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Katerstimmung bei den Goldjungs

von Michael Blumenroth, Edelmetallhändler der Deutschen Bank

BÖRSE am Sonntag

von Michael Blumenroth, Edelmetallhändler der Deutschen Bank

Während viele von Ihnen sich auf den wohlverdienten Urlaub freuen, habe ich meine Ferien schon im Nordosten Deutschlands verbracht. Entgegen dem allgemeinen Wehklagen fand ich das Wetter wirklich nicht so schlecht. Hand aufs Herz: Wer von uns fühlt sich denn wirklich wohl, wenn das Thermometer 35 Grad oder mehr anzeigt? Na also! Am Ende der Ferien verbrachte ich ein paar Tage auf Usedom, wo den Besucher noch die Reste des WM-Studios erwarten. Man kann quasi geweihten Boden betreten, auf dem unser ehemaliger Torwart-Titan gesessen und getwittert hat. Was allerdings auch daran erinnert, dass es nicht geklappt hat, den Pott von der Fußballeuropameisterschaft endlich mal wieder dahin zu bringen, wo er hingehört, nämlich zu uns. Ein Ziel, an dem Jogis Jungs denn leider doch gescheitert sind.

Ähnlich das Gold. Nachdem es im letzten Jahr bis auf 1.920 US-Dollar/Unze stieg, gibt es jetzt lange Gesichter bei einem Großteil der Anleger – die meisten sind ja mittels Long-Positionen investiert. Die 2.000 US-Dollar/Unze schienen nur noch eine Frage der Zeit und die wenigsten Händler und Analysten zweifelten daran, dass wir dieses Jahr diese Marke mit Leichtigkeit nehmen würden. Vielleicht ist aber auch genau dies das Problem. Die große Mehrzahl der Marktteilnehmer ist bullish und hat sich dementsprechend positioniert. Das bedeutet, dass die Nachfrage dieser Investoren ja bereits in der Vergangenheit ausgeübt wurde. Ebenso könnte man ja denken, dass die dieses Frühjahr mal wieder zu eskalieren scheinende Euro-Krise dem Goldpreis mehr hätte auf die Sprünge helfen sollen. Das Problem hierbei ist aber, dass diejenigen, die sich vor Ungemach aus dieser Ecke mittels Goldkäufen schützen wollen, dies auch schon während der letzten Jahre getan haben. Der Goldpreis gegen Euro gesehen handelt ja auch recht unverändert während der letzten Monate.

Was den Goldpreis wirklich etwas unter Druck gesetzt hat in den letzten Wochen, ist zum einen das Wiedererstarken des US-Dollar insbesondere gegen den Euro. Wobei vermutlich spätestens am Jahresende die Probleme der US-Schulden und der US-Economy wieder thematisiert werden. Zum anderen die Neigung von Händlern, in Zeiten großer Unsicherheit wie neulich vor dem EU-Gipfel Positionen und somit auch Gold-Positionen glattzustellen. Ebenso erwartete der Markt offensichtlich zu sehr, dass die EZB und die Fed die Märkte weiterhin mit ungewöhnlich viel Geld versorgen (QE3 das Stichwort), was bis jetzt noch nicht passiert ist. Dennoch: Noch ist nicht aller Tage Abend. Das Umfeld ist immer noch pro Gold gestimmt. Extrem niedrige Zinsen jetzt, Inflationserwartungen in der Zukunft, das mag das Gold. Meine geschätzten Kollegen vom Rohstoff-Research erwarten die 2.000 US-Dollar/Unze im ersten Quartal 2013 und viele andere Meinungen gehen auch in diese Richtung. Und war nicht auch die EM für das deutsche Team ein Traum bis zum Halbfinale? Hatte man nicht fast den Eindruck, niemand wäre wirklich verwundert, wenn Jogi beim Übers-Wasser-Laufen fotografiert worden wäre? Und dann misslingen 90 Minuten und schon ist er der Depp und die Spieler alle Memmen? Gemach. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben. Dann klappt es halt 2014 bei der WM. In diesem Sinne wünsche ich einen sonnigen Restsommer.