Aktien dank EZB weiter alternativlos – aber nicht ohne Risiko
Die massiven Anleihekäufe der EZB sorgen für weiteren Rückenwind am Aktienmarkt. Weil die realwirtschaftlichen Effekte aber überschaubar ausfallen werden und die Bewertungen schon ambitioniert sind, werden die Kurse nicht in den Himmel wachsen. Zeit für defensive Dividendenaristokraten und Zertifikate, die neben den Chancen des Aktienmarkts auch einen Risikopuffer bieten.
Die massiven Anleihekäufe der EZB sorgen für weiteren Rückenwind am Aktienmarkt. Weil die realwirtschaftlichen Effekte aber überschaubar ausfallen werden und die Bewertungen schon ambitioniert sind, werden die Kurse nicht in den Himmel wachsen. Zeit für defensive Dividendenaristokraten und Zertifikate, die neben den Chancen des Aktienmarkts auch einen Risikopuffer bieten.
Jetzt geht es also los. Mehr als 1.000 Milliarden Euro will die Europäische Zentralbank (EZB) bis September 2016 in den Markt pumpen. Mit dem im März startenden Programm zum Ankauf von Staatsanleihen und anderen Papieren europäischer Institutionen für monatlich 60 Milliarden Euro will die EZB die vermeintlich drohende Deflation bekämpfen, die Kreditvergabe stimulieren und den Euro weiter schwächen.
Schon die Ankündigung dieser Liquiditätsflut im Januar ließ die Kapitalmärkte wie erwartet reagieren: Die ohnehin niedrigen Renditen sicherer Staatsanleihen stehen weiter unter Abwärtsdruck. Damit sind positive Realrenditen in noch weitere Ferne gerückt. Anleger, die nicht bereit sind, Risiken einzugehen, müssen einen Vermögensverlust in Kauf nehmen, der schon nicht mehr als schleichend zu bezeichnen ist.
Gewinne dominieren dagegen an den Aktienmärkten.Siereagierten erwartungsgemäß erfreut auf das EZB-Programm und testen seither neue Höchststände. Neben der EZB-Politik stützt auch der niedrige Ölpreis den hiesigen Aktienmarkt: Er wirkt über niedrigere Produktionskosten und mehr Geld in den Portemonnaies der Konsumenten wie ein Konjunkturprogramm.
Diesem freundlichen Umfeld für Aktien stehen allerdings deutliche Überhitzungstendenzen gegenüber, die mit einem entsprechenden Rückschlagpotenzial einhergehen. Bislang basiert der jüngste Kursanstieg des Dax vor allem auf der Hoffnung auf die positiven Wirkungen des EZB-Programms und auf dem durch die EZB herbeigeführten Mangel an Anlagealternativen. Wir rechnen daher nicht mit weiteren großen Kursgewinnen, sondern mit einem Dax-Stand von etwa 11.100 Punkten zum Jahresende.
Bevor Anleger Neuengagements eingehen, sollten sie daher möglichst die im Jahresverlauf zu erwartenden Korrekturen abwarten. Diese bieten weiter gute Einstiegsgelegenheiten. Langfristig orientierte Anleger sollten dabei vor allem die so genannten Dividendenaristokraten in den Blick nehmen: Unternehmen, die kontinuierlich einen maßgeblichen Teil ihrer Gewinne an die Anleger ausschütten.
Denn konstante oder steigende Dividenden sind ein klares Indiz für ein erfolgreiches und solides Geschäftsmodell. Dividendenpapiere gelten daher als substanzstark und vergleichsweise krisenresistent. Zudem können regelmäßige Dividenden zumindest teilweise die Minimalzinsen des Anleihemarkts ersetzen.
Wer einen kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizont hat, kann die Ausschüttungen der Dividendenaristokraten auch indirekt nutzen: Die Emittenten von Zertifikaten nutzen sie für die Ausstattung von Bonuszertifikaten. Mit den Papieren müssenAnlegerKorrekturen bis zu einem festgelegten Kursnicht fürchten, könnenaber attraktive Erträge schon dann erwirtschaften, wenn der Basiswertauf der Stelle tritt. Je höher dabei die Dividende der Aktie, desto attraktivere Konditionen bieten Bonuszertifikate auf diesen Wert.
Stefano Angioni ist Derivateexperte bei der DZ BANK in Frankfurt.