FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN
„In Seitwärtsphasen sind Investoren mit
schwankungsarmen Fonds
weit besser dran.“
Möglicherweise erleben wir gerade das Ende eines langjährigen Bullenmarktes.
Es könnte daher an der Zeit sein, die mit Aktieninvestments verbundenen Risiken zu
reduzieren. Die BÖRSE am Sonntag sprach aus diesem Anlass mit Bruno Poulin,
Mitgründer und CEO der französischen Investmentboutique Ossiam, über die
konsequente Reduktion von Risiken, unterschiedliche Smart-Beta-Strategien und eine
für Anleger attraktive Produktpalette.
BÖRSE am Sonntag · III | 2018
Interview
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Bruno Poulin
Mitgründer und CEO
der französischen
Investmentboutique
Ossiam
BÖRSE am Sonntag: Sie bieten
eine Reihe von Lösungen an, um
das Ziel der Risikominimierung
zu erreichen. Ein Beispiel ist der
Ossiam iStoxx Europe Minimum
Variance ETF. Warum ist der für
das aktuelle Umfeld geeignet?
Bruno Poulin: Sollte der Bullenmarkt tatsächlich
zu Ende gehen, ist mit steigenden
Schwankungen zu rechnen. Genau hier
setzt der Ossiam iStoxx Europe Minimum
Variance ETF an. Sein Ziel ist, die Volatilität
gegenüber dem Stoxx Europe 600 zu
reduzieren. Dafür nutzen wir systematische
Schätzungen des Risikos und der Korrelation
von Einzeltiteln. Das Ergebnis ist ein
Long-only-Portfolio mit defensiven Qualitäten.
Historisch betrachtet liegt die Volatilität
von Minimum-Varianz-Portfolios
rund 30 Prozent unter derjenigen der jeweiligen
marktkapitalisierungsgewichteten
Benchmark. Aufgrund der asymmetrischen
Verteilung der Erträge wird der ETF an einem
Großteil möglicher weiterer Aufwärtsbewegungen
partizipieren, gleichzeitig aber
den erwünschten Schutz in Abwärtsphasen
bieten. Wir haben die Strategie 2011 eingeführt, und seither hat sie
in jeder Region die Erwartungen erfüllt.
Wie sieht es in Seitwärtsphasen aus, wie wir sie seit
einiger Zeit erleben?
Ein Markt ohne klare Trends heißt, dass viele Auf- und Abwärtsbewegungen
aufeinander folgen. Da die Gesamtbewegung klein
ausfällt, spielt die Addition der Einzelbewegungen eine entscheidende
Rolle für die Performance. Und hier sind Investoren mit
einem wenig schwankenden Fonds weit besser dran, weil die Volatilität
entscheidenden Einfluss auf die Gesamtperformance haben
kann: Nach zehn Handelstagen mit einer alternierenden Performance
von +1 Prozent und -1 Prozent ist ein 100-Euro-Investment
noch 99,95 Euro wert. Liegt die tägliche Wertentwicklung dagegen
bei 10 Prozent in abwechselnder Richtung, bleiben nach zehn
Tagen nur 95,10 Euro.
Was genau unterscheidet Ihre Minimum-Varianz-
Strategie dabei von den verbreiteteren Minimum-Volatility
Ansätzen?
Traditionelle Minimum-Volatility-Ansätze bewegen sich näher
an der Benchmark und spiegeln deren Verzerrungen hinsichtlich
Branchen oder Regionen stärker wider, weil sie für die Gewichtung
nur relative Grenzen definieren. Unser Minimum-Varianz-
Ansatz nutzt dagegen absolute Grenzwerte. Das führt zu einer
stärkeren Reduktion der Volatilität und macht den Ansatz besser