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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Erhebliche Verluste könnte es für Daimler auch am Aktienmarkt geben. Nach Bekanntwerden der durchgeführten Razzien verlor das Mercedes-Papier in der Spitze über drei Prozent an Wert. Gegen Ende des Handelstages erholte sich die Aktie leicht, womit am Ende ein Minus von knapp über zwei Prozent und ein Kurs pro Anteilsschein von 65,73 Euro zu Buche standen. Angesichts dessen, was da noch kommen könnte, waren diese Abschläge aber äußerst schmeichelhaft. Die Vorwürfe kommen für Daimler zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Wenngleich man sagen muss, dass es für einen solch drohenden Skandal wohl auch keinen günstigen Zeitpunkt gibt. Doch gerade jetzt, wo es bei Daimler so extrem gut läuft, wäre ein solcher Zwischenfall mehr als ein herber Rückschlag. Und wieder erwischt es einen Marktführer Erst kürzlich lieferte der Konzern ein Rekordquartal ab. In den ersten drei Monaten 2017 steigerten die Schwaben ihr Ebit um grandiose 86 Prozent von 2,1 Milliarden auf knapp über vier Milliarden Euro. Vorstandschef Zetsche konnte für alle Konzernsparten einen Gewinn vermelden. Dazu kam ein exzellent laufendes China-Geschäft. Und natürlich hatte man den prestigeträchtigen ersten Platz, was die Absatzzahlen der Premiumhersteller betrifft, den Münchnern von BMW endlich wieder entrissen und zurückerobert. Für die Zukunft sah man sich gut aufgestellt. Nun wird sich der Konzern erst einmal mit seiner Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen müssen. Der Dieselskandal, er ist allerspätestens jetzt kein VW-Abgasskandal mehr. Er ist ein Skandal um den (deutschen) Diesel. Und er könnte in eine Katastrophe münden, wenn aus dem Skandal ein Niedergang wird. Vor allem für Daimler. Der Anteil von Dieselfahrzeugen an der gesamten Produktion der Stuttgarter beträgt rund 70 Prozent. Bei Volkswagen sind es dagegen „lediglich“ 55 Prozent. „Aus heutiger Sicht gibt es keinen Grund zu sagen, es wird keine Nachfolgegenration für diese Dieselfamilie geben“, äußerte sich Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius noch vor kurzem zu den Plänen von Daimler, eine neue Generation von Motoren zu entwickeln. Dieses Wort hat nun geradezu den Wert eine kleinen Prophetie. Prozyklisches Schwächesignal Ob auch Källenius’ Büro durchsucht wurde? Vielleicht. Sicher dagegen wird sein: Er und viele andere Daimler-Manager dürften nun vorsichtiger werden mit solchen Aussagen. Die Zukunft des Diesels nämlich, sie hängt am seidenen Faden. Und damit auch 08 BÖRSE am Sonntag · 21/17 foto © daimler


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