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BaS_Print_03_2016

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  Tra ding  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe  Lebensar t Größer, höher, weiter. Bayer hat es getan. Die Leverkusener legen 66 Milliarden Dollar für den US-Saatguthersteller Monsanto auf den Tisch. Ob die größte Übernahme der deutschen Unternehmensgeschichte tatsächlich zustande kommt, entscheiden letztlich die Kartellbehörden. Die sind misstrauisch, weil der Markt für Agrochemie nur noch von wenigen Playern dominiert wird. Außerdem müssen noch die Monsanto-Aktionäre zustimmen. Der Abschluss der Transaktion wird laut Bayer bis Ende 2017 erwartet. Falls es aus dem Deal doch nichts wird, hat Bayer gegenüber Monsanto eine Zahlung in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar zugesichert. Dies dürfte jedoch das kleinere Risiko für den DAXKonzern sein. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist der Bayer dürfte eine Menge daran gelegen sein, das Image von Monsanto nachhaltig schlechte Ruf von Monsanto. Das beginnt bei den in Kriegen eingesetzten Giften und endet beim Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Ein weiterer wunder Punkt sind die gentechnisch veränderten Produkte. So protestieren Menschen auf der ganzen Welt gegen den Agrarkonzern, der von Umweltschützern auch „Mon-Satan“ genannt wird. Monsanto stellt seit den 70er-Jahren das Pflanzenschutzmittel Glyphosat her und vermarktet es unter dem Namen Roundup. Bei den Bauern war es von Anfang an beliebt, weil sie das Mittel schnell und leicht auf den Feldern verteilen konnten. Das Mittel versickerte so schnell, dass Bauern kurz darauf säen konnten. Der Nachteil: Roundup konnte man nur vor der Saat verteilen. Danach hätte es die Pflanzen zerstört, die die Bauern anbauen wollen – und damit nicht nur das Unkraut. Der Durchbruch kam mit einem Gen Was war die Initialzündung für den Erfolg des Konzerns? Auf dem Gelände einer Roundup-Fabrik schwammen damals Reste des Unkrautvernichters in einem Becken zusammen mit anderem Abwasser. In dieser Brühe entdeckten Monsanto-Biologen eine Bakterie, die resistent gegen Glyphosat war. Die Wissenschaftler isolierten das Gen, das die Resistenz bewirkte, und setzten es in andere Pflanzen ein. Daraus entstand schließlich „Roundup Ready“ – eine Genmanipulation, die Monsanto seit 1996 für Sojabohnen und Saatgute wie Mais und Baumwolle auf den Markt brachte. Dies war der Durchbruch, mit dem sich die Amerikaner deutlich von der Konkurrenz absetzten. Landwirte nahmen es in Kauf, mehr Geld für die robuste Saat zu bezahlen. Nachdem Monsanto einige Jahre lediglich die Gentechnik verkauft hatte, änderte das Unternehmen in den 90er-Jahren seine Strategie und wurde durch Übernahmen selbst zum Saatgutproduzenten. Zwar sank jüngst der Gewinn auf 2,3 Milliarden Dollar. Dies liegt jedoch an den aktuell schwachen Agrarpreisen. Heute wächst in den USA kaum noch eine Mais-, Soja- oder Baumwollpflanze, deren Erbgut nicht verändert wurde. Inzwischen kommt mindestens jedes dritte Maiskorn aus den Laboren von Monsanto. Auch deutsche Bauern verwenden Glyphosat auf ihren Äckern. Die Europäische Union hat im Juni die Zulassung des Unkrautvernichters vorerst verlängert. Forscher der Weltgesundheitsorganisation WHO stufen das Mittel als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Ein weiterer dunkler Fleck in der Geschichte des Konzerns ist das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, das die USA im Vietnamkrieg einsetzten. Zwar zahlte Monsanto später Entschädigungen. Aber nur für die US-Soldaten – vietnamesische Opfer erhielten keine Entschädigungen. Den schlechten Ruf loswerden Bayer dürfte also eine Menge daran gelegen sein, das schlechte Image des zu übernehmenden US-Konzerns verschwinden zu lassen. So ist es kaum verwunderlich, Bayer Stand: 15.09.2016 zu verbessern. 19 BÖRSE am Sonntag · 111 | 201 6


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