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Ein glänzendes, aber kein überragendes Jahr

Schon wieder neigt sich ein Jahr mit Riesenschritten dem Ende zu. Zeit, Bilanz zu ziehen. Was war gut und was war schlecht im Jahr 2012?

BÖRSE am Sonntag

Erst einmal war es ein Jahr der Jubiläen. 50 Jahre James Bond. 65 Jahre Dagobert Duck. Andere Dinge waren eher enttäuschend wie sicher die Tatsache, dass immer noch das Wort „Euro-Krise“ nicht aus unserem Wortschatz getilgt wurde. Und dass auch dieses Jahr auf einen Sommer und goldenen Herbst spätestens mit diesem Wochenende wieder ein Winter zu drohen scheint.

Wiederum gibt es Ereignisse, bei denen man sich bei der abschließenden Beurteilung auf ein entschiedenes „Sowohl als auch“, bzw. deutlicher gesagt auf ein „Wischiwaschi“ oder „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ einigen kann. So z. B. das Auftreten unserer Fußballnationalelf, die bei der diesjährigen Europameisterschaft bis zum Halbfinale in den Zeitungen mit den großen Buchstaben als unschlagbare Wundertruppe angesehen wurde – nur um nach den 90 Minuten Italien-Spiel als Ansammlung verweichlichter Luschen geschmäht zu werden. Wie um dieses Urteil endgültig zu rechtfertigen, gab es ja dann dieses 4 : 4 nach 4-:-0-Führung gegen die Schweden. Was soll man denn davon halten?

Ähnlich ambivalent scheint die diesjährige Preisentwicklung auf dem Goldmarkt. Gefühlt bewegt sich der Markt das ganze Jahr 2012 hindurch mehr oder weniger seitwärts. Rein gefühlt also eine ziemliche Enttäuschung. Bei genauerer Betrachtung ist dem jedoch nicht so. Das gelbe Metall hat das Jahr bei 1.565 US-Dollar/Unze begrüßt und wird beim Schreiben dieser Zeilen um die 1.730 US-Dollar herum gehandelt, also gut 10% höher als zu Jahresbeginn. Und welcher andere Rohstoff hat 2012 solche Preissteigerungen geschafft? Öl? Wohl nicht! Industriemetalle? Auch hier wurden die Hoffnungen nicht erfüllt. Außerdem sieht es ganz danach aus, als dass Gold nunmehr zum zwölften Mal in Folge das Jahr mit Kursgewinnen beenden wird. Zudem hat sich der Preis innerhalb dieser zwölf Jahre ja fast versiebenfacht.

Aber, wie erwähnt, dies reicht nicht aus, um bei den Anlegern oder auf den Märkten Begeisterungsstürme hervorzurufen. Irgendwie hat Gold dieses Jahr doch einen Hauch des Unvollendeten. Klar, 10% Steigerung sind toll, aber hatten nicht die meisten von uns – inklusive dem Verfasser dieser Zeilen – insgeheim oder auch offen erwartet, dass wir dieses Jahr mal einen Angriff auf das 2.000US-Dollar-Level nehmen würden? Und zumindest über den 1.920 US-Dollar/Unze handeln werden, die der Goldpreis im September 2011 kurz erreicht hatte? Was muss denn noch alles passieren, damit Gold endlich mal richtig Muskeln zeigt? Quantitative Easing Teil 4, 5 oder 6? Leitzinsen bei -5%? Stark steigende Inflationsraten? Eigentlich hätte die Gemengelage in diesem Jahr ausreichen müssen, den Goldpreis höher zu treiben.

Andererseits: Die nachhaltigsten Goldpreissteigerungen haben immer schleichend und langsam begonnen. Die schnellen Bewegungen nach oben wurden meist noch schneller wieder nach unten korrigiert. Und die allermeisten Analysten erwarten immer noch einen Angriff auf die 2.000-US-Dollar-Marke im ersten Quartal 2013. Des Weiteren ist die Tatsache, dass Gold dieses Jahr nicht durch die Decke geschossen ist, ja ökonomisch gesehen kein schlechtes Zeichen. Die Märkte scheinen weder ein Auseinanderbrechen Eurolands zu erwarten, noch, dass die USA nicht in der Lage wären, das sogenannte Fiscal Cliff zu umschiffen. Alles in allem deutet es – wie ja auch die Aktienmärkte signalisieren – auf eine momentan entspannte Sicht der Marktteilnehmer hin, was das Weltgeschehen so anbelangt. Von Panik keine Spur. Und das ist ja sicher nicht das unangenehmste aller Szenarien.

In diesem Sinne sei Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit gewünscht. Das Wetter lädt ja geradezu zu Weihnachtsmärkten, heißen Maronen und Glühwein ein. Lassen Sie es sich schmecken.