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Gold: Fünf Argumente für kurzfristiges Aufwärtspotential

Die jüngste Konsolidierung des Goldpreises dürfte sich auf den Oktober beschränken. Für ein kurzfristiges Aufwärtspotential spricht, dass der niedrigere Goldpreis die saisonbedingte Nachfrage aus Indien und weiteren asiatischen Ländern bekräftigen sollte. „Der Markt preist derzeit eine mögliche Zinserhebung durch die Federal Reserve im Dezember ein. Diese wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ein Fehler, der das globale Wirtschaftswachstum gefährdet“, erklärt dazu Joe Foster.

BÖRSE am Sonntag

Die jüngste Konsolidierung des Goldpreises dürfte sich auf den Oktober beschränken. Für ein kurzfristiges Aufwärtspotential spricht, dass der niedrigere Goldpreis die saisonbedingte Nachfrage aus Indien und weiteren asiatischen Ländern bekräftigen sollte.

Von Joe Foster

Gold stagnierte im September und bewegte sich in einer Bandbreite von 1.300 bis 1.350 US-Dollar pro Feinunze. Die Konjunkturdaten aus den USA fielen generell schwach aus, wobei die Ankündigungen der Zentralbank das Gold fundamental unterstützten. Die US-amerikanische Notenbank (Fed) behielt das Zinsniveau bei und stufte ihre durchschnittliche Prognose zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für 2016 von 2,0 auf 1,8 Prozent herab. „Der Markt preist derzeit eine mögliche Zinserhebung durch die Federal Reserve im Dezember ein. Diese wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ein Fehler, der das globale Wirtschaftswachstum gefährdet“, erklärt dazu Joe Foster.

Die Bank von Japan gestand ein, dass weder die Negativzinsen noch die Lockerung der Geldpolitik die geplanten Erfolge bringen und beschloss daher, weiter mit unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen zu experimentieren. Nun hat die japanische Zentralbank die Zinsstrukturkurve im Visier und versucht, japanische Zehn-Jahres-Staatsanleihen ausreichend über Anleihen mit kürzerer Laufzeit und Negativrendite zu halten. Mit der Initiative sollen Banken, Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften unterstützt werden, die in diesem von der Bank von Japan und anderen Zentralbanken geschaffenen Niedrig- oder Negativzinsumfeld Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen.

Wir sind davon überzeugt, dass diese anhaltenden Versuche in Japan und anderswo, die Märkte zu manipulieren, unerwünschte Folgen haben und dadurch das systemische Risiko verschärfen werden. Physisches Gold schloss den Monat mit 1.315,75 US-Dollar pro Feinunze, also einem Zuwachs von 0,5 Prozent, während Goldaktien eine positivere Entwicklung aufwiesen. Der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR)1 verzeichnete ein Plus von 3,8 Prozent, während der MVIS™ Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR)2 um 5,8 Prozent zulegte.

Marktausblick

Nach den Höchstständen, die der Goldpreis im Juli infolge der Brexit-Entscheidung erreichte, festigte er sich in einer engen Spanne zwischen 1.300 und 1.350 US-Dollar pro Feinunze. Zum Zeitpunkt dieses Kommentars, Anfang Oktober, preisen die Märkte erneut eine höhere Wahrscheinlichkeit der Zinserhöhung durch die Fed im Dezember ein. Grund hierfür sind Kommentare von Fed-Mitgliedern nach der Fed-Sitzung im September. Dies wiederum stärkt den US-Dollar. Infolgedessen fiel Gold unter 1.300 pro Unze und somit unter die langfristige Trendlinie, die sich dieses Jahr etabliert hatte. Dies führt dazu, dass unsere Goldpreiserwartungen für 2016 etwas gedämpfter ausfallen. Es sieht so aus, als könnte die derzeitige Konsolidierung den Oktober über anhalten, was jedoch von der Entwicklung der Wirtschaft abhängt.

Diese Preisentwicklung ändert allerdings nichts an unserem langfristig positiven Ausblick für Gold. Schwächere Preise dürften die saisonale Nachfrage aus Indien und Asien verstärken. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass eine Zinserhöhung durch die Fed letzten Endes als ein weiterer falscher Schritt angesehen würde, der das globale Wachstum in Gefahr bringt. Außerdem dürften die Präsidentschaftswahlen in den USA, die Umsetzung der Brexit-Entscheidung und das weiterhin schwindende Vertrauen in die Zentralbankpolitik auch im Jahr 2017, und darüber hinaus, den Goldpreis ankurbeln.

