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Warum Profi-Anleger die McDonalds-Aktie shorten

Leerverkäufer wetten Milliarden gegen das goldene M und weitere Fast-Food-Aktien. Mit Erfolg, denn die Kurse sind abgesackt. Entscheidend sind wohl zwei Faktoren.

(Foto: Shutterstock)

Leerverkäufer wetten Milliarden gegen das goldene M und weitere Fast-Food-Aktien. Mit Erfolg, denn die Kurse sind abgesackt. Entscheidend sind wohl zwei Faktoren.

Von Mitte September bis Mitte Oktober zeigt der Chart der McDonalds-Aktie steil nach unten. Von 284 auf 246 US-Dollar ist die Aktie in dem Zeitraum gefallen, ein Minus von 14 Prozent. Ein solch prägnanter Kurssturz ist untypisch für die Papiere der Fast-Food-Kette. Seit Jahren steigt die Bewertung des goldenen M an der Börse kontinuierlich, seit 47 Jahren erhöht der Fast-Food-Riese jährlich die Dividende. Der globale Siegeszug des Big Mac-Konzerns hält an, das Geschäft floriert, auch die jüngsten Preisanpassungen wurden von den Kunden bislang mitgetragen. McDonalds an der Börse ist, wenn man so will, langweilig erfolgreich. Große Innovationen erwartet von dem Konzern niemand, ein Wachstumsfeuerwerk auch nicht. Dafür Beständigkeit. Und die hat McDonalds bislang immer geliefert. Umsätze und Gewinn sind über die Jahre stets gestiegen, ohne dabei zu explodieren oder kurzzeitig zu erodieren. Der Aktienchart bildet genau das ab. Kontinuierliches, unaufgeregtes Wachstum.

Leerverkäufe im Wert von 12,2 Milliarden US-Dollar

Nun also plötzlich und zumindest auf den ersten Blick unerwartet der Kurssturz. Was diesen genau zum jetzigen Zeitpunkt ausgelöst hat, lässt sich schwer beantworten. Fakt ist: Es war einer mit Ansage, denn in jüngster Zeit haben die Short-Wetten gegen McDonalds und andere Fast-Food-Unternehmen überdeutlich zugenommen. Profi-Anleger haben stand Mitte Oktober Aktien aus dem Sektor im Wert von 12,2 Milliarden US-Dollar leerverkauft, wie eine Auswertung des Finanzdatenanbieters S3 Partners zeigt. Allein in den vergangenen 30 Tagen sind die Wetten gegen McDonalds, Dominos Pizza, Starbucks oder Chipotle Mexican Grill um 800 Millionen US-Dollar schwerer geworden.

Blickt man auf die Kurse der Unternehmen und den S&P 500 Restaurants-Index, der auf Sicht eines Monats sieben Prozent verloren hat, dürfte es sich um sehr erfolgreiche Short-Attacken handeln. S3-Partners-Analyst Ihor Dusaniwsky sagte gegenüber Bloomberg: „97 Prozent aller Short-Wetten in diesem Sektor waren profitabel“.

Warum waren sich die Profi-Investoren so sicher und haben nun so eindrucksvoll Recht bekommen? Zwei Gründe liegen Dusaniwsky zufolge auf der Hand. Einmal die Aussicht auf länger anhaltende hohe Zinsen. Darüber hinaus der Hype um die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy. Eigentlich als Diabetesmittel gedacht, werden die Medikamente nun vermehrt zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk verdient mit den Mitteln Milliarden. Eli Lilly aus den USA wird mit Mounjaro wohl bald ein ähnliches Medikament auf den Markt bringen.

Die Medikamente funktionieren, in dem sie schlicht den Appetit mindern und für ein schnelleres Sättigungsgefühl sorgen. Daher rührt nun offenbar die Sorge, dass gerade Fast-Food-Ketten an Kundschaft verlieren könnten. Dazu kommt das Zinsniveau. „Wenn die hohen Zinssätze anhalten, dürften die Konsumausgaben sinken und die Restaurantbranche ihren Abwärtstrend bei den Preisen fortsetzen“, erklärt Dusaniwsky. McDonalds Finanzchef Ian Borden hatte Preissenkungen bereits bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Ende Juli angekündigt. „Ich gehe davon aus, dass mit dem Rückgang der Inflation auch unsere Preise anfangen werden, runterzugehen“, so der Manager.

Kursdelle zum Einstieg nutzen?

Die beiden Argumente für eine sich möglicherweise eintrübende Nachfrage und geringere Margen aufgrund niedrigerer Preise, sind nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig dürfte es sich wohl nur um kurzfristige Effekte handeln. Die Zinsen werden nicht auf Dauer so hoch bleiben und McDonalds ist am Ende eine der stärksten Marken der Welt, die, wenn es darauf ankommt, Preise auch wieder erhöhen kann. Bank of America-Analystin Sara Senatore glaubt zudem nicht, dass Abnehmspritzen längerfristig zu weniger Restaurantbesuchen führen. „Bequemlichkeit, Geschmack und soziale Kontakte sind alles Gründe, warum Menschen auswärts essen gehen.“ Auch Aviva-Fondsmanager Richard Saldanha sagt gegenüber Bloomberg: „Wir wissen, dass die Arzneien den Appetit unterdrücken, aber wir halten die Kursbewegungen für übertrieben.“

So bleibt festzuhalten: Die Short-Attacken der Profis waren bis dato zweifellos erfolgreich. Der jüngste Kurssturz könnte Anleger nun vermehrt zu Gewinnmitnahmen im Sektor verleiten, womit es noch weiter nach unten gehen könnte, auch für die McDonalds-Aktie. Gleichzeitig bleibt der grundsätzliche Erfolg des Geschäftsmodells der Burger-Kette davon unberührt, womit ein solch seltener Kurseinbruch der Aktie für Anleger auch eine Einstiegschance darstellen könnte. Immer empfiehlt es sich aber zuvor eine gewisse Bodenbildung abzuwarten. Vorsicht scheint hingegen vor allem bei weniger international ausgerichteten und insgesamt kleineren Fast-Food-Ketten geboten.

OG

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