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Die besten Pharma-Aktien in Zeiten des Corona-Virus

Eine Reihe bedeutender Trends dürfte die Nachfrage nach Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen in den kommenden Jahren stark ansteigen lassen. Das und die Corona-Pandemie machen Aktien aus dem Pharma-Sektor zu vielversprechenden Investments. Wo die Chancen besonders aussichtsreich sind.

Viele Pharma-Aktien locken derzeit mit hohen Dividendenrenditen und wiedererstarkten Produktportfolios. (Foto: Shutterstock)

Eine Reihe bedeutender Trends dürfte die Nachfrage nach Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen in den kommenden Jahren stark ansteigen lassen. Das und die Corona-Pandemie machen Aktien aus dem Pharma-Sektor zu vielversprechenden Investments. Wo die Chancen besonders aussichtsreich sind.

In den vergangenen Jahren gehörten viele Pharma-Aktien nicht gerade zu den Top-Performern an der Börse. Eine Reihe von Nachahmer-Produkten strömten auf den Markt und drückten genauso auf Umsatz und Gewinn, wie ins Stocken geratene Preiserhöhungen. Diese hatten noch von 2009-2015 dazu geführt, dass sich der MSCI WORLD PHARMA & BIOTECH Index auf rund 200 Punkte verdreifachte. Anschließend jedoch ging es erst abwärts und dann bis Mitte 2019 seitwärts. Dazu trug auch der Tech-Hype seinen Teil bei. Wachstumsaktien rückten stärker in den Fokus von Investoren, während die als eher defensiv geltenden Pharma-Titel an Beliebtheit einbüßten.

Im zweiten Halbjahr 2019 wendete sich jedoch das Blatt – langfristige Trends wie der demografische Wandel überzeugten Anleger wieder davon, in Pharmawerte zu investieren. Dazu brachten einige Konzerne vielversprechende, neue Produkte auf den Markt. Der Corona-Crash zog die Kurse dann zwar erneut nach unten, jedoch erholten sich viele Aktien aus dem Sektor kurze Zeit später kräftig. Im Juli erreichte der MSCI WORLD PHARMA & BIOTECH Index sogar ein neues Rekordhoch bei 233 Punkten. Die Coronakrise hat in der Branche die Wachstumsphantasie neu geschürt. Nicht nur wegen des benötigten Impfstoffs, auch da die Notwendigkeit funktionierender Gesundheitssysteme auf brutale Art und Weise offenbart wurde. An der Börse kommt hinzu, dass in unsicheren Zeiten, wie diesen, defensive Sektoren wieder geschätzt werden. Viele Pharmawerte glänzen dazu mit hohen Dividendenrenditen.

Aktien aus dem Sektor sind also wieder gefragt. Das Geschäftsumfeld könnte für die kommenden Jahre kaum besser sein. Aussichtsreiche Kandidaten gibt es deshalb viele am Markt: Sanofi, Roche, AstraZeneca, Johnson & Johnson, AbbVie, Abbott Laboratories, GlaxoSmithKline, Novo Nordisk. Die Liste ist lang und bei weitem nicht vollständig. Da die ganze Branche gerade aufblüht, gibt es quasi keine wirklichen Verlierer. Drei Konzerne liegen aus Anlegersicht aber womöglich besonders aussichtsreich im Rennen.

AbbVie

Darunter der Biotech- und Pharmakonzern AbbVie. Die US-Amerikaner produzieren das derzeit meistverkaufte Medikament der Welt. Humira, so sein Produktname, erzielt einen Jahresumsatz von 20 Milliarden US-Dollar. Zwar läuft das Patent auf das zugehörige Medikament Adalimumab 2022 auch in den USA ab, nachdem es in Europa bereits ausgelaufen ist – der Konzern mit Sitz in Delaware hat jedoch gleich eine ganze Reihe noch schlummernder, möglicherweise zukünftiger Blockbuster in der Pipeline.  20 Wirkstoffe befinden sich aktuell in Phase-2 und Phase-3-Studien. Dazu gehört Upadacitinib, das zur Behandlung rheumatoider Arthritis eingesetzt werden soll und auf ein geschätztes Umsatzpotenzial von 6,5 Milliarden US-Dollar kommt. Bereits am Markt ist Marinol, ein vielversprechendes Medikament, unter anderem für AIDS-Patienten, auf Cannabis-Basis.

Bereits ein Verkaufsschlager ist Imbruvica, das bei Blutkrebserkrankungen gegeben wird, und das Experten zufolge bis 2024 zum fünft-meistverkauften Medikament der Welt aufsteigen könnte. Hinzu kommt die 63 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des irischen Pharmaunternehmens Allergan in diesem Frühjahr. Allergan ist unter anderem der Hersteller von Botox. Mit der Übernahme hat sich AbbVie auch für die Zukunft eine Position unter den weltweit führenden Pharmakonzernen gesichert. Die wohl spätestens 2022 einbrechenden Humira-Umsätze scheint AbbVie damit in der Lage mehr als auszugleichen. Für Wachstum ist so weiter gesorgt, für das Jahr 2020 rechnen Analysten mit einem Gewinnanstieg je Aktie um 17 Prozent.

