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Die Energiewende - ein Desaster! E.ON und RWE - ein Kauf?

Japan kehrt zur Atomenergie zurück. Genau zwei Jahre nach der Katastrophe von Fukushima verkündet die neue Regierung in Tokio, was in Deutschland keiner hören mag: Man braucht Kernkraftwerke. Japan steht mit dieser Entscheidung nicht allein. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA meldet den aktuellen Neubau von weltweit 66 Atomkraftwerken. Vor allem die zielstrebigen Wirtschaftsgroßmächte Indien, China und Russland bauen einen Meiler nach dem anderen – als hätte es Fukushima nie gegeben.

BÖRSE am Sonntag

Zur Verblüffung Deutschlands entscheiden sich sogar immer mehr Länder für den Einstieg anstatt für den Ausstieg. Von der Türkei bis Vietnam, von Ägypten bis Nigeria, von Bangladesch bis Polen. Selbst die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit dem Bau eines Atomkraftwerkes begonnen. Deutschland hingegen will nur raus aus der Kernenergie – so schnell es geht. Koste es, was es wolle. Nun kostet das erst einmal. Denn die einsame Energiewende der Deutschen ist bislang ein gewaltiger Kurzschluss.

Es versacken Milliarden in Subventionen alternativer, aber eben unrentabler Energien. Die Netze müssen mit weiteren Milliarden ausgebaut werden, die Versorgung wird labil und die Strompreise steigen dramatisch. Der energieintensiven Industrie in Deutschland droht der Todesstoß. Ein sozialistisches Zwangsabgabensystem ist installiert, das wegen irrwitziger Einspeisesubventionen für Ökostrom inzwischen sogar die modernsten und saubersten Gaskraftwerke der Welt zum Stillstand zwingt. Da in der Not mehr Kohle verstromt werden muss, verschlechtert sich auch noch die Klimabilanz. 
Der deutschen Politik ist es nicht einmal gelungen, unsere unmittelbaren Nachbarn für den Ausstieg zu gewinnen. Frankreich, Polen und Tschechien bauen ihre Atomanlagen sogar aus. In Deutschland hingegen wird das drohende Desaster mit immer neuem, planwirtschaftlichem Aktionismus verschlimmert. Von Strompreisbremsen bis zur Netzgeldverordnung fummelt die Politik im Markt herum wie weiland die SED in ihren Kombinaten. Zu den Hauptleidtragenden dieser Politik zählen die beiden Konzerne E.ON und RWE. Sie waren jahrzehntelang internationale Leuchttürme technischen und wirtschaftlichen Erfolgs. Jetzt wanken sie einer wilden Politik hinterher, die sich nicht darum schert, wie viele Arbeitsplätze und Marktpositionen und Milliarden vernichtet werden. Mehr als 50 Mrd. haben beide Unternehmen an Marktkapitalisierung an der Börse bereits verloren.

Doch auch hier könnte eine Übertreibung sichtbar werden. Denn beide Aktien wirken langsam überbestraft für die Fehler der Politik. Für erfahrene Anleger scheint das eine günstige Situation. Analysten verweisen darauf, dass die Bewertungsrelationen tief, die Substanz beachtlich, die Dividenden stark, die Erholungspotenziale enorm seien. Das mag sein. Am Ende wird es aber darauf ankommen, ob die wildwendige deutsche Energiepolitik sich zu Korrekturen der Vernunft durchringt. Das wäre allen zu wünschen – nicht nur den Aktionären von E.ON und RWE.