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Misslungenes Überholmanöver vor Gericht

Dieser deutsche Rekord dürfte noch lange halten: 100,6 Millionen verdiente der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Geschäftsjahr 2007/2008. Dass der heute 62-Jährige Wiedeking seinerzeit so viel Geld einstreichen konnte, verdankte er zum einen seinen außergewöhnlichen Management-Leistungen.

BÖRSE am Sonntag

Dieser deutsche Rekord dürfte noch lange halten: 100,6 Millionen verdiente der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Geschäftsjahr 2007/2008. Dass der heute 62-Jährige Wiedeking seinerzeit so viel Geld einstreichen konnte, verdankte er zum einen seinen außergewöhnlichen Management-Leistungen.

Als er 1993 den Vorstandsvorsitz des Stuttgarter Sportwagenbauers übernahm, schrieb dieser noch rote Zahlen. Wiedeking gelang nicht nur der Turnaround, er machte Porsche auch zum einem der wirtschaftlichsten Autobauer weltweit. Eine generöse Gewinnbeteiligung war der Lohn. Die Erfolge motivierten Wiedeking zu einem riskanten Überholmanöver – der Übernahme der deutlich größeren Volkswagen AG. Doch der Deal scheiterte am Widerstand des VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch. 2009 musste Wiedeking auf sein Betreiben hin gehen. Zuvor hatte ihm der VW-Patriarch im Beisein des VW-Vorstandsvorsitzenden Winterkorns in aller Öffentlichkeit das Vertrauen entzogen.

Die geplatzte VW-Übernahme findet nun ihre juristische Aufarbeitung. Ende Juli steht Wiedeking vor Gericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter sollen gegenüber den Marktteilnehmern mehrfach bestritten haben, einen Anteil am VW-Konzern von über 75 Prozent anzustreben, obwohl genau das ihre Absicht gewesen sei. Wird Wiedeking schuldig gesprochen, drohen ihm eine hohe Geldstrafe, im schlimmsten Fall fünf Jahre Haft. Die Tatsache, dass nun auch das Verhältnis seiner früheren Gegner, Winterkorn und Piëch, mittlerweile schwer gestört ist, dürften Wiedeking im Falle einer Verurteilung nur wenig trösten.

Wiedekings Rekord also dürfte halten. Kein Manager, Thomas Middelhoff eingeschlossen, schaffte bislang mehr. Manfred Winterkorn etwa, Spitzenverdiener unter den DAX-Vorständen, bekam 2014 15,9 Millionen Euro überwiesen – „nur“ 15,9 Millionen.