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Nvidia: Ohne Krypto nur solide

Corona-Highflyer Nvidia gerät an der Nasdaq zusehends unter Druck. Auch wenn der Chip-Konzern es nicht zugeben will, das liegt vor allem an der Abhängigkeit vom Kryptomarkt.

(Foto: Michael Vi / Shutterstock)

Corona-Highflyer Nvidia gerät an der Nasdaq zusehends unter Druck. Auch wenn der Chip-Konzern es nicht zugeben will, das liegt vor allem an der Abhängigkeit vom Kryptomarkt.

Nvidia steht für Wachstum, Innovation, Erfolg. Jahrelang stiegen Absatz, Umsatz und Gewinn des kalifornischen Chip-Krösus steil und stetig an. Gekrönt wurde diese phänomenale Erfolgsgeschichte – seit dem Börsengang stieg der Aktienkurs um 35.200 Prozent – von einer schieren Kursexplosion während der Coronapandemie. Der Digitalisierungsschub und die Chip-Knappheit bescherten Nvidia überquellende Auftragsbücher und sagenhafte Gewinne.

Anleger stürzten sich auf die Aktie. Deren Kurs stieg von März 2020 bis November 2021 von 54 auf 326 US-Dollar. Dieses Hoch markierte allerdings das vorläufige Ende der märchenhaften Saga. Seither stürzt der Kurs in ähnlichem Tempo bergab, wie er einst nach oben kletterte. 154 US-Dollar kostet die Nvidia Aktie dieser Tage noch, weniger als die Hälfe als vor einem Dreivierteljahr.

Zu viele negative Überraschungen

Inflation, Zinserhöhung, Ukraine-Krieg und Lieferengpässe bringen den Tech-Sektor in die Bredouille, Anleger strafen überbewerte Papiere ab. Gut reicht nicht mehr, selbst sehr gut hilft wenig. Es braucht schon die die ganz große positive Überraschung, damit ein Kurs überhaupt noch stabil bleibt und einen leicht positiven Trend ausbilden kann. Negative Überraschungen hingegen sorgen für Panikattacken. Und Nvidia liefert solche derzeit am laufenden Band.

Der Umsatz im zweiten Quartal des laufenden Jahres stieg zwar um drei Prozent auf 6,7 Milliarden US-Dollar, allerdings hatte Nvidia selbst mit acht Milliarden gerechnet und auch die Analysten waren im Schnitt von deutlich mehr ausgegangen. In einem herausfordernden Umfeld, wie dem aktuellen, ist das trotzdem kein schlechtes Ergebnis. Allein, es reicht Anlegern nicht mehr, um die exorbitant hohe Bewertung von Nvidia an der Börse zu rechtfertigen. Hinzu kommt der – zugegeben von sehr hohem Niveau aus – eingebrochene Gewinn. Im zweiten Quartal verdiente Nvidia 656 Millionen Dollar nach 2,37 Milliarden im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Eine baldige Erholung ist nicht in Sicht. Für das laufende Quartal erwartet Nvidia einen Umsatz von 5,9 Milliarden Dollar, also weniger als im zweiten Quartal und rund eine Milliarden weniger, als im Jahr zuvor.

Geschäft mit Gaming-Grafikkarten bricht ein

Diese massiven Umsatz- und Gewinneinbrüche haben vor allem eine Ursache: Die Abkühlung des Krypto-Marktes. Nvidia spricht es nicht direkt an, doch ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt es deutlich, denn für die sich verschlechternden Ergebnisse ist vor allem die Gaming-Sparte verantwortlich. Während im Geschäft mit Rechenzentren die Umsätze um über 60 Prozent auf 3,81 Milliarden Dollar stiegen, sanken sie im Grafikkarten-Segment um ein Drittel auf 2,04 Milliarden Dollar.

Nvidias leistungsstarke Grafikkarten wurden von Krytpo-Minern in den vergangenen Jahren nahezu an sich gerissen. Die Kalifornier lieferten schlicht das beste Material zum Schürfen von Bitcoin und Co. Mit dem deutlichen Preisverfall vieler Kryptowährungen und nicht zuletzt des Bitcoin, bei gleichzeitig steigenden Energiekosten, lohnt sich das Schürfen nun kaum noch. Das lässt die Nachfrage nach Nvidias Gaming-Grafikkarten einbrechen.

Anleger ahnen: Nvidias gigantische Umsatz- und Gewinnsprünge in den vergangenen Jahren waren wohl eng an den Erfolg des Bitcoin und weiterer Kryptowährungen gekoppelt. Ohne die Einnahmen aus diesem Geschäft fehlt nun ein großer Teil an Wachstumsphantasie. Nvidia erfährt damit eine Normalisierung der Geschäfte und eine Normalisierung des Börsenkurses. Für Anleger, die noch nicht investiert sind, ist das wohl ein gutes Zeichen. Nach langer Zeit könnten sich wieder Einstiegsgelegenheiten auftun.

OG

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