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BaS Ausgabe_05

UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE Der Trump-Effekt steht auf dünnem Eis Konjunktur in den USA könnte trotz Trump-Stimulus in langsames Wachstum zurückfallen / Aktienrückkäufe dürften erneut zum größten Nachfragefaktor an der Wall Street werden / Asset Allokation: USA untergewichten und stattdessen Eurozone übergewichten Von Jan Ehrhardt Die Börsen scheinen sich gerade in einer paradoxen Geisteshaltung zu befinden. Auf der einen Seite herrscht Unsicherheit über die Frage, wohin der neue US-Präsident Trump die nominal größte Volkswirtschaft der Welt steuern wird. Steht mit dem Motto „America first“ wirklich die Rückkehr des Protektionismus an? Auf der anderen Seite ist das aktuelle konjunkturelle Umfeld positiv. Die Zentralbanken weltweit inkl. der USNotenbank Fed scheuen zu große Eingriffe in die Märkte, sämtliche (Börsen-)Frühindikatoren zeigen nach oben und die Gewinne der US-Firmen steigen. Zudem begrüßen viele Börsianer Trumps Pläne für fiskalische Maßnahmen. Was ist also in den kommenden Monaten von der größten Volkswirtschaft der Welt und der Wall Street zu erwarten? Trump wird Ergebnisse frühestens 2018 liefern können So mancher Augur lässt sich aktuell hinreißen, die Amtseinführung der Trump- Administration mit dem Startschuss für einen Konjunkturboom in den USA sowie einem damit verbundenen Anziehen der Aktienmärkte gleichzusetzen. Schließlich kündigte der neue US-Präsident im Wahlkampf massive Ausweitungen der Staatsausgaben zugunsten der maroden Infrastruktur an. Allerdings ist die Lage bei genauerem Hinsehen diffiziler: Trotz der zuletzt überwiegend guten Konjunkturindikatoren lassen die jüngsten Steigerungen der Hypothekenzinsen sowie der festere Dollar, der Gegenwind für die Exportzahlen darstellt, für das Jahr 2017 eine Konjunkturberuhigung erwarten. Sollten die angekündigten Investitionen tatsächlich vorgenommen werden, dürfte dieser Stimulus wahrscheinlich erst in 2018 wirken. Derartige staatliche Maßnahmen müssen lange Zeit im Voraus geplant werden und auch die Umsetzung dürfte angesichts niedriger Arbeitslosenzahlen im Bausektor und Fachkräftemangel schwer sein. Selbst wenn künftig die angekündigten rund 100 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur investiert werden, entspräche dies letztlich nur 0,5 Prozent des gesamten US-Bruttosozialprodukts. Verschuldung ist ein entscheidender Faktor bei Konjunkturentwicklung Ein entscheidender Grund für die aktuelle Unsicherheit ist die Verschuldung in den Vereinigten Staaten. Grundsätzlich gilt: Je stärker eine Volkswirtschaft verschuldet ist, desto mehr wirken sich Zinssteigerungen konjunkturbremsend aus. Da die US-Staatsverschuldung in Wirklichkeit wesentlich höher ist als die offiziell ausgewiesenen 108 Prozent – de facto liegt sie bei 140 Prozent – könnten Zinssteigerungen in diesem Jahr für wenig erfreuliche Konjunkturmeldungen sorgen. Rechnet man die Schulden der US-Unternehmen und Verbraucher hinzu, so verdoppelt sich diese Zahl noch einmal. Vor diesem Hintergrund liegt Trump in seiner Annahme falsch, wonach die US-Notenbank Fed die Zinsen bisher zu niedrig gehalten hätte. Für 2017 wurden von der Fed nun drei Zinserhöhungen angekündigt. Hintergrund ist ein möglicher Inf lationsanstieg und ein Gegensteuern bei höherem Staatsdefizit durch Jan Ehrhardt stellvertretender Vorstandsvorsitzender DJE Kapital AG 14 BÖRSE am Sonntag · 05/17 Kolumne


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