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Angst vor dem großen Crash – DAX weitet Verluste aus

Die Bären haben das Sagen! Die Lage an den Märkten spitzt sich weiter zu. Nach den historischen Kursverlusten des Dow Jones am Montag zeigt sich auch danach Deutschlands Leitindex mit saftigen Abschlägen, am Dienstag waren es rund 2,3 Prozent. Die Angst vor Panikverkäufen und dem großen Crash wächst, zumal auch der US-Index sofort nach Handelsstart auf Tiefrot gedreht hatte und im Späthandel nur mühsam das niedrige Vortagesniveau übertreffen konnte.

BÖRSE am Sonntag

Die Bären haben das Sagen! Die Lage an den Märkten spitzt sich weiter zu. Nach den historischen Kursverlusten des Dow Jones am Montag zeigt sich auch danach Deutschlands Leitindex mit saftigen Abschlägen, am Dienstag waren es rund 2,3 Prozent. Die Angst vor Panikverkäufen und dem großen Crash wächst, zumal auch der US-Index sofort nach Handelsstart auf Tiefrot gedreht hatte und im Späthandel nur mühsam das niedrige Vortagesniveau übertreffen konnte.

Mit einem Minus von zweitweise 3,6 Prozent war der DAX heute Morgen in den Handel gestartet und damit nochmals deutlich von 12.687 auf 12.239 Punkte abgerutscht. Auch wenn sich Deutschlands Leitindex anschließend etwas erholte, schmiert er aktuell wieder leicht ab und ist derzeit nur nicht mehr allzuweit vom morgendlichen Tagestief entfernt. Die 13.000 Punkte-Marke rückt immer weiter in die Ferne, die bei 12.000 Punkten zeitgleich schnell und bedrohlich näher. Mit einem Minus von 2,8 beziehungsweise 1,4 Prozent büßen auch M- und TecDax weiter Punkte ein. Der Volatilitätsindex VDax steigt derweil um 24 Prozent auf 23,89 Punkte. Das entspricht dem höchsten Stand seit über einem Jahr und zeigt deutlich, welche Unruhe am Markt herrscht. Von einer Panik seien Anleger inzwischen nicht mehr weit entfernt, glaubt Axi-Trader-Analyst Milan Cutkovic.

Auslöser für diese erneuten und bedrohlichen Kursrutsche, dürften wohl die historisch schlechten Vorgaben aus den USA gewesen sein, dort war am gestrigen Montag der Dow Jones zeitweise um 1.600 Punkte gefallen. Am Ende schloss er mit 4,6 Prozent und 1.175 Punkten im Minus. Damit hat er seit letztem Donnerstag knapp sieben Prozent und mit seinem derzeitigen Stand bei 24.345 Punkten auch seine bisherigen Jahresgewinne komplett eingebüßt. Noch draunter könnte er sehr bald stehen, denn der Dienstag brachte bisher nur rote Zahlen und gleich zu Handelsbeginn ein minus von satten zwei Prozent. Das ist, vor allem nach den drastischen Montagsverlusten, ein überdeutliches Bärensignal.

Ist es ein systembedingter Flash-Crash?

Neben den Ängsten vor steigenden Inflationsraten und raschen wie deutlichen Zinsenerhöhungen in den USA, dürfte dieser rasante Absturz vor allem psychologisch und charttechnisch begründet gewesen sein. Dass es weiterhin in den USA zu einem sogenannten „Flash-Crash“, also einem solch schnellen und unvorhergesehenen Einbruch kam, lag wohl vor allem an spekulativen Hedgefonds. Diese Adressen würden inzwischen immer schneller versuchen Gewinn zu machen und damit zusehendes Sicherheitsaspekte vernachlässigen, schreibt Ronald Gehrt von Lynxbroker und erklärt weiter: „Dadurch, dass die Schwelle, an der die Risikoprämie aufgezehrt ist, durch das permanente Reinvestieren der Gewinne immer eng am aktuellen Kursniveau liegt, reicht schon ein Rücksetzer, der ein wenig größer ausfällt als das, was ein Computer-Handelssystem als „maximales Risiko“ ansieht, um das Kartenhaus einstürzen zu lassen.“ Die Akteure müssten ihre Positionen dann umgehend reduzieren, um die Sicherheitsleistung, die „Margin“, aufzufüllen. Passiere das nicht, würden Futures-Positionen durch die Terminbörse zwangsverkauft.

„Hinzu kam, dass sich Handelsprogramme und erfahrene, erfolgreiche Daytrader in keiner Weise darum scheren, ob ein Trendimpuls seitens der Rahmenbedingungen gerechtfertigt wäre oder womöglich übertrieben sein könnte. Sie folgen konsequent den Signalen ihrer Systeme. Und damit halten sie Trendimpulse auf Intraday-Ebene oft selbst am Leben“, schreibt Experte Gehrt weiter.

Volatility Index höher als zu Hochzeiten der Finanzkrise 2008

Damit einhergehend stieg auch der CBOE Volatility Index (VIX) um mehr als 80 Prozent in die Höhe. Er misst die Schwanungsbreite des S&P 500. Selbst zu Hochzeiten der Finanzkrise 2008 habe es dies nicht gegeben, warnen die Experten der französischen Societe Generale. Steuert die Finanzwelt also auf ihren nächsten großen Crash zu? Fundamental gebe es dafür kaum Anhaltspunkte, schreibt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. „Im S&P 500 haben bislang sogar 81 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen – so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr. 75 Prozent der US-Unternehmen haben zudem die eigenen Prognosen für 2018 erhöht“, so Stephan.

Auch die Experten der Berenberg-Bank sehen in der derzeitigen Abwärtsbewegung kein Ende des Bullenmarktes. Sie sei vielmehr Ausdruck der ansteigenden Volatilität, was wiederum zu automatischen Verkäufen – ausgelöst durch systematische Strategien – geführt hätte. Die aktuelle Bewegung sei damit in erster Linie technisch beziehungsweise mechanisch bedingt und nicht fundamental. Weiter erklärt die Bank: „Der makroökonomische Zyklus ist weiterhin intakt und sollte uns auch noch deutlich über das Jahr hinaus tragen. Auch von der Zinsseite sehen wir keine allzu große Gefahr, da der Zinsanstieg nicht in diesem Tempo weitergehen sollte. Insofern sehen wir die aktuelle Situation eher als Möglichkeit zum Nachkaufen und Aufstocken von Positionen.“

Erst einmal allerdings scheint bei Anlegern diesseits und jenseits des Atlantiks die Angst vor einem Crash die realwirtschaftlichen Entwicklungen zu überlagern. Panikverkäufe sind damit nicht ausgeschlossen und durch die computergesteuerten Systeme bleibt auch die Gefahr weiterer „Flash-Crashs“ hoch. OG