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Stimmen zur Corona-Krise: Das sagen die Börsengurus und Analysten

Aktuelle Markteinschätzungen von Börsenlegenden wie Warren Buffett, dazu die neuesten Kommentare und Empfehlungen von Analysten, Hedgefondsmanagern und weiteren Finanzexperten. Wir sammeln und sortieren die wichtigsten Stimmen zum Spiel.

(Foto: Rawpixel.com / Shutterstock.com)

Aktuelle Markteinschätzungen von Börsenlegenden wie Warren Buffett, dazu die neuesten Kommentare und Empfehlungen von Analysten, Hedgefondsmanagern und weiteren Finanzexperten. Wir sammeln und sortieren die wichtigsten Stimmen.

Ifo-Präsident Clemens Fuest warnt erneut vor schlimmen Folgen der Coronavirus-Pandemie für die Bundesrepublik. "Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist", sagte er. Es seien Kosten zwischen 255 und 729 Milliarden Euro zu erwarten, je nach Szenario. 

Der amerikanische Starökonom Nouriel Roubini hat in einem Interview mit dem Spiegel auf die hohen weltweiten Schuldenstände hingewiesen. Dazu gebe es eine Blase auf dem US-Häusermarkt wie im Jahr 2007, welche nur aufgrund des stetigen Wachstums noch nicht geplatzt sei. Mit dem Ausbruch des Coronavirus sei das vorbei. Roubini erwartet entsprechend, dass die Märkte weltwerit um 30 bis 40 Prozent einstürzen.

Clemens Fuest, der Präsident des ifo-Instituts, hält es für möglich, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr wegen der Coronakrise um bis zu sechs Prozent schrumpft. Bei größeren Produktionseinschränkungen sei dies denkbar, sagte er. Allerdings wäre auch ein deutlich geringeres Minuns von 1,5 Prozent möglich, wenn die Auswirkungen weniger drastisch eintreten. "Sowohl die Unsicherheit als auch die Abwärtsrisiken sind sehr groß", sagte Fuest. "Niemand weiß genau, wie sich die Absagen und Schließungen wirtschaftlich auswirken."

Gabriel Felbermayr, der Präsident des Kieler Institus für Weltwirtschaft (IfW) hat in einem Interview mit dem Handelsblatt vor der „Mutter aller Rezessionen“ gewarnt. "Wenn sich die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland einen Monat lang halbiert, kostet das aufs Jahr gesehen vier Prozent Wirtschaftswachstum, bei zwei Monaten schon acht Prozent. Das haben wir in Friedenszeiten noch nie erlebt", so der Wissenschaftler.

Ray Dalio, der Mitgründer des Hedgefonds Bridgewater Associates, hat auf Linked-In davor gewarnt, dass die Corona-Krise manche Marktteilnehmer "zerstören" kann. Es handle sich insgesamt um ein "Katastrophenereignis, wie es nur einmal in 100 Jahren vorkommt". Für die gesamte Wirtschaft sieht er dagegen längerfristig kein großes Problem. Kurzfristige Verlust gilt es hinzunehmen. Anhalten, so Dalio, dürften die Probleme jedoch nicht allzu lang.

Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest spricht im Interview mit boerse.ARD von einem "Meteoriteneinschlag": "Wir sind dicht davor, ein erstes Tief zu setzen. Allerdings ist die Krise nicht mit irgendwelchen Rezessionen zu vergleichen, wie die Welt sie bisher erlebt hat. Sie gleicht vielmehr einem Meteoriteneinschlag, der die Welt plötzlich aus den Angeln gerissen hat." Ein solch scharfer Fall der Aktienmärkte sei ohne historisches Vorbild, so der Experte weiter. "Was den Dax anbelangt, ist das Hoch von 2007 bei 8.152 Punkten eine wichtige Unterstützung. Ich denke, an dieser Stelle oder darüber wird die Panik spätestens enden."

Dr. Christian Jasperneite von M.M. Warburg sieht die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise an den Märkten nach wie vor unterschätzt. "Wir kommen zu dem klaren Ergebnis, dass die Mehrzahl der Gesundheitssysteme in der westlichen Welt komplett an ihre Grenzen (und darüber hinaus) gebracht werden. Viele Regierungen scheinen gerade ähnliche Berechnungen anzustellen; das dürfte erklären, warum jetzt nahezu im Stundentakt immer drastischere Maßnahmen ergriffen werden und das wirtschaftliche Leben zunehmend zum Erliegen kommt. Wir stellen die These auf, dass nun für eine vergleichsweise lange Zeit (mehrere Monate) dieser Zustand aufrecht erhalten werden muss, wenn die Zahl der Neuinfektionen massiv reduziert werden soll, um eine intensivmedizinische Betreuung für die schwer erkrankten Patienten auf hohem Niveau auch nur annähernd zu gewährleisten. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen werden aus unserer Sicht unterschätzt. Der Aktienmarkt hat einen Teil dieses extremen Einbruchs eingepreist, für mutige Käufe scheint es aber noch zu früh."

Warren Buffett steht der Corona-Krise vergleichsweise optimistisch gegenüber und sieht im Crash eine Einstiegschance. "Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind." Sein Motto ist berühmt und gilt ihm auch dieser Tage wieder als roter Faden. Das Orakel von Omaha hält es daher für falsch sich momentan am tagesaktuellen Marktgeschehen zu orientieren. "Die eigentliche Frage ist: Hat sich der 10-Jahres- oder 20-Jahres-Ausblick für amerikanische Unternehmen in den letzten 24 oder 48 Stunden geändert", sagte Buffett im Interview mit CNBC. Keine könne sagen wie es weitergeht, Anleger sollten sich bei Investitionen nun auf den Unternehmenswert konzentrieren.

Dr. Jörg Zeuner von der Union Investment schreibt: "Die Industrieproduktion in China ist im Zeitraum Januar und Februar gegenüber dem Vorjahr um 13,5 Prozent eingebrochen, der Einzelhandelsumsatz um 20,5 Prozent. Die chinesischen Konjunkturdaten zeigen somit erstmals, welche Auswirkungen eine drastische Eindämmungspolitik gegen das Corona-Virus hat. Für Europa und die USA sind vergleichbare Maßnahmen zur Eindämmung des Virus immer wahrscheinlicher. Daher überrascht es nicht, dass die amerikanische Notenbank in Erwartung eines starken wirtschaftlichen Einbruches die Leitzinsen massiv gesenkt und darüber hinaus erneute Käufe von Staatsanleihen beschlossen hat. Dies kann allerdings nur die schlimmsten Folgen lindern, eine Rezsession ist aber nicht zu verhindern." 

"Egal, was die Börse jetzt kurzfristig nach oben macht, eine wirkliche Erholung muss mit einem Aufwärtsimpuls beginnen. Dieser sollte mehrere Monate dauern", warnt CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. Das Zerschlagen des Bodens mit einem Unterschreiten von 8.696 Punkten heute Morgen sei eine folgenschwere Entwicklung. "Bis zu einer neuen Bodenbildung könnte es gut ein halbes Jahr dauern, wenn nicht noch länger. Das zeigt die Tragweite der aktuellen Geschehnisse."