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Fünf Gründe, warum der Bitcoin weiter steigt

Der Bitcoin-Kurs liegt bei rund 50 000 Euro. Grund genug für Ökonomen, die kurze Geschichte des erst zwölf Jahre alten Bitcoins genauer zu betrachten. Ergebnis: Fünf Gründe sind dafür verantwortlich, dass der Kleine einen Wachstumsschub hat, von dem er sich so schnell nicht mehr abbringen lässt. Allerdings sind kurzfristige und auch schmerzliche Einbrüche sicher.

(Bild: Shutterstock)

Der Bitcoin-Kurs liegt bei rund 50 000 Euro. Grund genug für Ökonomen, die kurze Geschichte des erst zwölf Jahre alten Bitcoins genauer zu betrachten. Ergebnis: Fünf Gründe sind dafür verantwortlich, dass der Kleine einen Wachstumsschub hat, von dem er sich so schnell nicht mehr abbringen lässt. Allerdings sind kurzfristige und auch schmerzliche Einbrüche sicher.

Die Kryptowährung Bitcoin, die erst vor zwölf Jahren das Licht der Welt erblickt hat, bewegt sich im Rock’n-Roll-Tempo: zwei Schritte vorwärts und dann einen zurück. Mit jeder Kurskapriole steigt die Zahl der Fans - und der Kritiker. Die einen investieren mit Blick auf das schnelle Geld. Die anderen vergleichen den Hype mit der berüchtigten Tulpenzwiebel-Blase aus dem Jahr 1637 in den Niederlanden, der ersten gut dokumentierten Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte.

In den USA hat sich eine regelrechte Zunft der Bitcoin-Jünger entwickelt, was Grund genug ist für Wirtschaftshistoriker, wie etwa die der Wirtschaftszeitschrift „Fortune“, die Wachstumsschübe der digitalen Währung, aber auch ihre Aussetzer und Unterbrechungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Sie haben dazu die Entwicklung des Bitcoins in Kapitel eingeteilt. Kapitel eins reicht von Februar bis April 2011 und nennt sich der „DPDay“, der Dollar-Paritätstag. Damals erreichte der Bitcoin-Bullenlauf im Februar seinen Höhepunkt, ein Bitcoin war kurzzeitig mehr wert als ein Dollar. Der Aufstieg der Kryptowährung bis hin zu dieser Marke war für ihre Entwicklung von enormer Bedeutung. Er begann bereits im Juli 2010. Der Bitcoin war nur ein paar Cent pro Dollar wert, als er erstmals auf „Slashdot“ erwähnt wird, einer Nachrichtenplattform für Technikfreaks. Das gestiegene Interesse führte dazu, dass der Preis eines Bitcoins am 10. Februar 2011 auf einen Dollar stieg, was einen zweiten Beitrag auf Slashdot zur Folge hatte, der weitere Aufmerksamkeit erregte. Dieser Grundzyklus setzt sich durch: Echte technologische oder infrastrukturelle Fortschritte treiben den Preis in die Höhe, dann erzeugt der Preis selbst ein weiteres, weniger nachhaltiges Wachstum.

Die erste wirklich wilde Bitcoin-Blase und damit Kapitel zwei beginnt kurze Zeit später mit einem Artikel vom 1. Juni 2011 über den „Seidenstraßen“-Markt im Darknet. Der Artikel auf einer inzwischen nicht mehr existierendes Nachrichtenplattform beschrieb teilweise bar jeder Fakten, wie Drogen anonym mit Bitcoin auf einer versteckten Website gekauft werden können. Er erschien unmittelbar nach der Öffnung mehrerer neuer Bitcoin-Börsen, wodurch der Kauf des Tokens einfacher wurde. Die Kombination aus Aufmerksamkeit und Zugang katapultierte den Wert eines Bitcoins in nur einer Woche von zehn auf fast 30 US-Dollar. Dann brach der Hype in sich zusammen, und die Währung sackte monatelang ab, bis sie bei wenig mehr als zwei Dollar landete.

Knapp drei Jahre nachdem der Bitcoin die Barriere für die Dollar-Parität durchbrochen hatte, näherte er sich einer weiteren entscheidenden Schwelle und knackte Ende November 2013 die 1000 Dollar-Marke. Doch der Preis war rein spekulationsgetrieben und hielt nicht mal zwei Wochen. Bis Mitte Dezember war er um die Hälfte eingebrochen. Es war als klebte Blei am Kurs, zwei Jahre lang ging es von Tiefpunkt zu Tiefpunkt. Im Januar 2015 lag er bei vergleichsweise bescheidenen 172 Dollar. Die Preise hatten nach dem ersten Durchbruch mehr als drei Jahre lang keine 1000 Dollar geschafft, bis ein weiteres Kapitel und damit die bisher verrückteste aller Bitcoin-Blasen 2017 einsetzte. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es Investoren diesmal gar nicht auf den Bitcoin abgesehen hatten. Stattdessen wurde der Bullenlauf 2017 größtenteils von einer Welle neu geprägter sogenannter „alternativer“ Kryptowährungen angeheizt, die mit großen Erwartungen starteten. Die allgemeine Euphorie zog den Bitcoin mit, so dass er am 15. Dezember 2017 bei 19 665 Dollar landete. Zu seinem Lauf trug bei, dass ein neuartiges Verfahren, das als Initial Coin Offering (ICO) bekannt wurde, den Schöpfern neuer Währungen ermöglichte, ihre Angebote direkt an Anleger zu verkaufen. Der Bitcoin profitierte vom Run auf diese Angebote, aber sein Anteil am gesamten Kryptomarkt fiel. Das alles endete in Tränen“, schreiben die Autoren von „Fortune“. Nur eine Woche nach dem Höhepunkt fiel der Bitcoin um mehr als 25 Prozent. Andere Kryptowährungen brachen noch weiter ein. Langfristig erwiesen sich viele der Kryptowährungsprojekte als dreiste Betrugsfälle. ICOs sind seitdem von der US-Börsenaufsicht verboten.

