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Airbus-Aktie – man will wieder fliegen

Das inzwischen sprichwörtliche Chaos am Boden, soweit man sich im Bereich eines größeren Flughafens befindet, hat natürlich nicht viel mit den Herstellern des Fluggeräts zu tun, das derzeit nur verspätet, manchmal gar nicht, abheben kann. Indirekt aber ist die Situation eine Botschaft auch an Firmen wie etwa Airbus: Man will wieder fliegen, und zwar pronto.

Das inzwischen sprichwörtliche Chaos am Boden, soweit man sich im Bereich eines größeren Flughafens befindet, hat natürlich nicht viel mit den Herstellern des Fluggeräts zu tun, das derzeit nur verspätet, manchmal gar nicht, abheben kann. Indirekt aber ist die Situation eine Botschaft auch an Firmen wie etwa Airbus: Man will wieder fliegen, und zwar pronto.

Von Reinhard Schlieker

Weitere Indizien dafür, dass die Luftfahrtbranche die Chance zur Erholung hat, gibt es zuhauf. Zunächst kurios anmutend, aber auf den zweiten Blick logisch ist die bevorstehende Wiederauferstehung des größten Großraumjets, Airbus A 380. Die Lufthansa sinniert über eine Inbetriebnahme ihrer eingemotteten Langstreckenflieger, denn die Nachfrage nach Tickets steigt rund um den Globus. Vom eigentlich geplanten Verkauf der 14 Riesenvögel ist jedenfalls keine Rede mehr. Bedanken darf sich Airbus wieder einmal bei Boeing und dessen Lieferproblemen mit der 777X.

Bei der Fluglinie Emirates ist das alles bereits beschlossene Sache – insgesamt 119 Airbus A380 besitzt man, etwas mehr als die Hälfte fliegt noch – und der Rest soll baldmöglichst wieder in der Luft sein. Noch fehlen dort nur fertig geschulte Crews, und an der Ausbildung wird eilig gearbeitet. Eine gute Nachricht für Airbus: Wartung und Ersatzteile bringen Geld in die Kasse. Die Börse will es nicht honorieren – seit einem Zwischenhoch Anfang Juni ging es für das Airbus-Papier um rund zwanzig Prozent bergab auf momentan um die 93 Euro. Es scheint, als wollten die Anleger die nötige Phantasie nicht entwickeln, oder den langen Atem, den man in der Branche braucht. Seit Airbus den amerikanischen Konkurrenten Boeing deklassiert hat, vermisst man vielleicht schon die belebende Konkurrenz? Die Boeing-Aktie zeigt sich derzeit stabil mit einem großen Aber: Seit April beläuft sich der Kursverlust gar auf an die vierzig Prozent.

Trendmeldungen gibt es nun aber von der ILA, der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin, die gerade eröffnet wurde. Da passt die A-380-Story ins Bild. Allerorten herrscht Aufbruchstimmung, die keineswegs nur auf ein absehbares Ende der Corona-Begleiterscheinungen zurückzuführen ist. Allerdings ist der Vorlauf recht lang – bis bei Lufthansa die Riesen wieder fliegen, geht auf alle Fälle ein Dreivierteljahr ins Land. Boeing allerdings könnte seine Großjets erst 2025 liefern und hat auch bei anderen Modellen große Probleme. Fluglinien wie Emirates überlegen, auf die bestellten Boeings ganz zu verzichten und stattdessen auf Airbus A 350-900 zu setzen.

Für den Hersteller bedeutet die Präsenz auf der ILA vor allem Gelegenheit, den Airbus-Transporter Beluga XL vorzuführen. Und damit auf dem wichtiger gewordenen militärischen Teil der Ausstellung zu glänzen. Der Konzernbereich Airbus Defence and Space führt Entwicklungen der Militärluftfahrt vor, etwa Boden-Luft-Abwehrsysteme und den Jagdbomber Eurofighter. Airbus und natürlich die Anleger leben in der stetig riskanten Welt politischer Entscheidungen. Militärprojekte sind daher in Europa schwer berechenbare Ertragsbringer. Neben dem Risiko von teuren Fehlentwicklungen droht stets der langwierige, länderübergreifende Abstimmungsprozess. Für die Aktionäre nichts unbedingt Neues. Es sei denn, man betrachtet eine Neuentwicklung als so überzeugend, dass kein Weg an einer Bestellung vorbeiführt. Hier jedoch ist die Konkurrenz aus den USA nahezu übermächtig, ein Durchmarsch wie bei einem zivilen Flugzeugmodell scheint schwer vorstellbar. Insgesamt sind auch die Analysten positiv gestimmt. Die Bäume des europäischen Herstellers wachsen vielleicht nicht in den Himmel, aber darunter ist für die Aktie noch durchaus Luft.

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