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Sind das die besten Öl-Aktien 2019?

Zwischen Handelskonflikt und Iran-Krise rückt die Ölpreis-Entwicklung immer stärker in den Fokus von Anlegern. Zukunftsprognosen sind schwer zu treffen. Doch selbst wenn die Preise nicht anziehen, könnten die Aktien dieser Öl-Konzerne zu Gewinnern werden.

BÖRSE am Sonntag

Zwischen Handelskonflikt und Iran-Krise rückt die Ölpreis-Entwicklung immer stärker in den Fokus von Anlegern. Zukunftsprognosen sind schwer zu treffen. Doch selbst wenn die Preise nicht anziehen, könnten die Aktien dieser Öl-Konzerne zu Gewinnern werden.

Die Lage rundum den Ölmarkt ist angespannt. Und das vor allem, da sich die Lage rund um den Persischen Golf und den Handelskonflikt zweier Großmächte alles andere als entspannt. Erst vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump den Chinesen neue Strafzölle in Aussicht gestellt. Mehr Eskalation als Deeskalation. Die Hoffnung der Anleger auf letztere ist damit zunächst auf Eis gelegt. Die Märkte reagierten geschockt. Allein der DAX verlor nach dem Durchsickern der schlechten Neuigkeiten zwischenzeitlich 380 Punkte. Weltweit gaben die wichtigsten Indizes deutlich nach.

Mit Ihnen sauste so auch der Ölpreis in die Tiefe. Die Angst vor einer spürbaren Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums durch handelspolitische Streitigkeiten und Restriktionen setzt diesem seit längerem zu, bildet damit den Gegenpol zur Iran-Krise, deren Zuspitzung zuletzt und in Etappen immer wieder für steigende Ölpreise gesorgt hatte. Nach einer volatilen Berg- und Talfahrt von zunächst 84 Euro je Barrel der Sorte Brent im Oktober 2018 auf 52 Euro im Dezember selbigen Jahres, dann wieder auf 72 Euro im Mai diesen Jahres und einem daran anschließenden Rückgang auf 66 Euro im Juli, ist der Preis für den wertvollsten Industrierohstoff der Welt inzwischen bei rund 57 Euro pro Barrel der Sorte Brent angelangt. Das ist rund doppelt so hoch, als noch Anfang 2016, gleichzeitig aber nur in etwa halb so hoch, wie einst 2012, als das Fass im Hoch 126 Euro kostete.

Wie sich die Preise in nächster Zeit entwickeln, lässt sich dabei kaum vorhersagen, zu sehr lasten Ereignisse, deren Ausgang ebenso ungewiss ist, auf seiner Entwicklung. Dass er jedoch wieder auf die Tiefststände von 2016 fällt, scheint mittelfristig unwahrscheinlich, allein aufgrund der OPEC+-Förderkürzungen, die erst vor kurzem verlängert wurden.

Vor allem ausgewählte Aktien von Ölkonzernen macht das interessant. In der Zeit extrem niedriger Preise, mussten sie Kostensenkungsprogramme aufsetzen, die jetzt greifen und fuhren zuletzt wieder hohe Gewinne ein. Im Zuge der Angst vor wieder fallenden Preisen, sind die Kurse ihrer Aktien jüngst jedoch gefallen. Geht es längerfristig mit den Preisen wieder nach oben, könnten die Kursgewinne umso höher ausfallen. Dafür spricht die Entwicklung in Südamerika und Indien. Hier dürfte die Energienachfrage weiter sprunghaft ansteigen. Und selbst wenn die Preise auf ihrem nun wieder niedrigeren Niveau stagnieren: Die Konzerne scheinen inzwischen gut aufgestellt, überzeugen dank besserer Margen als Dividendenlieferant und mit Aktienrückkaufprogrammen. Kursdellen könnten so willkommene Einstiegsgelegenheiten darstellen. 

Royal Dutch Shell

Den Anfang macht Europas größter Öl-Konzern, einer der Big Player am Markt. Vor kurzem erst mit der Ankündigung der größte Stromanbieter der Welt werden zu wollen für Aufsehen gesorgt, ist der Konzern mit Sitz im niederländischen Den Haag bereits heute der weltgrößte Flüssiggasanbieter und nach Fördermenge der drittgrößte private Mineralöl-Konzern der Welt. Im Rahmen des in den vergangenen gut drei Jahren erfolgten Ölpreisanstiegs, hat der Riese sehr gut verdient. 2017 haben die Niederländer ihren Gewinn verdoppelt, 2018 erneut um rund 80 Prozent gesteigert. Auf 23,4 Milliarden Dollar. Der Umsatz kletterte um 27 Prozent auf 388 Milliarden Dollar. Auch 2019 dürften die Gewinne nochmals steigen.

Vor allem überzeugend: Im Vergleich zu einigen Konkurrenten darf Shell auf eine vor Kraft strotzende Bilanz blicken. „Das Eigenkapital“, schreibt Lynxbroker-Analyst Sascha Sadowski, „lag zum 31.12.2018 bei knapp 197 Milliarden Dollar, so dass die Eigenkapitalquote mittlerweile über 50 Prozent liegt“. Dazu habe der Konzern seine Dividende seit 1945 nicht mehr gesenkt. Inzwischen bekommen Anleger 1,69 Euro je Anteilsschein. Bei dem derzeitigen Kurs von etwas über 26 Euro entspricht das einer Dividende von 6,4 Prozent. Ein Aktienrückkaufprogramm läuft seit 2017 zusätzlich. Bis 2020 soll es ein Volumen von rund 25 Milliarden Dollar erreichen.

