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Anlagetrends2016

Kolumne AKTIEN UND MÄRKTE 11 Globale Märkte im Fokus – Volatilität als neue Normalität Wenngleich ich für den Sommer mit einer höheren Volatilität gerechnet habe, sind besonders August und September deutlich turbulenter verlaufen als erwartet. Sorgen um die Konjunkturentwicklung in China und das weitere Vorgehen der amerikanischen Fed haben positive makro- und mikroökonomische Fundamentaldaten überschattet. Diese stark schwankenden Kapitalmärkte könnten Anleger auch 2016 begleiten. Trotz dieser Entwicklungen gibt es keinen Grund zur Panik. China steht vor Herausforderungen, es wandelt sich vom Exportland zu einer Wirtschaft, die stärker vom Binnenmarkt und dem Konsum bestimmt wird. Da sind rund 7 % Wachstum durchaus positiv. Eine „harte Landung“ Chinas oder gar eine globale Rezession halte ich für unwahrscheinlich. Falls China dennoch deutlich schwächer wächst als prognostiziert, wäre der unmittelbare Effekt auf die Eurozone und die USA überschaubar. Neben steigenden Immobilien- und Bauinvestitionen stimmt mich speziell der private Dienstleistungssektor positiv. Mehr als die Hälfte des chinesischen Bruttoinlandsprodukts wird hier erwirtschaftet, Tendenz steigend. Die Regierung versucht zudem, über fiskalpolitische Maßnahmen und geldpolitische Lockerungen konjunkturelle Schwankungen auszugleichen und das Wirtschaftswachstum zu stabilisieren. Diese Faktoren könnten Chinas Wirtschaft 2016 wieder Auftrieb geben. Weiter erholen dürfte sich auch Europas Wirtschaft. Turbulenzen an den Finanzmärkten sollten die Konjunktur nicht abwürgen. Industrieunternehmen sind wettbewerbsfähiger aufgrund des schwachen Euro, was den Export in Länder außerhalb der Eurozone bereits ankurbelt. Gleichzeitig profitieren Unternehmen und Konsumenten vom halbierten Ölpreis. Dr. Ulrich Stephan Deutsche Bank Und dann ist da noch Mario Draghi: Er kündigte an, dass sich die EZB mehr Flexibilität zu Umfang, Dauer und Kaufrestriktionen ihres Anleihekaufprogramms verschaffen werde. Das könnte den Euro weiter schwächen und die Inflation mittelfristig in Richtung des gesteckten 2%-Ziels treiben. Während die EZB expansiv bleibt, rechne ich nach wie vor mit einem Zinsschritt der Fed in den nächsten 6 Monaten. Gründe hierfür gibt es viele: Die US-Börsen dürften es verkraften, Vollbeschäftigung ist fast erreicht, Rohstoffe können kaum noch billiger werden und das US-BIP-Wachstum ist sehr solide. Als Folge einer Leitzinserhöhung sollte sich das Zinsdifferential zwischen der Eurozone und den USA auf das Währungspaar Euro/US-Dollar auswirken und dem Greenback weiter Auftrieb geben. Für Anleger ergibt sich daraus ein herausforderndes, aber interessantes Bild. Auch 2016 gilt: Nur wer ins Risiko geht, kann im andauernden Niedrigzinsumfeld eine positive Rendite erzielen. Aktien sind dabei unsere bevorzugte Anlageklasse, mit schwankungsarmen US-Aktien als Basisinvestment. Die Unternehmensgewinne und der erstarkende Dollar dürften Euroanlegern zusätzliche Performance bescheren. Angesichts attraktiver Bewertungen, höheren Gewinnerwartungen, Rückenwind von EZB und schwachem Euro sollten auch europäische Aktien zulegen. Weiterhin optimistisch bin ich für den japanischen Aktienmarkt, wo Analysten seit Anfang 2014 kontinuierlich ihre Gewinnerwartungen erhöhen. Generell bevorzuge ich aktuell Anlagen in den entwickelten Volkswirtschaften. Dennoch sind ausgewählte asiatische Regionen als Beimischung interessant und sollten von einer anziehenden Konjunktur, ausgehend von China, profitieren können. Der starke US-Dollar sowie weitverbreitete Angebotsüberhänge dürften das Potenzial vieler Rohstoffe begrenzen.


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