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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Kolumne müde und träge.“ Auch Eric Schweitzer , der Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK) hält nichts von zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Die bestehende Gesetzesgrundlage reiche aus. Das Argument, dass Unternehmen vor staatlichem Zugriff geschützt werden müssten, zieht im Falle der chinesischen Übernahmen eben gerade nicht! Sind es doch in der Mehrzahl chinesische Staatsunternehmen, die sich die Solange es noch Chancen gibt, strategisch und sicherheitspolitisch wichtige Unternehmen zu schützen, sollten wir sie ergreifen. Filetstücke des deutschen Mittelstands zur Stärkung der chinesischen Wettbewerbsfähigkeit aneignen wollen. Weshalb – seitens der Bundesregierung – ordnungspolitische Maßnahmen zum Erhalt von freien Märkten und für unabhängige Unternehmen schädlich sein sollen, aber die Übernahmen von deutschen Unternehmen zur Erfüllung der Wirtschaftspläne der „kommunistischen“ Regierung Chinas von Liberalen willkommen geheißen werden, erschließt sich mir nicht. Björn Conrad , Vizedirektor des China- Instituts Merics in Berlin, gibt zu bedenken, dass hinter der chinesischen Investitionswelle in Hightech-Unternehmen eine von politischer Seite klar formulierte, langfristig angelegte Strategie stecke. China wolle in zentralen Zukunftstechnologien die Marktführerschaft übernehmen. Fehlendes Know-how werde dafür im Ausland eingekauft. Industriestrategie „China 2025“ heißt dieser Plan, mit der die chinesische Staatsführung die Weichen auf ein stärkeres Wachstum stellen möchte. Bis 2049 – dem 100. Geburtstag der Volksrepublik – soll China die weltweite Industrie- Supermacht werden. Chinesische Firmen hinterlassen oft verbrannte Erde Auch der ehemalige parlamentarische Staatssekretär Rezzo Schlauch warnt mit einem Seitenblick auf Afrika vor den chinesischen Investoren. China habe dort nicht selten verbrannte Erde hinterlassen. Chinesische Firmen „rissen sich dort große Infrastrukturprojekte mit Dumping-Angeboten unter den Nagel, die dann bis zum letzten Arbeiter und der letzten Schraube von China beschickt und in minderer Qualität realisiert werden. Und danach die Sintflut, sprich: keine wie auch immer geartete Verantwortung für die Menschen in den Regionen, in denen die Projekte verwirklicht werden, keine Übernahme von Garantien etc.“ Wir echauffieren uns in regelmäßigen Abständen über Datenkraken wie Google, Facebook und Co – die allesamt marktwirtschaftliche Akteure sind – und nun überreichen wir den Schlüssel zum pulsierenden Datennetz der Industrie 4.0 ausgerechnet dem chinesischen Staat. Einem Land, das europäische Unternehmen auf dem eigenen Heimatmarkt durch unfaire Wettbewerbsbedingungen diskriminiert, das durch staatlich subventioniertes Preisdumping die europäische Stahlindustrie in die Knie zwingt, vor Industriespionage und Produktpiraterie nicht zurückschreckt und unterlegene Handelspartner eiskalt ausbeutet. Armes Deutschland. Solange es noch Chancen für Europa und Deutschland gibt, strategisch und sicherheitspolitisch wichtige Unternehmen zu schützen, sollten wir sie ergreifen. Mein Appell an die Bundesregierung: Rettet Kuka, wenn es nicht schon zu spät ist! Sven Grundmann lehrt und forscht als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der NRW School of Governance, die Teil der Universität Duisburg-Essen ist. Foto: © KUKA AG 16 BÖRSE am Sonntag · 48/1 6


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