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Wirecard erstarkt inmitten der Corona-Pandemie

Während die meisten Unternehmen unter den Auswirkungen des Coronavirus ächzen, gehört Zahlungsdienstleister Wirecard zu den wenigen Gewinnern der Krise. Dabei profitiert das Unternehmen aus Aschheim bei München vom Trend zum bargeldlosen Bezahlen und rüstet sich mit einer neuen Kooperation für die Zukunft. Aktionäre und Analysten bescheinigen der Aktie eine rosige Zukunft. Trotzdem ist die Stimmung (noch) angespannt. Warum? Das erfahren Sie hier.

Während die meisten Unternehmen unter den Auswirkungen des Coronavirus ächzen, gehört Zahlungsdienstleister Wirecard zu den wenigen Gewinnern der Krise. Dabei profitiert das Unternehmen aus Aschheim bei München vom Trend zum bargeldlosen Bezahlen und rüstet sich mit einer neuen Kooperation für die Zukunft. Aktionäre und Analysten bescheinigen der Aktie eine rosige Zukunft. Trotzdem ist die Stimmung (noch) angespannt. Warum? Das erfahren Sie hier.

Bargeldloses Bezahlen – dieses Thema wurde schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie immer wichtiger. Doch nun, in einer Zeit, da gesellschaftlich sehr viel mehr Wert auf Hygiene und Virenschutz gelegt wird, bekommt es neuen Auftrieb. Selbst in unserem doch so bargeldaffinen Deutschland, wo sich laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach drei Viertel der Menschen in der Altersklasse 45+ sowie ein Drittel der 16- bis 29-Jährigen damit schwertuen, ohne Bargeld zu bezahlen, könnte das Coronavirus einen Paradigmenwechsel einläuten. Für jedermann unmittelbar spürbar ist dieser schon jetzt an der Supermarktkasse. Dort werden die Kunden deutschlandweit kettenübergreifend dazu aufgefordert, nach Möglichkeit auf Bargeldzahlungen zu verzichten bzw. am besten gleich ganz kontaktlos zu zahlen, um die Ansteckungsgefahr beim Einkaufen zu reduzieren. Mit Erfolg: Wie eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, werden inzwischen über die Hälfte aller Girocard-Zahlungen in Deutschland kontaktlos durchgeführt. Im Dezember waren es noch 35 Prozent.

Ein Ende dieser Entwicklung ist auch für die Zeit nach Corona nicht absehbar, da sind sich die Experten einig. Ganz zur Freude von Zahlungsdienstleistern wie dem Dax-Konzern Wirecard, die hier nachhaltig ihr großes Geschäft wittern. Schließlich bekommen sie von den Händlern nicht nur Geld dafür, dass sie diese mit Kartenlesegeräten ausstatten, sondern auch für die Bereitstellung der entsprechenden Software, Integration und Zahlungsabwicklung. Neben fixen Servicegebühren verdienen Zahlungsdienstleister zudem an jeder einzelnen Transaktion. Dementsprechend laufen die Geschäfte für Wirecard trotzt den belastenden Einschränkungen im Reisegeschäft derzeit entgegen des allgemeinen wirtschaftlichen Trends gut, wie CEO Markus Braun jüngst bestätigte. Folglich hält Wirecard als einer der wenigen Dax-Konzerne an seiner Jahresprognose – erwartet wird ein EBITDA von 1,0 bis 1,12 Milliarden Euro – für das Geschäftsjahr 2020 weiterhin fest.

Doch damit nicht genug: Inmitten der Corona-Krise verkündet der Zahlungsdienstleister Anfang dieser Woche eine neue Kooperation. Demnach arbeitet Wirecard künftig mit UNAS, der führenden ungarischen E-Commerce-Agentur zusammen. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden die Wirecard-Zahlungsoptionen allen 5.000 Händlern – das Spektrum reicht vom Möbel- bis zum Autoverkäufer – bereitgestellt, die über UNSAS E-Commerce-Lösungen anbieten. Laut Daten von statista dürfte der über großes Wachstumspotential verfügende ungarische E-Commerce-Markt dieses Jahr auf einen Umsatz in Höhe von 2,2 Milliarden Euro kommen. Wirecard darf sich also über zahlreiche neue Unternehmenskunden freuen.

Derlei Nachrichten gefallen besonders den Aktionären. Seit Mitte März hat das Wirecard-Papier wieder den Vorwärtsgang gefunden, nachdem die Aktie Mitte Februar zur Talfahrt ansetzte. Inzwischen notieren die Anteilsstelle wieder deutlich im dreistelligen Bereich, wenngleich das Allzeithoch von knapp 200 Euro vor eineinhalb Jahren noch ein großes Stück entfernt ist. Laut DZ Bank hat die Aktie aber durchaus das Potential, weiter kräftig zuzulegen. Diese sieht das Unternehmen technologisch gut positioniert und attestiert Wirecard ein schnelleres Wachstum als der Konkurrenz. Der Bewertungsabschlag im Vergleich zur Vergleichsgruppe sei hoch, zum direkten Konkurrenten Adyen aus den Niederlanden sogar "exorbitant", so die DZ Bank. Folglich empfiehlt sie wie auch 13 weitere Geldhäuser den Kauf der Wirecard-Aktie, während nur zwei zum Verkauf raten. Bemerkenswert ist das durchschnittliche Kursziel der Analysen von 175,22 Euro. Demnach trauen die Experten der Wirecard-Aktie einen Zuwachs von über 50 Prozent zu. 

Die Zukunft für Wirecard sieht also vielversprechend aus. Einziger Wertmutstropfen bleibt allerdings ein nach wie vor ausstehender Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zu den von der Wirtschaftszeitung Financial Times erhobenen Vorwürfen über Bilanzunregelmäßigkeiten bei Wirecard. Dieser wird am 22. April voller Spannung erwartet. Nachdem KMPG bereits zu dem Fazit gelangt ist, dass es in den Bereichen Merchant Cash Advance und Digital Lending zu keinen Unregelmäßigkeiten gekommen sei, muss noch geklärt werden, ob das für über Drittanbieter abgewickelten Geschäfte auch zuträfe. Sollte das Dax-Unternehmen hier entlastet werden, dürfte der Höhenflug der Aktie deutlich an Dynamik gewinnen. Der Mai könnte für Wirecard zum wahrhaftigen Wonnemonat werden.

WIM

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