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Trumps Tweets können Gesundheitsmärkte nicht ausbremsen

Im ersten Quartal haben sich die Aktienmärkte generell gut entwickelt. Der S&P 500 wie auch der Dow Jones legten zu. Auch die europäischen Aktienindizes folgten diesem Trend und sahen über Brexit-Folgen und nationale Wahlrisiken hinweg. Was sind die Gründe für diese gute Entwicklung? Ein Gespräch mit Daniel Koller, Head Management Team BB Biotech.

BÖRSE am Sonntag

Im ersten Quartal haben sich die Aktienmärkte generell gut entwickelt. Der S&P 500 wie auch der Dow Jones legten zu. Auch die europäischen Aktienindizes folgten diesem Trend und sahen über Brexit-Folgen und nationale Wahlrisiken hinweg. Was sind die Gründe für diese gute Entwicklung? Der Wirtschaftskurier sprach mit Daniel Koller, Head Management Team BB Biotech.

Herr Koller, wo liegen derzeit die wichtigste Impulsquelle für das Marktsegment der Biotechnologie?

Koller: Als Impulsgeber hat sich die mögliche Stimulation der US-Wirtschaftspolitik und die damit verbundenen Erwartungen erwiesen. Präsident Trump hat beispielweise die Senkung der US-Unternehmenssteuer, die Rückführung von Offshore-Kapital und Investitionen in die Infrastruktur angesprochen.

Wie hat sich der Healthcare-Sektor insgesamt entwickelt, und spezifisch die Biotech-Branche?

Koller: Das Quartal war geprägt durch die Diskussionen um die Gesundheitsagenda zwischen Weissem Haus und Kongress. Erste Entwürfe zur Abschaffung und dem Ersatz von „Obamacare“ wurden zurückgewiesen, nachdem sie auch nach intensiven Verhandlungen im Kongress nicht die erforderliche Zustimmung erhalten hatten. Auch politische Äusserungen beziehungsweise Tweets und die damit verbundene kurzfristige Volatilität bremsten den insgesamt positiven Aufwärtstrend an den breiten Gesundheitsmärkten nicht aus. Der MSCI World Healthcare Index das erste Quartal mit einem Plus von 8,7 Prozent in US-Dollar. Der Nasdaq Biotech Index konnte diese Performance sogar noch übertreffen und legte 10,8 Prozent in US-Dollar zu.

Und BB Biotech?

Koller: Sowohl die Aktie als auch das Portfolio haben sich gut entwickelt und 7,7 respektive 12,5 Prozent in Schweizer Franken zugelegt. Dies schließt die Dividende von 2,75 Schweizer Franken pro Aktie ein, die im März ausgeschüttet wurde.

Ihre Kernbeteiligung Actelion wird von Johnson & Johnson übernommen. Das dürfte sich auch für BB Biotech und seine Aktionäre auszahlen…

Koller: Davon gehen wir in der Tat aus. Auf Grundlage der Position, die wir zum Ende des ersten Quartals 2017 in Actelion gehalten haben, erwarten wir einen Erlös von rund 270 Millionen US-Dollar nach Abschluss der Transaktion im zweiten Quartal. Darüber hinaus erhalten wir ungefähr eine Million Idorsia-Aktien. Idorsia ist die von Actelion abgespaltene Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft. Den Cash-Bestand werden wir wiederum für gezielte Aufstockungen bestehender unterbewerteter Beteiligungen nutzen und nach vielversprechenden neuen Small- und Mid Caps Ausschau halten.

Was waren weitere Highlights im ersten Quartal?

Koller: Da gab es einiges. Unsere aktuell grösste Beteiligung Incyte hat weitere Fortschritte des klinischen Entwicklungsprogramms für seinen IDO1-Hemmer Epacadostat gemeldet und die Ankündigung weiterer zulassungsrelevanter Studien, die Epacadostat in Kombination mit Mercks Keytruda und Bristol-Myers Squibbs Opdivo untersuchen, machen Epacadostat zum tonangebenden Wirkstoff für den kombinierten Einsatz mit bereits zugelassenen marktführenden PD1-Antikörpern. Von Vertex haben wir positive Daten von zwei Phase-III-Studien zur Kombinationstherapie aus VX-661 und Kalydeco bei Mukoviszidose-Patienten gesehen, deren Ergebnisse zeigten gegenüber Orkambi eine geringfügig bessere Wirkung und signifikant verbesserte Verträglichkeit bei gewissen Patientengruppen. Die mit viel Spannung erwarteten Studienergebnisse mehrerer Dreifachtherapien dürften in der zweiten Jahreshälfte 2017 veröffentlicht werden.

Bei Esperion ist BB Biotech auch engagiert…

Koller: Darauf wollte ich gerade kommen. Esperion, eine unserer kleineren Beteiligungen, hat im 1. Quartal 182 Prozent zugelegt, aufgrund Amgens positiven Outcome-Daten zu dessen PCSK9-Antikörper, der Repatha, bei kardiovaskulären Erkrankungen und der FDA-Billigung seines klinischen Zulassungsprogramms.

Haben Sie auch neue Investments getätigt? In welchem Bereich?

Koller: Wir haben unser Portfolio mit Five Prime Therapeutics ergänzt. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco ist im Onkologiebereich tätig und führt zur Zeit klinische Versuche mit seinem Leitwirkstoff FPA008 sowohl als Monotherapie als auch in Kombination durch. Zudem laufen Versuche, die den Einsatz des Wirkstoffs bei pigmentierter villonodulärer Synovialitis (PVNS) testen. Ergebnisse der Phase-II-Studie werden 2017 erwartet.

Was erwartet Biotech-Investoren in den nächsten Monaten? Welche Themen werden die Märkte prägen?

Koller: Die Gesundheitsdebatte in den USA wird anhalten. Da eine rasche Einigung eher unwahrscheinlich erscheint, dürfte der Fokus eher dem Zugang zur medizinischen Versorgung als den Gesundheitskosten gelten. Die Preisgestaltung dürfte zwar weiterhin ein beliebtes Thema in den Tweets des Präsidenten sein, mit fundierteren Initiativen wird hingegen hinsichtlich wertorientierter Ansätze gerechnet. All dies könnte das Medieninteresse wieder wecken und die Anlegerstimmung erneut belasten, aber die damit verbundenen Risiken scheinen bereits seit einiger Zeit in die Aktienmärkte eingepreist.

Herr Koller, haben Sie herzlichen Dank!