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Gates-Stiftung nutzt Krise für Tech-Investments

Der Bill and Melinda Gates Foundation Trust hat den Corona-Crash im ersten Quartal genutzt und sich unter anderem mit Aktien von Apple, Amazon und Alphabet im Wert von 450 Millionen Dollar eingedeckt. Das Investment dürfte sich bereits ausgezahlt haben.

Die Bill and Melinda Gates Stiftung investiert in die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus. Und in große Tech-Konzerne.

Der Bill and Melinda Gates Foundation Trust hat den Corona-Crash im ersten Quartal genutzt und sich unter anderem mit Aktien von Apple, Amazon und Alphabet im Wert von 450 Millionen Dollar eingedeckt. Das Investment dürfte sich bereits ausgezahlt haben.

Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem Microsoft-Gründer Bill Gates nicht irgendwo in den Schlagzeilen auftaucht. Und das liegt weniger an dem Windows-Konzern, der sich mit Apple an der Börse einen Wettlauf um das nach Marktkapitalisierung wertvollste Unternehmen der Welt liefert. Vielmehr an der Bill and Melinda Gates Foundation, der wiederum größten privaten Stiftung der Welt, von Gates 1994 als William H. Gates Foundation gegründet und fünf Jahre später umbenannt.

Die Bill and Melinda Gates Foundation ist ein großer Player in der globalen Entwicklungshilfe und der weltweiten Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Und so rücken Bill Gates und seine Stiftung in der Coronakrise quasi per sé in den Mittelpunkt. Als Geldgeber für Forschungsinitiativen und Firmen, die nach einem Impfstoff suchen, als gefragte Gesprächspartner in den Medien, aber auch zunehmend als Zentrum breit angelegter Verschwörungstheorien.

Letztere freilich kommen völlig haltlos daher. Anlass für Kritik jedoch, hat die Stiftung schon vor Ausbruch des Corona-Virus immer wieder geboten. Und Ausgangspunkt war häufig die Anlage des Stiftungsvermögens. Der größte Teil des gespendeten Geldes ist nämlich im Bill and Melinda Gates Foundation Trust angelegt. Und die daraus generierten Profite dienen dann der Stiftungsarbeit. In der Vergangenheit kam es öfter zu fragwürdigen Investitionen. Da gab es 2010 solche in den Saatgut-Giganten Monsanto sowie den Nahrungs- und Futtermittelkonzern Cargill, beide nun nicht gerade dafür bekannt die Interessen von Kleinbauern zu stützen – die Verbesserung von deren Lebensbedingungen ist aber eines der angestrebten Ziele der Stiftung. Dazu kamen Anteile an Exxon Mobil und BP, bis 2015 der Guardian und die Klimaschutzinitiative 350.org mit ihrer Divestment-Kampagne deren Verkauf forderten und auch erreichten.

Vier mal A: Gates-Foundation greift bei Apple, Amazon, Alphabet und Alibaba zu

Nun macht der Trust erneut von sich Reden. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat er Daten des jüngsten US-SEC-Filings-Reports nach Aktien von Apple, Amazon, Alphabet und Alibaba im Wert von mehr als 450 Millionen Dollar zugekauft – jeweils zu fast gleichen Anteilen. Hinzu kam eine vergleichsweise kleine Twitter-Position im Wert von sieben Millionen Dollar. Gemessen an den Kursentwicklungen der genannten Papiere im April und Mai, dürfte sich das Investment schon jetzt mehr als ausgezahlt haben. Darüber hinaus kaufte sich der Trust für 301 Millionen Dollar bei Schrodinger ein, einem Entwickler von Software für die Chemie- und Biotechbranche. Getrennt hat sich der Trust von fünf Millionen Berkshire Hathaway-Aktien. Das entspricht zehn Prozent der Anteile, die die Foundation an Buffetts Imperium hält.

Alles in allem sank der Portfolio-Wert des Trusts im ersten Quartal um knapp 20 Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar. Ob der Krise kein Wunder – einige Positionen im Fonds, wie beispielsweise die Aktien von UPS, Walmart oder FedEx, verloren kräftig an Wert. Durch den hunderte Millionen Dollar schweren Einstieg bei gleich vier großen Tech-Unternehmen, deren Aktienkurse zuletzt eine V-förmige Erholung hinlegten, dürfte der Stiftungsfonds die Verluste aber schon merklich eingegrenzt haben.

Dass eine Stiftung ihre Arbeit über Aktien-Investments finanziert ist natürlich legitim. Und irgendwie kann man sich ja auch recht schnell mit dem Gedanken anfreunden, dass hier Kapitalmarktgewinne eingesetzt werden, um beispielsweise Entwicklungshilfe zu leisten. Und doch bleibt ein Beigeschmack, wenn eine Stiftung, die die Welt verbessern will, renditegetrieben und ohne klar ersichtliche moralische Standards ihre Milliarden am Markt investiert. Diesbezüglich wird sich Bill Gates wohl weiterhin Kritik gefallen lassen müssen. Gleichzeitig hat der Philanthrop – stand 2018 – bereits 36 Milliarden US-Dollar seines Privatvermögens in die Stiftung eingebracht. Bis zu seinem Lebensende will er 95 Prozent seines Vermögens an sie abgeben. Er hätte mit dem Geld auch etwas anderes tun können.

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