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Erst informieren, dann kritisieren

Kritiker von Finanzprodukten behaupten häufig, es gebe in der Finanzbranche keine Transparenz, und fordern umfassende Veränderungen. Das klingt immer erst einmal gut und kommt bei verunsicherten Anlegern an. Doch wie sieht es tatsächlich aus?

BÖRSE am Sonntag

 

von Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband

Kritiker von Finanzprodukten behaupten häufig, es gebe in der Finanzbranche keine  Transparenz, und fordern umfassende Veränderungen. Das klingt immer erst einmal gut und kommt bei verunsicherten Anlegern an. Doch wie sieht es  tatsächlich aus?

Die Zertifikatebranche sorgt seit Jahren für ein Höchstmaß an Aufklärung, Information und vor allem Transparenz. Trotz aller Unkenrufe sind Zertifikate im Vergleich die Produkte mit der größten Transparenz. Denn sie geben ein klar definiertes Leistungsversprechen. Darüber hinaus existieren längst Werkzeuge, mit denen Privatanleger und Investment-Berater die angebotenen Produkte einem Qualitätscheck unterziehen können. Hierzu zählen insbesondere die Ratings unabhängiger Analysehäuser. Aber gewährleisten ihre Benotungen auch eine gute Performance?

Vergleichen wir den Erwerb eines Zertifikats doch einmal mit dem Autokauf: Der Kunde sucht ein Fahrzeug, das seinen Bedürfnissen entspricht und geringe Kosten verursacht. Das Angebot ist vielversprechend. Aber wie es letztendlich um die Zuverlässigkeit des gewünschten  Objekts steht, wird der Interessent im Vorfeld bestenfalls näherungsweise ermitteln können. Vielfältige Informationen erlauben allerdings Rückschlüsse auf die Qualität von Marke und Modell: Testberichte, Preisvergleiche, TÜV-Statistiken sowie die Erfahrungen von Freunden und Nachbarn zählen hierzu.

Ratings für Zertifikate funktionieren nach einem ähnlichen Schema. Mehrere Anbieter wie die European Derivatives Group (EDG), Scope oder IZA  stellen entsprechende Datenbanken bereit. Deren Bewertungen erlauben Rückschlüsse auf die Leistungsstärke der Emittenten und ihrer Zertifikate. Die Ergebnisse lassen sich über bekannte Onlineportale abrufen. Zertifikate-Ratings beschränken sich dabei längst nicht auf das Thema Bonität. Der Ansatz der EDG beispielsweise berücksichtigt im ersten Schritt gleich vier Kriterien: Neben der Kreditwürdigkeit fließen die Kosten des jeweiligen Produkts, seine Handelbarkeit sowie die Verständlichkeit und Güte der Anlegerinformationen in die Bewertung ein. Auf die vier genannten Kriterien entfallen allein 50% des Gesamturteils.
 
Im Anlegeralltag wirkt sich natürlich die Auswahl der richtigen Börsenstrategie am stärksten auf die Rendite aus. Ratings bieten hier naturgemäß nur eingeschränkt Orientierung. Sie liefern jedoch einen wertvollen Zusatznutzen, indem sie Zertifikate in Risikoklassen einteilen. Da sich die Verhältnisse am Kapitalmarkt permanent ändern, werden die Bewertungen regelmäßig aktualisiert. Als Bestnote werden fünf Sterne vergeben.

Zusätzliche Qualitätsmerkmale lassen sich auch beim Deutschen Derivateverband recherchieren. Dessen Webseite enthält unter www.derivateverband.de einen Überblick über die Bonitätsbewertung der Emissionsbanken sowie Informationen über die jeweiligen Credit Spreads.

All diese Zusatzinformationen eignen sich zur Beurteilung der aktuellen finanziellen Stärke des gewählten Geschäftspartners. An Informationen und Transparenz mangelt es also kaum; sie muss vom Anleger nur abgerufen werden.