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Warum die Tesla-Aktie nichts für Privatanleger ist

In fünf Handelstagen lösen sich bei Tesla 136 Milliarden US-Dollar Börsenwert in Luft auf. Vorausgegangen war diesem historischem Verlust eine wahnsinnige Rally – ausgelöst auch von Kleinanlegern. Die sitzen jetzt auf hohen Verlusten.

Im positiven wie im negativen an der Börse der Konzern der Stunde: Tesla (Foto: Shutterstock)

In fünf Handelstagen lösen sich bei Tesla 136 Milliarden US-Dollar Börsenwert in Luft auf. Vorausgegangen war diesem historischem Verlust eine wahnsinnige Rally – ausgelöst auch von Kleinanlegern. Die sitzen jetzt auf hohen Verlusten.

So wirklich darf es niemanden überrascht haben. Das Ausmaß vielleicht, aber dass auf jede große Party irgendwann der Kater folgt, gilt insbesondere an der Börse als gesichert. Davor ist auch ein Unternehmen, wie Tesla, nicht gefeit. Oder sollte man besser sagen: Vor allem Tesla nicht?

Elon Musk, der exzentrische Gründer und Konzernlenker des E-Auto-Pioniers, scheint das, was die CEOs der großen Tech-Konzerne seit Jahren vorleben, formvollendet zu haben – perfektes Storytelling. Musk weiß, wie er Tesla glänzen lassen kann, wie er Kunden und Anleger von seinem Unternehmen überzeugt, wie man eine Marke inszeniert und zu etwas einzigartigem macht.

Kurssprünge und Talfahrten liegen bei Tesla nah beieinander

Das hat Tesla schon Jahre bevor die Kalifornier zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber in der globalen Automobilindustrie wurden, wertvoll gemacht. Es hat den Weg dorthin womöglich überhaupt erst frei geschaufelt, da Tesla so Investorengeld an Land zog, von dessen Höhe andere nur träumen konnten. Und es hat Kunden angelockt, Nachfrage nach etwas kreiert, das zuvor kaum einer haben wollte. An der Börse hat das immer wieder für Kurssprünge gesorgt. Aber eben auch für gewaltige Kursstürze. Wer die Erwartungen derart nach oben schraubt, der legt immer auch die Grundlage für einen tiefen Fall.

Was sich in den vergangenen Jahren also stets im Kleinen abgespielt hat, spielte sich nun – in diesem Jahr – im Großen ab. Schließlich ist Tesla inzwischen kein vielversprechendes Start-Up mehr. Inzwischen sind die Kalifornier zum wertvollsten Autobauer der Welt aufgestiegen. Vieles von dem, was Elon Musk der Öffentlichkeit in der Vergangenheit so vorgeträumt hat, ist tatsächlich Realität geworden. In Sachen E-Auto hat man die Technologieführerschaft inne. Das immer wieder als „Heilsbringer“ hochgejubelte Model 3, das Tesla den Sprung in den Massenmarkt ermöglichen sollte, findet tatsächlich reißenden Absatz und nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es auch in der Produktion rund. Vier Quartale infolge schrieb Tesla zuletzt schwarze Zahlen. Und das trotz der riesigen Investitionen, die Musk weltweit tätigt. Nicht auszudenken, wohin all das führt, wenn die Gigafactorys in China und Deutschland einmal in Betrieb gehen, Tesla seine Produktpalette erweitert, die Ladeinfrastruktur verbessert wird. Und was muss erst passieren, wenn das E-Auto zum Standard wird?

Tesla ist an der Börse in der breiten Masse angekommen – das birgt Gefahren

Tesla ist mit seinen Ideen, seiner Marke und nicht zuletzt an der Börse in der breiten Masse angekommen. Mitsamt der Tech-Euphorie in der Coronakrise katapultierte das den Kurs des E-Autoherstellers in ungeahnte Höhen. Am Ende kannte die Euphorie kaum noch Grenzen, auch immer mehr Kleinanleger investierten. Ganz getreu dem Motto: Bloß nicht wieder Chancen wie bei Apple oder Amazon verpassen. Bis Ende August stieg der Aktienkurs um sagenhafte 500 Prozent. Und das mitten in einer der größten Wirtschaftskrisen, die die Welt je gesehen hat.

Anleger feierten die Mega-Party. Und erlebten mit Beginn des Septembers den Mega-Kater. Innerhalb von fünf Handelstagen verlor Tesla im Rahmen einer heftigen Korrektur an der US-Tech-Börse Nasdaq 136 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Allein am Dienstag knickte der Kurs um über 20 Prozent ein. In neun Tagen gab der Kurs um 34 Prozent nach.

Das lag auch daran, dass Tesla wider erwarten die Aufnahme in den S&P 500 verwehrt wurde. Vor allem aber an einer Rally, die am Ende jegliche Bodenhaftung verloren hatte. Das wird auch bei einem Blick auf zwei Kennzahlen deutlich. Trotz der heftigen Korrektur kommt die Tesla-Aktie nämlich immer noch auf ein KGV von 385 und ein KCV von 115. Und wer zu Beginn des Jahres eingestiegen war, kommt noch immer auf Kursgewinne in Höhe von 325 Prozent.

Kaufen und verkaufen zum falschen Zeitpunkt: Bei Tesla ist das schnell passiert

Viele Anleger, die im Sommer, als die Rally in Hochgeschwindigkeit lief, noch eingestiegen sind,  sitzen jetzt erst einmal auf hohen Verlusten. Gut möglich, dass das Rekordhoch aus dem August langfristig wieder erreicht wird, vielleicht geht es aber auch erst einmal noch ein ganzes Stück weiter nach unten. Solche Schwankungen muss man als Tesla-Aktionär aushalten können. Die Vergangenheit allerdings lehrt: Viele Privatanleger sind dazu nicht in der Lage. Sie kaufen und verkaufen zum falschen Zeitpunkt.

Die Tesla-Aktie ist dafür nahezu prädestiniert. Denn die Aktienstory der Kalifornier ist seit jeher fast ausschließlich auf Erwartungen aufgebaut. Und was von diesen Erwartungen, wann und wie Realität wird, lässt sich nicht vorhersagen. Entsprechend sind sich auch die Analysten uneinig. Während Independent Research und RBC bei Kurszielen von 114 und 290 US-Dollar zum Verkauf raten, gab das Analysehaus Jefferies noch vor dem Aktiensplit ein Kursziel von 2.500 US-Dollar inklusive Kaufvotum aus. Der US-Elektroautobauer setze sich in Bereichen wie der verwendeten Software, der Akkukapazität und der Produktionseffizienz immer weiter von der Konkurrenz ab, schrieb Analyst Analyst Philippe Houchois. Für RBC-Experte Joseph Spak dagegen sind die Papiere des Elektrobauers „fundamental überbewertet“. Alles in allem würden 23 Analysten die Aktie aktuell verkaufen, 21 würden sie halten, zehn raten zum Kauf.

Ein klare Linie sucht man vergebens. Anlegern können sich beim Zocken mit der Tesla-Aktie entsprechend schnell und nachhaltig die Finger verbrennen. Manchmal ist es da gar nicht schlecht, man hält sie in solch heißen Phasen einfach mal weg.

OG

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