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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Denkzeit  Lebensart Gold ist ein Basisinvestment Warum steigt der Goldpreis nicht? Krisen gibt es doch mehr als genug. Das wird sich mancher Anleger fragen. Die Antworten dürften unbefriedigend ausfallen. Hat das Edelmetall als Krisenwährung ausgedient? Die Stimmung am Goldmarkt ist jedoch schon seit längerer Zeit sehr gedämpft. Experten empfehlen mehrheitlich, die Finger von Edelmetallen generell zu lassen. Ein guter Rat? Manfred Rath KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg Aktuell fällt es schwer, aus dem Dickicht der unterschiedlichen Interessen die wesentlichen Faktoren herauszufiltern, die den Goldpreis beeinflussen. Das Schuldendrama in Griechenland und die wachsende Schuldenlast in Japan sprächen für Gold. Auf der anderen Seite belastet die Angst vor steigenden Zinsen den Goldpreis. Dazu kommen die immer wieder aufkeimenden Gerüchte der Preismanipulation und das nicht unberechtigte Interesse der Notenbanken, keine „Konkurrenzwährung“ entstehen zu lassen. Gold ist ein Basisinvestment und Wertaufbewahrungsmittel - kein Renditebaustein für das Portfolio. Entsprechend ist und bleibt eine Beimischung zur Diversifikation sicher sinnvoll. Das Edelmetall ist ein wirklich existentes und begrenztes Gut, anders als bedrucktes Papier, das als „safety car“ in immer kürzeren Abständen zur Bereinigung wirtschaftlicher Fehlentwicklungen auf die Piste geschickt wird. Und warum treten die Notenbanken nach wie vor als Käufer im Goldmarkt in Erscheinung? Vielleicht weil Gold bisher alle Krisen überlebt hat und sich daran auch in Zukunft nichts ändern wird… Der Abwärtstrend beim Goldpreis ist noch nicht gebrochen. Manchmal ist es eine gute Idee, sich Dinge zuzulegen, wenn sie keiner haben will. Denn sobald der Trend dreht, geht es häufig zu schnell um noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Die Angst vor steigenden Zinsen sollte nicht überbewertet werden, ist vermutlich ein stückweit eingespeist. Übrigens sieht die Nachfrage nach physischen Gold gar nicht so trist aus, wie die Nachrichtenlage es vermuten lässt: Im Quartalsvergleich zu 2014 ging sie nur um ca. ein Prozent oder knapp elf Tonnen auf rund 1079 Tonnen zurück. Ein Käuferstreik sieht anders aus. Pro & Contra Goldlust oder Goldfrust? Gold bringt keinen Ertrag Der Goldpreis sinkt. Zwar fallen die Argumente unterschiedlich aus. Aber eines aber bleibt sicher: Gold bringt keinen Ertrag, es wird nicht verbraucht und sein Wert ist reine Spekulation. Das Argument Krisenwährung greift derzeit auch nicht. Gold gilt als die reale Versicherung gegen Inflation. Inflation entsteht, wenn die Geldmenge zu stark steigt. Nun ist die Geldmenge enorm aufgebläht worden von wohlmeinenden Notenbanken. Uwe Zimmer Vorstand Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln Also müsste auch zumindest die Inflationsangst zunehmen und der Goldpreis nach oben gehen. Nichts davon passiert. Im Gegenteil: Jetzt wird sogar argumentiert, dass die aufgeblähte Geldmenge die Zinsen niedrig hält und dass diese Zeit aber bald vorbei sein könnte. Stiegen die Zinsen sänke der Goldpreis noch mehr, weil dann Zinspapiere wieder attraktiver sind als das Gold, das keinen Ertrag bringt. Nun mag dahingestellt sein, ob Gold eine Funktion als Wertaufbewahrung hat. Über viele Jahrhunderte hat das ganz gut funktioniert. Es ist nur begrenzt vorhanden, man kann es gut bearbeiten und es glänzt so schön. Das reicht aber kaum als Ausweis des echten Wertes. Denn der Haken daran ist: wenn sich die Menschen darauf einigen, dass ein anderes Metall eigentlich viel schöner ist, oder seltener, dann hat Gold ausgedient. Es muss den Vertretern des Goldhandels also sehr daran gelegen sein, das Ansehen des Goldes hochzuhalten. Das gelingt aber immer weniger. Auch Goldfonds haben ihre Bestände drastisch zurückgefahren. Für die Goldanbeter ist das schwer zu verkraften, für Anleger schon. Niemand muss Gold kaufen. Da fährt man mit anderen Sachwerten wie Aktien oder Immobilien wahrscheinlich besser. Andererseits ist es für viele auch tatsächlich beruhigend, Gold zu besitzen, denn es könnten sich die vielen Krisen ja abseits aller Erwägungen über Geldmengen und Zinsanstiege so zuspitzen, dass eine Renaissance des Goldes als Krisenwährung kommt. Dann ginge zum einen die Spekulation auf einen steigenden Preis auf. Zum anderen aber könnte man wohl wirklich damit handeln oder bezahlen, denn noch wurde das Metall nicht durch etwas anderes ersetzt – und Krisen haben wir genug. 05 BÖRSE am Sonntag · 34/1 5


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