Der Kurs der Aktie lief nach einem Anstieg zu Beginn des Jahres relativ lange seitwärts, ehe er nun durch den Ölpreis-Sturz eine heftige Delle verpasst bekam. Zum Zwischenhoch aus dem Mai 2018 bei rund 30 Euro steht damit ein Abschlag in Höhe von 15 Prozent. Das Papier, so Experte Sadowski, sei gut gegen Kursschwankungen abgesichert. Bei weiteren Ölpreisanstiegen bestehe nach oben dennoch ein erhebliches Kurssteigerungspotenzial.

Diamondback Energy

Im Gegensatz zu den Europäern ist der US-Konzern Diamondback Energy quasi ein Jüngling. Erst 2007 bekam er die ersten Förderlizenzen zugesprochen. Grund: Die Amerikaner fördern vor allem unkonventionelle Öl- und Gasreserven. Und das wiederum ist erst seit einigen Jahren in großen Mengen technisch möglich. Seither wächst Diamondback Energy stetig. Und dabei durchaus rasant. Lag der Umsatz 2009 noch bei 13 Millionen Dollar, waren es 2018 bereits 2,2 Milliarden. Der Gewinn lag bei 846 Millionen. In den vergangenen drei Jahren sind die Umsätze so im Schnitt um fast 100 Prozent gestiegen, die Gewinne um knapp 90 Prozent. 2019 könnte ein Plus von weiteren 30 Prozent dazugekommen, schätzen Analysten. Seit 2018 zahlt der Konzern eine Dividende von 0,75 Dollar, legte gleichzeitig ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von zwei Milliarden Dollar auf. Die Kursentwicklung der Aktie spricht ohnehin für sich: Seit dem Börsengang 2012 mit einem Ausgabekurs von 17,50 Dollar ist die Aktie um mehr als 600 Prozent auf zwischenzeitlich 107 Dollar gestiegen. Derzeit kosten die Titel mit rund 96 Dollar nicht mehr ganz so viel. Aber freilich immer noch genug.

Doch geht es nach Lynxbroker-Analyst Sadowski könnte die Aktie der Amerikaner immer noch ein lohnenswertes Investment darstellen. Der Konzern habe von dem Sterben kleinerer Konkurrenten im Ölpreis-Tief profitiert, weise dazu im Branchenvergleich den niedrigsten Verschuldungsgrad und die höchste Vorsteuer-Gewinnmarge auf. Darüber hinaus sei die Aktie die „meistempfohlene US-Aktie noch vor Amazon“, so der Experte.

ConocoPhillips

ConocoPhillips, den drittgrößten US-Ölkonzern, erwischte es im Ölpreis-Tief schlimm. Für die Amerikaner ging es 2014 zunächst darum, irgendwie zu überleben. Dazu waren harte Einschnitte, wie der Verkauf von Unternehmensanteilen, Dividendenkürzungen sowie allgemeine Kostensenkungen notwendig. Zu diesen extremen Maßnahmen gezwungen, leitete sie der Konzern mit Sitz im US-Bundesstaat Texas konsequent ein. Seit 2012 konzentriert man sich ausschließlich auf Exploration und Produktion von Erdöl. Und profitiert davon. Seit dem zweiten Quartal 2017 wirtschaften die Amerikaner wieder profitabel. 2018 vervielfachte sich der Gewinn von 0,7 auf 6,3 Milliarden Dollar. Für 2019 erwarten ihn Analysten auf ähnlich hohem Niveau. Das Unternehmen selbst kündigte an moderat wachsen, die Produktion jährlich um fünf Prozent anheben zu wollen.

Die große Stärke der Texaner: Man hat es geschafft, die Produktionskosten pro Fass auf 35 Dollar einzudämmen. Und ist so schon jetzt, bei Preisen zwischen 60 und 70 Dollar, hochprofitabel. „Die harten Einschnitte zu denen ConocoPhillips durch die Ölpreiskrise gezwungen war, haben das Unternehmen von einigem Kosten-Ballast befreit und wieder zu einem wettbewerbsfähigen Marktteilnehmer gemacht“, analysiert so auch Experte Sadowski und fügt an: „Davon sollte der Konzern nun im Umfeld hoher Ölpreise überdurchschnittlich profitieren.“ Vor allem, wenn der Preis für das „Schwarze Gold“ wieder anziehen – und dafür gäbe es wie eingangs beschrieben ähnlich gute Gründe wie dafür, dass er nachgibt, könnte das ConocoPhillips in die Karten spielen und den Aktienkurs weiter und wieder antreiben. 

Ausgehend von den umgerechnet 70 Euro je Aktie aus dem Oktober 2018 ist der Kurs des ConocoPhillips-Papiers bis heute um 28 Prozent auf 50,50 Euro gefallen. Was natürlich an der seither alles in allem negativen Ölpreisentwicklung liegt. Doch die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Unruhe am Ölmarkt herrscht und es keine klare Tendenz nach unten oder oben zu geben scheint. Wer mutig ist, damit einhergehend vielleicht auch etwas spekulieren möchte, dem könnte die Aktie ein nettes Objekt zur Wette sein. 

OG

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