Cash is King (Nur Bares ist Wahres)
Auweia. Gerade eben haben wir noch über das Schneechaos geflucht, das Weihnachtsfest gefeiert und das neue Jahr eingeläutet, und schon gehen wir mit Riesenschritten aufs Quartalsende zu. Am besten merkt man das daran, dass in der Fußballbundesliga wie jedes Jahr reihenweise aus Panik, die Saisonziele zu verpassen, die Trainer fliegen. Und dass die Tage länger werden und die Verwirrung zunimmt, wann und wie die Uhr vor oder zurück auf die Sommerzeit umgestellt wird. <br />Gut so, bevor ich meine Winterkleider endgültig in den Schrank verbanne und versucht bin, das absolute Modeverbrechen zu begehen, kurzärmelige Hemden ins Büro anzuziehen – schäm! –, Zeit für eine Bilanz der Edelmetallmärkte in den ersten Monaten.
In der Rubrik „Die Welt sucht den Commodity-Star“ hat sicher Silber mal wieder gute Chancen, den Gewinn davonzutragen. Nachdem es bei 30 US-Dollar pro Unze ins neue Jahr gestartet war, ist es erst auf 26,60 US-Dollar gefallen, um dann furios auf über 36 US-Dollar anzusteigen. Unglaublich, es gab kein Halten mehr. Die galoppierende Stierherde beim jährlichen Festival in Pamplona kann niemals so eindrucksvoll sein wie Silber, wenn es außer Rand und Band ist. Der Metall-Oscar für die beste Performance scheint eigentlich so gut wie sicher. Gold war eigentlich auch eher stark ins Jahr gestartet, ist dann ca. 100 US-Dollar gefallen, bevor es endlich wieder zu den Höchstständen zurückkehrte. Die weißen Metalle, also Platin und Palladium, entwickelten sich unterschiedlich. Während Palladium sich ein Beispiel am Silber genommen hat, war der Platinmarkt eigentlich so interessant wie für uns Mitteleuropäer ein Kricketspiel. So viel Kaffee kann man gar nicht trinken, als dass man länger als fünf Minuten zuschauen könnte, ohne einzuschlafen. Alles war recht beschaulich, bis die furchtbare Katastrophe in Japan passierte und nach ein/zwei Tagen des Nachdenkens die Edelmetalle den Weg nach unten antraten.
Nun, werte Leser, eventuell fragen Sie sich, warum in einer solchen Krise der Goldpreis fällt, anstatt zu steigen. Und das in Zeiten solch großer Unsicherheit. Bei Platin und Palladium kann man das ja leicht nachvollziehen: Japanische Autofirmen lassen die Produktion vorübergehend ruhen, das bedeutet, weniger Autos werden produziert und weniger Katalysatoren benötigt, damit auch weniger Platin und Palladium. Eine einfache Rechnung. Bei Gold und Silber ist die Sachlage nicht ganz so simpel. Unter normalen Umständen profitieren beide Metalle natürlich von Unsicherheit, in den beiden dem Unglück vorhergehenden Wochen waren sie stramm auf dem Marsch zu neuen Höchstständen. Aber, in solch unübersichtlichen Lagen tendieren Investoren dazu, erst mal Positionen zu schließen, Gewinne mitzunehmen und Risiken – und Gold und Silber sind nun mal recht volatile Metalle –, zu minimieren. Mit anderen Worten: Cash is King! So war es ja sogar im Oktober 2008, als Lehman Brothers die Finanzkrise auslöste. Gold war erst mal stramm auf dem Weg gen Süden. Aber Sie, meine verehrten Leser, sind ja smarter als der Rest der Meute (aus diesem Grunde lesen Sie ja auch gerade diese Kolumne). Deswegen erinnern Sie sich daran, dass Gold nach der Lehmann-Krise recht bald seinen strammen Marsch nach oben zu den Allzeithöchstständen antrat. Und wie werden die Notenbanken von Japan und der Welt auf das Beben und seine Folgen reagieren? Richtig, die Gelddruckmaschinen werden, sofern genügend Strom dafür vorhanden ist, angeworfen und Yen, US-Dollar und was immer die Anleger so haben wollen, werden fleißig gedruckt und die Inflationserwartungen der Bank of Japan und der Federal Reserve sicher geschürt, wie es ein Heizer auf alten Dampflokomotiven tat. Und das sollte Gold und Silber definitiv stützen. In diesem Sinne wünschen wir erst einmal allen Menschen, die zurzeit in Japan leiden, alles Gute und dass bald dort alles besser wird. Es gibt Wichtigeres als die Frage, wo man sein Geld investieren sollte. Oder wer neuer Trainer bei welchem Verein ist.