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Money is wonderful

99 Euro Eintritt kostet es, Jordan Belfort, die vielleicht ideale Verkörperung der maßlosen Gier nach Spekulationsgewinnen, einen Abend lang live zu erleben – allerdings aus der Ferne. Denn sehr viele, die selbst nach Geld gieren, sind als Zuhörer gekommen. Belfort ist niemand anderes als die menschliche Vorlage für den von Martin Scorsese produzierten Hollywood-Streifen „The Wolf of Wall Street“.

BÖRSE am Sonntag

99 Euro Eintritt kostet es, Jordan Belfort, die vielleicht ideale Verkörperung der maßlosen Gier nach Spekulationsgewinnen, einen Abend lang live zu erleben – allerdings aus der Ferne. Denn sehr viele, die selbst nach Geld gieren, sind als Zuhörer gekommen. Belfort ist niemand anderes als die menschliche Vorlage für den von Martin Scorsese produzierten Hollywood-Streifen „The Wolf of Wall Street“ mit Leonardo di Caprio, und dieser Wolf tourt durch Deutschland.

Belfort, der Beschwörer des Ego, des maßlosen Gewinnstrebens, der Vergötterung des Geldes – er  schwört, alles sei so gewesen, wie es im Film nachgespielt wurde: eine Orgie aus Geld, Gewinnen, Größenwahn, Betrug und Drogen. Wer nach der rauschhaften Vortagsveranstaltung zu einem kleinen Empfang mit „Wolf“ – der sich übrigens diesen „Titel“ selbst gegeben hat – zugelassen werden möchte, muss 1.600 Euro hinblättern.

Belfort wurde 1962 in New York geboren. Ein Studium als Zahnmediziner brach er bald ab, weil in der Einführungsvorlesung verkündet worden war, man könne als Zahnarzt nicht reich werden. Ab 1987 handelte er an der Wall Street – bevorzugt mit höchst riskanten Penny Stocks. Zweimal war er verheiratet, zweimal wurde er geschieden; aus der zweiten Ehe hat er zwei Kinder. 1998 wurde er für Betrug und Geldwäsche im großen Stil zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, wobei der größere Teil der Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, weil er im Rahmen des Prozesses systematisch alle Spießgesellen verraten hatte.

Ja – alles wie im Film, so schwört Belfort. Geschworen hat er indes schon manches. Zum Beispiel, dass er Anlegern, die er in größtem Maßstab über den Löffel balbiert hatte, 110 Millionen US-Dollar ihres Geldes zurückzahlen wolle. Doch nur gut elf Millionen kamen bei den Opfern an – doch was heute zählt, ist die Gier: Bis zu 2.500 Menschen pro Abend wollen die Motivationskünste des rechtskräftig verurteilten Betrügers erleben. Der Börsenwolf mit seiner maßlosen Attitüde – scheinbar passt er in diese Zeit. 100 000 Dollar berechnet er pro Tag: „Und die zahlen sie ständig“, grinst Belfort. Warum? „Weil ich so gut bin.“