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Gold glänzt wieder, Silber auch

Von Michael Blumenroth, Edelmetallh&auml;ndler Deutsche Bank<br /><br />Endlich geschafft. So sch&ouml;n ein Sommer auch sein mag, so &ouml;de war die sch&ouml;nste Jahreszeit an den Metallm&auml;rkten. Die etwas reiferen Semester unter uns erinnern sich sicher an den Film &bdquo;Spiel mir das Lied vom Tod&ldquo;. Die Anfangsszene, wenn die B&ouml;sewichte gelangweilt am Bahnhof auf die Ankunft von Charles Bronson warten. So &auml;hnlich zogen sich Juli und August an den Metallm&auml;rkten hin &ndash; gruselig! Aber als alter Hase an den Metallm&auml;rkten wei&szlig; ich: Je &ouml;der der Sommer, desto hei&szlig;er der Herbst. Je schlechter die Generalprobe, desto besser die Premiere in der Oper. Je mieser die Vorbereitungsspiele, desto besser die WM. Normalerweise zumindest. Gold lie&szlig; sich nicht lumpen und hat tats&auml;chlich nun neue Allzeith&ouml;chstst&auml;nde erreicht. Und das alles ohne Euro-Krise, ohne den Zusammenbruch von Lehman oder anderen Banken, ohne den R&uuml;ckzug von Jogi L&ouml;w, ohne Einmarsch der Marsm&auml;nnchen oder anderer widriger Ereignisse, die eine Flucht ins Gold nahegelegt h&auml;tten. Beeindruckend. Gold ist einfach so stark, weil es, nun ja, Gold ist. Der Fachmann, also jeder von Ihnen, geneigte Leser, wei&szlig; ja, dass der Herbst DIE Saison f&uuml;rs Gold schlechthin ist. Wenn in M&uuml;nchen die Ma&szlig;kr&uuml;ge gestemmt werden und das k&uuml;hle Blonde&nbsp;durch durstige Kehlen rinnt, dann ist das f&uuml;r gew&ouml;hnlich die Zeit, in der auch das k&uuml;hle g&uuml;ldene Metall seine Hoch-Zeit erlebt. Seit Jahren versuche ich,&nbsp;irgendeinen tieferen Zusammenhang zu finden, aber irgendwie ist mir das bis jetzt noch nicht gelungen. <br /><br />Noch viel imponierender war allerdings die Rallye, die der kleine Bruder des Goldes, das Silber, hingelegt hat. Leser, die wie ich kleine Br&uuml;der haben, kennen vielleicht das Problem. Meiner war st&auml;ndig frustriert, weil er nicht so gro&szlig;, so stark, so h&uuml;bsch, so intelligent und &ndash; &auml;hm &ndash; so bescheiden wie ich, sein gro&szlig;es Vorbild, war. Armer Kerl. Das Leben kann hart sein. Aber, ganz selten hatte auch mein Bruder 15 Minuten, wo er mal im Mittelpunkt stehen durfte: So ist es gerade auch mit dem Silber. Es steht sonst immer im Schatten des Goldes, es kostet wenig und f&auml;llt&nbsp;&ndash; ich traue mich kaum, es zu sagen &ndash; als Abfallprodukt an, wenn z. B. Kupfer aus der Erde gebuddelt wird. Tragisch irgendwie. Nichtsdestotrotz, w&auml;hrend Gold im September bis jetzt nach oben kriecht, zeigt Silber gerade, was eine Harke ist. Der h&ouml;chste bezahlte Preis bis zum 21. September lag bei 20,9975 USD/Unze. Wirklich eine Schande, dass es nicht ganz f&uuml;r die 21 gereicht hat. Interessant w&auml;re es, wenn 21,34 USD/Unze durchbrochen w&uuml;rden. Dies war der h&ouml;chste gehandelte Preis, damals im Fr&uuml;hjahr 2008, als es noch Lehman Bros. gab und &Ouml;l bei 150 USD/Barrel stand. Sollte Silber nachhaltig dar&uuml;ber handeln k&ouml;nnen, dann w&uuml;rde es endlich erwachsen werden. Ganz alte Hasen erinnern sich vielleicht noch an eine der gr&ouml;&szlig;ten Spekulationen aller Zeiten, die Gebr&uuml;der Hunt, die damals den Silbermarkt leergekauften und den Preis verzehnfachten auf bis 50 USD, bevor alles wieder in sich zusammenbrach. Aber zu der Zeit habe ich eher mit meiner Holzeisenbahn gespielt als auf die Metallm&auml;rkte geschaut. Sollte Silber tats&auml;chlich noch mal so teuer gehandelt werden, dann, aber wirklich erst dann, w&uuml;rde ich sagen, es ist genauso gut wie sein gro&szlig;er Bruder, das m&auml;chtige gl&auml;nzende Gold.