Da sich der Kurs in den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich entwickelt hat, winkt aktuell zudem eine stattliche Dividendenrendite in Höhe von 5,5 Prozent. Eine Aktie kostet derzeit etwas über 88 US-Dollar. Das Rekordhoch aus dem Jahr 2018 liegt bei 119 US-Dollar. Die Marktkapitalisierung von AbbVie beträgt 109 Milliarden Euro.

Bristol-Myers Squibb

Bristol-Myers Squibb ist ebenfalls ein Branchenriese und sorgte im vergangenen Jahr mit der teuersten Übernahme aller Zeiten im Pharma-Sektor für Aufsehen. Für 74 Milliarden US-Dollar kauften die Amerikaner damals das Biopharma-Unternehmen Celgene. Und die Übernahme zahlt sich bereits aus. Lagen die Umsätze 2019 noch bei 26 Milliarden US-Dollar, sollen sie in diesem Jahr bei 42 Milliarden US-Dollar liegen. Auch der Gewinn soll nach Analystenschätzungen von 4,69 US-Dollar 2019 auf 6,27 US-Dollar 2020 ansteigen. 2021 erwarten die Experten 7,44 US-Dollar Gewinn. Neben Celgene, kündigte Bristol-Myers Squibb erst vor kurzem an, auch die Biotech-Firma MyoKardia übernehmen zu wollen – für 13 Milliarden US-Dollar.

Der Konzern stellt mit den Übernahmen die Weichen klar auf Wachstum, nachdem zuletzt einige Patente auf wichtige Umsatzbringer ausgelaufen waren. Gleichzeitig hat man mit dem Blutverdünner Eliquis und Opdivo, ein Medikament zur Behandlung diverser Tumorerkrankungen, selbst für neue Blockbuster gesorgt. Gemeinsam erzielen beide derzeit einen Jahresumsatz von rund 15 Milliarden US-Dollar.

Mit einem aktuellen Kurs von 62 US-Dollar hat die Aktie noch Luft nach oben. Das Rekordhoch stammt aus dem Juli 2016 und liegt bei 76 US-Dollar. Die Dividendenrendite in Höhe von 3,1 Prozent geht dazu in Ordnung. „Die BMS-Aktie ist aus unserer Sicht ein Basisinvestment im Pharmabereich, das Unternehmen ist breit diversifiziert und verfügt über ein tolles Produktsortiment und eine spannende Medikamenten-Pipeline“, schreibt Wendelin Probst, Analyst beim Onlinebroker Lynxbroker. Nach den Übernahmen von Celgene und Myokardia sei Bristol-Myers Squibb endgültig in die Topliga der Pharmaunternehmen aufgestiegen. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei 84 Milliarden Euro.

Novo Nordisk

Novo Nordisk ist der weltweit führende Anbieter am Markt für Diabetes-Medikamente. Das bringt sichere und wiederkehrende Einnahmen. Zuletzt stiegen bei den relativ neuen Produkten Ozempic und Rybelsus die Umsätze. Das kam bei Anlegern gut an. Rybelsus verfügt über Blockbuster-Potenzial und könnte in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Umsatzbringer für die Dänen werden. Die arbeiten darüber hinaus weiter an ihrer Vormachtstellung im Diabetes-Bereich und übernahmen vor kurzem Corvidia-Therapeutics für  2,1 Milliarden US-Dollar.

Mit Blick auf die Wachstumsraten muss sich Novo Nordisk im Vergleich zu den zwei vorherigen Pharma-Schwergewichten allerdings deutlich hinten anstellen. Zuletzt stiegen Umsatz und Gewinn im Schnitt nur um drei Prozent. 2020 jedoch schätzen Analysten das Umsatzwachstum auf elf und das Gewinnwachstum sogar auf 14 Prozent – je Aktie. 2021 winkt den Experten nach ein weiteres Plus von zehn Prozent. „Nachdem Novo Nordisk die orale Variante von Semaglutide wie erwartet zur Marktreife führen konnte, sind die Wachstumsaussichten für die Dänen bestens“, glaubt Lynxbroker-Experte Probst. Die Aktie allerdings war zuletzt bei Anlegern sehr beliebt, im Juni markierte der Kurs bei 60,50 Euro ein neues Rekordhoch. Aktuell ist das Papier etwas günstiger und für knapp 59 Euro zu haben.

Alles in allem hat die Novo Nordisk-Aktie aber in den vergangenen Jahren weithin besser performt als viele Konkurrenten, was nun womöglich aufs Kurspotenzial drücken könnte. Probst empfiehlt: „Anleger sollten für Neueinstiege einen Rücksetzer abwarten.“ Langfristig orientierte Investoren, so der Experte, könnten Novo Nordisk auf ihre Watchlist setzen,  die Wachstumsstory bleibe weiterhin intakt. Die Marktkapitalisierung der Dänen liegt bei rund 140 Milliarden Euro.