Mitte September jeden Jahres treffen sich die Top-Führungskräfte der Goldindustrie auf der Precious Metals Summit in Colorado und beim Denver Gold Forum. Nach 41 Sitzungen, acht Präsentationen und zahlreichen Abendessen, Gesprächen und Kontakten mit Industrievertretern haben wir unseren Ausblick für den Goldminensektor genauer umrissen. Im Folgenden unsere fünf wichtigsten Erkenntnisse:

1.) Anhaltende Kosteneinsparungen, steigende Margen

Wir hinterfragten, ob der Kostenzyklus sein Ende erreicht hat, zumal die All-In Sustaining Costs im Bergbau, also die berechneten nachhaltigen Produktionskosten pro Unze, von rund 1.200 US-Dollar im Jahr 2012 auf 900 im Jahr 2016 gefallen waren. Uns überraschte, dass die Unternehmen bei den Abbauverfahren, der technologischen Umsetzung, der Beschaffung (Einkauf von Waren, Dienstleistungen und Anlagen aus externen Quellen) und den Kosten für Auftragnehmer weitere Einsparungen erwarten. Somit gehen wir nunmehr davon aus, dass sich die Industriekosten bis 2018 in Richtung USD 800 pro Unze bewegen können.

2.) Fokus der Unternehmen auf organischen Wachstumschancen

Durch die niedrigen Goldpreise waren die Unternehmen gezwungen, sich intern auf bestehende Prozesse und Projekte zu konzentrieren. Die Erfolge mit der Brownfield-Exploration (Modifikation oder Nachrüstung auf der Basis vorausgegangener Projekte) haben zu Expansionen oder einer längeren wirtschaftlichen Nutzungsdauer der Minen geführt. Eine angepasste Planung machte die Erschließungsprojekte weniger kapitalintensiv und führte zu höheren Renditen sowie stufenweiser Expansion.

3.) Starker Fusions- und Übernahmezyklus unwahrscheinlich

Da die Wachstumschancen organischer sind, ist der kurzfristige, also bis Ende 2017/2018 projizierte Akquisitionsdruck nicht so hoch. Dennoch waren die Corporate-Development-Teams recht aktiv, was darauf hindeutet, dass sich einige Unternehmen auf Übernahmen vorbereiten, um einen möglichen künftigen Produktionsrückgang auszugleichen.

4.) Nur begrenzte Dividendenerhöhungen im Jahr 2017

Wir hatten für 2017 auf starkes Dividendenwachstum gehofft. Mittlerweile glauben wir jedoch, dass mögliche Erhöhungen eher gering ausfallen werden, da viel Kapital in laufende Erschließungsprojekte und in einigen Fällen in die weitere Schuldentilgung fließt.

5.) Aktuelle Branchenthemen

Schwerpunkte lagen auf der Priorität des freien Cashflows gegenüber Produktionszuwachs, einer flachen Managementstruktur, dem Fokus des Bergbaumanagements auf Wachstum des Nettoinventarwerts NAV, auf Performancezielen (sogenannter Hurdle Rates) im zweistelligen Bereich mit konservativen Goldpreisen bei neuenProjekten, auf Partnerschaften mit Junior-Unternehmen mit Zugang zu Greenfields, also Lagerstätten oder Projekten, bei denen bisher noch keine Arbeiten durchgeführt wurden.

Einer der dominanten finanziellen Trends der letzten zehn Jahre ist ein Umstieg der Investoren von aktiv verwalteten Fonds auf passiv verwaltete Indexfonds oder börsengehandelte Fonds (ETFs). Jüngstes Beispiel ist das Illinois State Pension Board, das laut Wall Street Journal beschlossen hat, sich gänzlich von aktiv verwalteten Anlagefonds zu trennen und seinen Staatsangestellten nur noch die Wahl zwischen passiv verwalteten Fonds lässt. Als Gründe für das Investment in ETFs wurden niedrigere Gebühren und die potenziell bessere Performance genannt, da viele aktive Manager im Ergebnis hinter ihren Kollegen im passiven Management zurückbleiben. Wir konnten diese neue Präferenz für börsengehandelte Fonds auch hier bei VanEck beobachten.

Obwohl sich der Goldpreis zuletzt etwas konsolidiert hat, halten wir an unserem positiven Ausblick für Gold fest. Wir glauben, dass Investoren gut beraten wären, ein passives oder aktives Investment in Goldaktien in Betracht zu ziehen, da die Performance dieser Aktien üblicherweise bei steigenden Märkten höher und bei fallenden Goldpreisen niedriger ist als bei physischem Gold.

Joe Foster ist Portfoliomanager und Stratege für die aktiv gemanagten Gold-Fonds von VanEck.