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Ark Innovation-Crash: Hat sich Cathie Wood verspekuliert?

Die Zinserhöhungen der Notenbanken seien ein Fehler, poltert die Star-Investorin. Hat sie recht? Oder versucht sie allein ihren Tech-Fonds zu retten, der im bisherigen Jahresverlauf schon die Hälfte an Wert verloren hat?

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Rebecca Blackwell)

Die Zinserhöhungen der Notenbanken seien ein Fehler, poltert die Star-Investorin. Hat sie recht? Oder versucht sie allein ihren Tech-Fonds zu retten, der im bisherigen Jahresverlauf schon die Hälfte an Wert verloren hat?

Cathie Wood mischte mit ihrem Ark Innovation ETF vor zwei Jahren die Finanzmarktwelt auf. Im Zuge der Corona-Rally setzte sich das Fonds-Flagschiff der Star-Investorin weit von vielen Konkurrenzprodukten ab und brillierte per explosivem Kursverlauf. Von März 2020 bis Februar 2021 vervierfachte sich der Kurs. Mir ihren erfolgreichen Investments in disruptive Technologien und Corona-Gewinner-Aktien landete sie beständig auf den Titelseiten großer Zeitungen und bedeutender Wirtschaftsmagazine. Cathie Wood, die junggebliebene 66-jährige, die es den ewigen Pessimisten, darunter Warren Buffett oder auch Bridgewater-CEO Ray Dalio, zeigte und exakt mit jenen Aktien ein Vermögen aufbaute, die andere große Fonds-Manager shorteten und für vollkommen überbewertet hielten.

Allein, die Erfolgsgeschichte war so schnell auserzählt, wie sie begonnen hatte. Eineinhalb Jahre später nämlich sind alle Gewinne dieser so phantastischen Rally aufgezehrt. Die Zinserhöhungen der Notenbanken, allen voran die der Fed, belasten die gesamte Technologiebranche schwer. Der Nasdaq 100 hat seit Jahresbeginn bereits 27 Prozent an Wert verloren. Der Ark Innovation ETF von Cathie Wood toppt das im negativen Sinne aber locker. Er steht nach fast neun Monaten mit über 50 Prozent im Minus. Ausgehend vom Kurshoch im Februar 2021 hat der Fonds sogar 73 Prozent an Wert verloren. Anleger wären hier also sogar mit Einzelinvestments in die Netflix- oder Meta-Aktie, deren Kurse ebenfalls heftig einbrachen, besser gefahren. Auf das Jahr 2022 gesehen, belegt der Ark Innovation Fonds den letzten Platz unter den fast 600 US-Mid-Cap-Wachstumsfonds, die das Finanzanalyseunternehmen Morningstar listet.

Wirft man einen Blick auf die Top-Werte des Fonds, verwundert dieser Absturz wenig. Unter den zehn Positionen mit den größten Anteilen am Portfolio finden sich die Aktien von Roku, Zoom, Coinbase und Teladoc Health. Allesamt Coronakrisengewinner und jetzt Inflationskrisenverlierer.

Hat sich Cathie Wood verspekuliert? Fakt dürfte sein: Ein Investment in ihren Fonds ist eine riskante Wette auf die Zukunft. Das war es schon immer, auch in den „guten Zeiten“. Der Ark Innovation ETF setzt auf alles, was hoch-disruptiv ist. Da scheinen selbst Microsoft, Apple oder Alphabet schon zu langweilig. Aktien der großen Tech-Konzerne, die sichere Gewinne erwirtschaften, sucht man in den Top-Positionen jedenfalls vergebens.

Die ausufernde Inflation und die darauffolgende Zinswende der Fed hat Wood überdies wohl überrascht. Dazu passt ihre jüngste Warnung, in der sie die erwartete nächste Zinserhöhung der Notenbank als „Fehler“ bezeichnete. „Sie mache sich mehr Sorgen über eine Deflation“, so die Investorin.

Wood sieht die Inflation vor allem als Folge von Lieferkettenproblemen. Diese, sagte sie, seien jedoch dabei sich aufzulösen. Die Rohstoff- und Frachtkosten würden sinken, ein stabiler Goldpreis deute ebenfalls darauf hin, dass sich die Lage entspanne. Wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen, erwartet Wood zudem eine Rezession in den USA, womit sich, sagt sie, der Preisdruck verringern würde.

Die Warnung scheint nicht gänzlich unberechtigt. Auch Tesla-Chef Elon Musk hat eine Deflation bei weiteren Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Und tatsächlich könnten sich die Lieferketten nach den harten Lockdowns in China und dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine nun langsam wieder entspannen, die Inflation sich etwas beruhigen.

Gleichzeitig kommt Woods Warnung zu einem Zeitpunkt, in dem Anleger und Investoren beginnen könnten vollends ihr Vertrauen in den berühmtesten Fonds der Star-Investorin zu verlieren. Weitere Zinserhöhungen träfen ihren ETF wohl hart. Der Markt sortiert wenig gewinnträchtige Geschäftsmodelle gerade rigoros aus. Je weiter die Zinsen steigen, desto mehr zählt für Investoren Sicherheit, eine feste Marktposition, eine vorhersehbare Zukunft. Punkte, bei denen der Ark Innovation ETF nicht punkten kann.

Es braucht also irgendwie eine neue Story, die für den Kauf des Fonds spricht. Cathie Wood ist dabei, sie zu erzählen. Dazu gehört auch ihre Einschätzung, dass der Marktwert aller disruptiven Innovations-Aktien innerhalb der nächsten zehn Jahren von acht auf 200 Billionen US-Dollar ansteigen soll. Das wäre in etwa zehn mal so viel wie das Bruttoinlandsprodukt der USA.

OG

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