Und wo stehen wir jetzt? Fünf Gründe sprechen dafür, dass es mit dem Bitcoin langfristig weiter bergauf geht.

Da ist zunächst die Corona-Pandemie, in der Anleger ihre Depots breit aufstellen. Sie wollen gewappnet sein, falls die Strategie des billigen Geldes, die die Notenbanken weltweit verfolgen, doch schiefgehen sollte. Sie beobachten: Die Geld-Umlaufmenge in US-Dollar und Euro nimmt kontinuierlich zu – ein Ende ist nicht in Sicht. Die Menge des Bitcoins ist allerdings begrenzt, was ihn zu einer Art digitalem Gold macht und für überzeugte Anhänger als sicherer Hafen gilt.

Zweitens akzeptieren immer mehr Unternehmen den Bitcoin als Zahlungsmittel. Die Ankündigung von Tesla, Bitcoin zu akzeptieren und selbst in die Kryptowährung zu investieren, der Einstieg PayPals in die Krypto-Branche - all das sind Ritterschläge für die Kryptowährung. Sie führen dazu, dass weitere Unternehmen den Einstieg erwägen.

Drittens beflügeln die Debatten um die Einführung von digitalen Staatswährungen die bereits vorhandene Kryptowährung. Zwar wäre ein digitaler Euro oder Dollar von den jeweiligen Notenbanken gesteuert und somit eine andere Konstruktion, aber die Projekte zeigen auch, wie ernst Geldpolitiker Digitalwährungen inzwischen nehmen und lenken damit das Interesse der Investoren auf Bitcoin und Co. Nicht zuletzt institutionelle Anleger springen auf den rollenden Zug.

Viertens entfaltet sich die Wirkung des sogenannten Bitcoin-Halvings. Die Angebotsmenge des Bitcoin wird damit regelmäßig künstlich reduziert. Während die Entwicklung der Bitcoin -Geldmenge damit begrenzt wird, erhöhen die Zentralbanken ständig ihre Bestände. Bei der ersten Halbierung im November 2013 stieg der Wert binnen eines Jahres von rund zwölf Dollar auf fast 1150 Dollar. Die zweite Halbierung folgte im Juli 2016. Damals betrug der Preis rund 650 Dollar. Ende Dezember 2017 war der Wert pro Einheit knapp 20.000 Dollar wert. Die jüngste Halbierung gab es 2020. Seitdem ist der Preis um mehr als 700 Prozent gestiegen.
Fünftens schließlich ist der Zugang zum Bitcoin einfach geworden. Broker bieten ihn für jedermann an. So kommt die „deutsche Variante“ des Bitcoin aus Ostwestfalen. Genauer aus Bad Herford. Dort sitzt mit der Bitcoin Gruppe der Betreiber des größten deutschen Handelsplatzes für die Kryptowährung: Bitcoin.de. Der Chef heißt Marco Bodewein. Er und sein rund 30köpfiges Team haben eine Mission: Sie wollen die erste Kryptobank Deutschlands aufbauen.

Die Zeit spielt für sie. Der Handelsplatz gewinne, sagt Bodewein, der auch die dahinterstehende Futurum-Bank leitet, täglich „im mittleren 100stelligen Bereich neue Kunden“. Die Eine-Millionen-Grenze wollen die Bitcoin Händler in diesem Jahr erreichen. Der Eigenbestand des Unternehmens an gehaltenen Kryptowährungen knackte jüngst die 100-Millionen-Euro-Marke. Dabei entfällt der größte Anteil auf Bitcoin, der Rest verteilt sich auf weitere populäre Kryptowährungen.

Diese fünf Gründe sind es, die Analysten euphorisch machen. Prognosen, wie die der Großbank JP Morgan, sagen einen Bitcoinkurs von mehr als 140 000 Dollar vorher. Ob das gerechtfertigt ist? Banker Bodewein teilt die Euphorie nicht ganz: „Jeder muss entscheiden, ob er Bitcoin als Zahlungsmittel einsetzen und akzeptieren will. Ich würde dies nicht tun. Dazu ist der Bitcoin zu wertvoll“, sagt er und fügt hinzu: „Ich zahle ja auch nicht mit Gold.“ Auch bei der Bundesbank gießen die Experten Wasser in den Wein: Bitcoin und Co. seien hochspekulative Krypto-Assets, sagt der für den Zahlungsverkehr zuständige Vorstand Burkhard Balz. Er hält nach wie vor einen Totalverlust für möglich. Denn: „Es geht im Kern immer darum, dass die Menschen einer Währung vertrauen können. Nur wenn sie Vertrauen haben, bleiben die Preise auch stabil. Dieses Vertrauen herzustellen, ist die wichtigste Aufgabe der Zentralbanken. Ohne stabiles Geld kann keine Volkswirtschaft auf Dauer gedeihen.“

Oliver Stock

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