Aktien bleiben unverzichtbar für die private Vorsorge
Angesichts des nicht abreißenden Stromes schlechter Nachrichten an den Kapitalmärkten sind Privatanleger tief verunsichert. Die Folge: Massenhaft flüchteten sie in den vergangenen Monaten in vermeintlich sichere Anlagen. Risikobehaftete Investments wurden unisono aus den Depots verbannt und vor allem durch Tagesgeld oder Bundesanleihen ersetzt. Nach Jahren der Renditeorientierung ist das Pendel nun also in Richtung Sicherheit umgeschlagen.
Vor dem Hintergrund des Schocks der Finanzmarktkrise ist dieses Verhalten verständlich und aus kurzfristiger Anlagesicht nachvollziehbar. Betrachtet man die gegenwärtigen Präferenzen der Anleger jedoch im Rahmen eines langfristigen Vermögensaufbaus und insbesondere vor dem Hintergrund der privaten Altersvorsorge, bleiben allerdings erhebliche Zweifel.
Aktien sind unverzichtbar für die private Vorsorge
Es stellt sich nämlich die Frage, ob mit der einseitigen Ausrichtung der Kapitalanlage auf sichere, aber renditeschwache Anlagen die Erträge erwirtschaftet werden können, die für eine finanzielle Absicherung im Alter erforderlich sind. Die Renditen von fünfjährigen Bundesanleihen etwa bewegen sich zurzeit mit 2,2 Prozent auf einem historischen Tief. Und auch die aktuellen Zinssätze für Tagesgeldkonten bei Banken von etwa 1,5 Prozent dürften angesichts einer durchschnittlichen Inflationsrate von über zwei Prozent langfristig kaum ausreichen.
Mehrertrag resultiert in der Kapitalanlage aber stets aus der Inkaufnahme eines erhöhten Risikos. Dieser unumstößliche Grundsatz der Geldanlage macht es erforderlich, beim Vermögensaufbau nicht nur auf eine Anlageklasse zu setzen. Aktien bleiben dabei nach den bisherigen Erfahrungen eine unverzichtbare Ergänzung. Ihre Aufgabe ist es, für das Renditeplus im Depot zu sorgen, während zum Beispiel Geldmarkt- und Rentenprodukte den Stabilitätsanker bilden. Dem Renditevorteil der Aktie steht eine stärkere Schwankung der Wertentwicklung gegenüber. Das heißt, dass sich Aktienkurse in der Regel nicht gleichmäßig nach oben bewegen, sondern immer wieder einmal auch in den Keller gehen können, bevor sie sich wieder nach oben bewegen. Das Risiko der Wertschwankung wird dabei desto geringer, je länger ein Aktieninvestment im Depot verbleibt.
Langfristig orientierte Anleger sollten sich daher von Momentaufnahmen nicht verunsichern lassen. Denn historisch gesehen haben sich die Aktienkurse trotz zahlreicher Krisen in der Vergangenheit stets positiv entwickelt. Nehmen wir zum Beispiel den deutschen Leitindex DAX. Der startete Ende 1987 bei seiner Einführung bei 1.000 Punkten. Heute, gut zwanzig Jahre und einige Krisen später, steht das Aktienbarometer bei rund 4.200 Punkten. Dies entspricht einer Steigerung von über 300 Prozent. Wer also Anfang 1988 in den DAX investierte, erzielte bis heute einen Zuwachs von durchschnittlich rund 7,5 Prozent pro Jahr – trotz der aktuellen Börsenturbulenzen.
Ein langfristiges Aktieninvestment lohnt sich also trotz temporärer Kursverluste an den Märkten. Je früher Anleger mit dem Aktiensparen beginnen und je länger sie sparen, desto größer ist ihre Chance, stabile und attraktive Erträge zu erzielen. Dabei sollten sie nicht vergessen, ihre Vermögenswerte vor dem Eintritt in die Rente sukzessive in sicherere Anlageklassen umzuschichten. Dadurch minimieren sie die Gefahr, an einem ungünstigen Stichtag aus dem Aktieninvestment aussteigen zu müssen.
Beachten sollten Anleger grundsätzlich, welche Vehikel sie für ihre langfristige Vermögensanlage wählen. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die strukturellen Vorteile von Investmentfonds gegenüber anderen Anlageinstrumenten nicht bloß Theorie sind. Beispiel Anlegerschutz und Sicherheit: Unabhängig von den Assetklassen, in die sie investieren, sind Investmentfonds selbst als Sondervermögen „konkurssicher“. Auch die Möglichkeit der Risikostreuung durch Investmentfonds darf nicht unterschätzt werden. Nicht zuletzt die Kapriolen einzelner Werte in den vergangenen Monaten haben den Vorteil gegenüber einer Direktanlage in Aktien deutlich gemacht. Wichtiger denn je ist für viele Anleger heute auch die Flexibilität ihrer Geldanlage: Mithilfe von Fondssparplänen können Anleger zum Beispiel bereits mit geringen monatlichen Einzahlungen sparen und dabei börsentäglich über ihr Vermögen verfügen. Zudem können die Beiträge verändert und der jeweiligen Lebenssituation angepasst werden. Die Kombination aus Sicherheit, Risikostreuung, Flexibilität und ihre Transparenz machen Investmentfonds zum verlässlichen Instrument für die langfristige Vermögensanlage.
Joachim Reinke
Mitglied des Vorstandes von Union Investment