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Grüne Investments: Mehr als acht Prozent Rendite

Mit Worten Gutes tun ist in der Vorweihnachtszeit vielgeliebte Übung, aber meist folgenlos wie die frommen Wünsche der Selbstverbesserung zu Neujahr. Zumindest im Bereich der Geldanlage ist es mit dem Folgenlosen fast zwangsläufig anders – wo das Geld arbeitet, ereignet sich immer etwas, nicht immer allerdings das Gewünschte.

Mit Worten Gutes tun ist in der Vorweihnachtszeit vielgeliebte Übung, aber meist folgenlos wie die frommen Wünsche der Selbstverbesserung zu Neujahr. Zumindest im Bereich der Geldanlage ist es mit dem Folgenlosen fast zwangsläufig anders – wo das Geld arbeitet, ereignet sich immer etwas, nicht immer allerdings das Gewünschte.

Von Reinhard Schlieker

Das hat in den letzten zehn Jahren zu einem kleinen Boom geführt bei jenen Anlagevehikeln, die möglichst das Unbeliebte ausklammern wollen, kurz gesagt nachhaltig investieren, dabei umweltbewusst, sozial orientiert und nur bei Unternehmen, die nach den Regeln guter Governance geführt werden – ein Traum? Nicht ganz, denn die ersten Entdecker des Konzepts der „grünen“ Aktienanlage, wie etwa der Investment-Riese MSCI aus den Vereinigten Staaten, haben mittlerweile diverse Fonds und ETFs im Programm, die auf eigens konstruierten Indizes basieren. Und dort finden sich eben zunächst einmal keine Unternehmen, die Waffen produzieren, Erdöl fördern oder mit der Alkoholherstellung ihr Geld verdienen. Außerdem scheiden jene aus, die in der Dritten Welt Kinder arbeiten lassen, die Umwelt verschmutzen und dergleichen.

Früher oft belächelt, bringt die Fondsanlage in derart ausgewählte Unternehmen inzwischen gute, oft bessere Renditen. Das erklärt sich zum einen aus der größeren Vielfalt der „guten“ Aktiengesellschaften, die inzwischen eine ordentliche Risikostreuung erlaubt. Zum anderen ergibt sich bei Unternehmen mit einer verlässlichen Corporate Governance der Wegfall solcher Risiken, die aufgrund von Machtmissbrauch, schlechter Firmenkultur oder eines miesen Geschäftsklimas den Erfolg im Business schmälern. VW und seine Dieselaffaire ist nicht nur ein Beispiel für eine Angst-Unkultur unter dem selbstherrlichen Chef Martin Winterkorn, sondern auch ein Hinweis auf mangelnde Kontrollen. Und das hat gekostet und kostet noch. Beim früheren Helden der Chemiebranche, Bayer, führte die Übernahme des Pflanzengiftherstellers Monsanto in den USA zu völlig unkalkulierbaren finanziellen Folgen der Haftungsklagen – Ausgang offen, Aktienkurs betroffen. Die Deutsche Bank ist erst seit relativ kurzer Zeit auf der Suche nach neuen zeitgemäßen Wegen, zuvor flossen unangemessene Summen in Boni für zweifelhafte Erfolge der Investmentbanker – Milliarden fehlen heute und zahlreiche Kapitalerhöhungen haben das Vertrauen untergraben.

Ethische Standards bei der Geldanlage sind so gesehen kein Hobby grüner Hardliner, sondern wohl verstandenes Investment mit Verstand. Denn im Dow Jones Nachhaltigkeitsindex finden sich mehr als 600 Unternehmen aus aller Welt, die den Ansprüchen genügen, auch MSCI World gibt es als herkömmlichen und nachhaltigen Index, inklusive der darauf basierenden Fonds und ETFs. Dennoch bleiben einige Branchen außen vor – sollen im Zuge einer ausgewogenen Anlage solche Firmen berücksichtigt werden, so gibt es den Ansatz der Auswahl der Besten: Wer zum Beispiel in der Chemiebranche möglichst viele der Anforderungen erfüllt, landet mit im Index, auch wenn die Branche vielleicht nicht als „grün“ gilt. Aber die Kriterien sind ohnehin etwas schwammig. Wer in der Vergangenheit nachhaltig gewirtschaftet hat, muss nicht unbedingt der Musterknabe von morgen sein. Und bei manchen Produkten scheiden sich die Geister – etwa bei der grünen und sonstigen Gentechnik. Dient sie nun der Welternährung und hilft sie, Mangelkrankheiten in der Dritten Welt zu vermeiden, wie etwa der „Golden Rice“ mit zusätzlichem Vitamin A? Oder ist es Frevel an der Schöpfung? Die Lösung liegt für den Anleger in der Breite der Fondauswahl, die genau nach den gewünschten Kriterien gesteuert werden kann. Schließlich gibt es noch die strikten Investments in solche Unternehmen, die an der Verbesserung der Welt arbeiten, oder dies zumindest behaupten – Solaranlagenhersteller zum Beispiel. Aber schon bei der Windenergie kollidieren die Ansprüche an Natur- und Landschaftsschutz mit jenen der „sauberen“ Energieerzeugung. Am Ende bleibt der Anleger, wie immer, selbst verantwortlich. Über die Breite haben die nachhaltigen Investments in den letzten zehn Jahren mehr als acht Prozent jährlich geliefert. Es gibt Schlimmeres.

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