BÖRSE am Sonntag

Von Michael Blumenroth, Edelmetallhändler Deutsche Bank

Endlich geschafft. So schön ein Sommer auch sein mag, so öde war die schönste Jahreszeit an den Metallmärkten. Die etwas reiferen Semester unter uns erinnern sich sicher an den Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die Anfangsszene, wenn die Bösewichte gelangweilt am Bahnhof auf die Ankunft von Charles Bronson warten. So ähnlich zogen sich Juli und August an den Metallmärkten hin – gruselig! Aber als alter Hase an den Metallmärkten weiß ich: Je öder der Sommer, desto heißer der Herbst. Je schlechter die Generalprobe, desto besser die Premiere in der Oper. Je mieser die Vorbereitungsspiele, desto besser die WM. Normalerweise zumindest. Gold ließ sich nicht lumpen und hat tatsächlich nun neue Allzeithöchststände erreicht. Und das alles ohne Euro-Krise, ohne den Zusammenbruch von Lehman oder anderen Banken, ohne den Rückzug von Jogi Löw, ohne Einmarsch der Marsmännchen oder anderer widriger Ereignisse, die eine Flucht ins Gold nahegelegt hätten. Beeindruckend. Gold ist einfach so stark, weil es, nun ja, Gold ist. Der Fachmann, also jeder von Ihnen, geneigte Leser, weiß ja, dass der Herbst DIE Saison fürs Gold schlechthin ist. Wenn in München die Maßkrüge gestemmt werden und das kühle Blonde durch durstige Kehlen rinnt, dann ist das für gewöhnlich die Zeit, in der auch das kühle güldene Metall seine Hoch-Zeit erlebt. Seit Jahren versuche ich, irgendeinen tieferen Zusammenhang zu finden, aber irgendwie ist mir das bis jetzt noch nicht gelungen.

Noch viel imponierender war allerdings die Rallye, die der kleine Bruder des Goldes, das Silber, hingelegt hat. Leser, die wie ich kleine Brüder haben, kennen vielleicht das Problem. Meiner war ständig frustriert, weil er nicht so groß, so stark, so hübsch, so intelligent und – ähm – so bescheiden wie ich, sein großes Vorbild, war. Armer Kerl. Das Leben kann hart sein. Aber, ganz selten hatte auch mein Bruder 15 Minuten, wo er mal im Mittelpunkt stehen durfte: So ist es gerade auch mit dem Silber. Es steht sonst immer im Schatten des Goldes, es kostet wenig und fällt – ich traue mich kaum, es zu sagen – als Abfallprodukt an, wenn z. B. Kupfer aus der Erde gebuddelt wird. Tragisch irgendwie. Nichtsdestotrotz, während Gold im September bis jetzt nach oben kriecht, zeigt Silber gerade, was eine Harke ist. Der höchste bezahlte Preis bis zum 21. September lag bei 20,9975 USD/Unze. Wirklich eine Schande, dass es nicht ganz für die 21 gereicht hat. Interessant wäre es, wenn 21,34 USD/Unze durchbrochen würden. Dies war der höchste gehandelte Preis, damals im Frühjahr 2008, als es noch Lehman Bros. gab und Öl bei 150 USD/Barrel stand. Sollte Silber nachhaltig darüber handeln können, dann würde es endlich erwachsen werden. Ganz alte Hasen erinnern sich vielleicht noch an eine der größten Spekulationen aller Zeiten, die Gebrüder Hunt, die damals den Silbermarkt leergekauften und den Preis verzehnfachten auf bis 50 USD, bevor alles wieder in sich zusammenbrach. Aber zu der Zeit habe ich eher mit meiner Holzeisenbahn gespielt als auf die Metallmärkte geschaut. Sollte Silber tatsächlich noch mal so teuer gehandelt werden, dann, aber wirklich erst dann, würde ich sagen, es ist genauso gut wie sein großer Bruder, das mächtige glänzende Gold.