ist es besser, ihm von einer derart großen Geldanlage abzuraten. Kraus: DIE eine Faustregel dafür gibt es nicht. Stattdessen muss man sich jeden Fall anschauen und die beste Lösung je nach der individuellen Situation des Interessenten finden. Aber natürlich macht es bei den aktuellen Zinsen für Guthaben Sinn, eher mehr Eigenkapital einzusetzen. Kraus: Bei entsprechend guter Bonität schon. Aber man muss sich im Klaren sein: je geringer das Eigenkapital, desto höher die Zinsbelastung. Entsprechend hoch sind hier die Anforderungen an die Bonität des Kunden – und das bedeutet vorrangig ein entsprechend hohes und solides Einkommen. Daraus gilt es dann auch eine Tilgung zu bestreiten, die deutlich jenseits des lange üblichen einen Prozents liegt, um den Verschuldungsgrad rasch zu senken. Kraus: Jeder Interessent sollte sich ehrlich hinterfragen, wie viel Luft ihm abgesehen von Zinsen, Tilgung und allen anderen Fixkosten noch für die Eventualitäten des Lebens bleibt. Und ob er zugunsten höherer Rückzahlungsraten auf gewohnte Annehmlichkeiten verzichten möchte. Wer bislang fünfmal im Jahr großzügige Urlaube im schicken Hotel mquadrat fragt nach: Wer sich für den Kauf einer Immobilie interessiert, profitiert aktuell von sehr niedrigen Zinsen. Liegt man damit jetzt auf jeden Fall richtig? Wie eng darf man den Gürtel schnallen, um sich seine Traumimmobilie leisten zu können?


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