Page 59

BaS_Print_03_2016

rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  Tra ding  fonds  ZERTIFIKATE Investieren in Erdöl Terminkurve und US-Dollar im Blick behalten Erdöl bildet als Rohstoff und Energieträger die Basis unserer modernen, industrialisierten Welt. Kaum ein Produkt, für dessen Herstellung es nicht direkt oder indirekt benötigt wird. Kein Wunder, dass Erdöl zu den weltweit am meisten gehandelten Gütern gehört. Auf den Ölmärkten tummeln sich dabei nicht nur die Produzenten und Verarbeiter des fossilen Rohstoffs, auch Investoren und Spekulanten wollen an dessen Kursbewegungen partizipieren. Dazu stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wie wäre es mit einigen Fässern, auf Englisch Barrel, von dem „schwarzen Gold“? Es kann auf den Spotmärkten erworben werden. Für Otto Normalverbraucher ist der physische Erwerb jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Dazu gehören Transport und Lagerung, für die man die entsprechenden Kapazitäten benötigt, was außerdem mit Kosten verbunden ist. Mit dem Kauf von physischem Erdöl lässt sich zudem nur auf steigende Preise setzen. Investoren und Spekulanten greifen daher in der Regel auf die Finanzderivate zurück. Dazu zählen in erster Linie Futures. Davon die gemessen weltweit liquidesten gibt es auf das US-Öl West Texas Intermediate (WTI) sowie die aus der Nordsee stammende Öl-Mischung Brent. Handelsplätze sind die Terminbörsen CME und ICE. Die dort gehandelten Futures dienen wiederum als Basis für andere Derivate, wie Optionen, ETFs und ETCs, Optionsscheine sowie eine Fülle an verschiedenen Zertifikaten. Futures und Optionen sind dabei die einfachsten und direktesten Wege, auf fallende oder steigende Ölpreise zu setzen. Allerdings sollten Anleger mit den produktspezifischen Charakteristiken sowie den entsprechenden Vor- und Nachteilen vertraut sein. Das gilt natürlich auch für die Produkte aus den anderen Derivateklassen. Terminstrukturkurve Weil in der Regel die Öl-Futures die Basis für Derivate bilden, gilt es grundsätzlich zudem auf die Terminstrukturkurve zu achten. Futures sind Terminkontrakte, die eine feste Laufzeit haben. Jeder Future hat damit seinen eigenen Preis. Vor allem für Derivate ohne Laufzeitbegrenzung, wie Index-Zertifikate oder Open-end-Hebelprodukte können daraus sogenannte Rollverluste resultieren, die die Performance dieser Derivate bei sonst gleichen Bedingungen schmälern. Sie entstehen wie folgt: Emittenten, die ein kontinuierliches Produkt abbilden, müssen vor dem Laufzeitende den aktuell investierten Future verkaufen und den nächstfälligen erwerben (Rollen). Weil die Terminstrukturkurve zumeist eine sogenannte Contango- Konstellation zeigt, also die jeweiligen Futures-Preise mit zunehmender Laufzeit höher notieren, bringen die zu verkaufenden Futures nicht so viel ein, wie für den Kauf des nächstfälligen nötig ist. Die Derivate werden daher entsprechend angepasst. Derivate ohne Laufzeitbegrenzung sind daher nur bedingt geeignet, um langfristig auf steigende Ölpreise zu setzen. Notieren die Future- Kontrakte mit kürzerer Laufzeit indes über denen der nächstfälligen Futures spricht man von Backwardation. Hieraus können sich wiederum Rollgewinne ergeben. Einige Emittenten bieten inzwischen rolloptimierte Produkte an. Darüber hinaus gibt es Optionsscheine und Zertifikate, die mit einer festen Laufzeit ausgestattet sind und dabei einen konkreten Future als dauerhaften Basiswert besitzen, wodurch die Rollproblematik umgangen wird. Währungseinfluss Anleger müssen beim Handel mit Finanzderivaten auf WTI und Brent außerdem eventuelle Währungseinflüsse berücksichtigen, die sich aus der Entwicklung des Wechselkurses Euro/US-Dollar ergeben. Schließlich notieren die Ölsorten selbst und auch die entsprechenden Futures in US-Dollar. Für Investoren aus dem Euroraum stellt damit bei nicht währungsgesicherten Produkten (Quanto) eine Aufwertung der Gemeinschaftswährung ein Währungsrisiko dar. Eine Abwertung des Euro kann dagegen zu Währungsgewinnen führen. Foto: © ismogismo - Fotolia 57 BÖRSE am Sonntag · 111 | 201 6 Rohöl-Trading


BaS_Print_03_2016
To see the actual publication please follow the link above