Hat die Jahresendrally schon begonnen?
Zwei Themen bestimmen derzeit das Geschehen an den Märkten – die Sorge vor einer konjunkturellen Abkühlung und die Frage nach dem weiteren Vorgehen der Notenbanken. Während die Anleger im ersten Halbjahr noch das Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank feierten, rückte über die Sommermonate zunehmend die Wachstumsschwäche Chinas in den Fokus. Welches Ende nimmt dieses Jahr?
Zwei Themen bestimmen derzeit das Geschehen an den Märkten – die Sorge vor einer konjunkturellen Abkühlung und die Frage nach dem weiteren Vorgehen der Notenbanken. Während die Anleger im ersten Halbjahr noch das Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank feierten, rückte über die Sommermonate zunehmend die Wachstumsschwäche Chinas in den Fokus.
Schnell machten Begriffe wie eine „harte Landung“ der Volksrepublik sowie „Emerging Market Krise 2.0“ die Runde. Dies führte nicht nur in den Schwellenländer zu starken Kursverlusten sondern sorgte auch in Europa und den USA für Gewinnmitnahmen der Investoren. Gerade als die Märkte im Begriff waren sich von den Tiefständen im August zu erholen, goss die US-Notenbank erneut Öl ins Feuer. Die lang ersehnte und mehrheitlich für September erwartete erste Zinserhöhung wurde mit der Unsicherheit über die globalen Wachstumsaussichten weiter in die Zukunft verschoben. Mit der Konsequenz, dass die Aktien ein zweites Mal unter Druck kamen und die Renditen langlaufender Staatsanleihen merklich fielen.
Wie geht es an den Märkten jetzt weiter? Und wie steht es wirklich um die Verfassung der Weltwirtschaft? Zweifelsohne schwächen sich die Wachstumsraten der Schwellenländer ab und das nicht erst seit heute, sondern schon seit mehreren Jahren. Wir halten Vergleiche mit der Asienkrise jedoch für klar überzogen. Im Gegensatz zur Situation gegen Ende der 1990er Jahre ist die Mehrzahl der Volkswirtschaften heute deutlich solider finanziert und verfügt über enorme Fremdwährungsreserven, die zur Stabilisierung der heimischen Währung und der Konjunktur bereits jetzt schon eingesetzt werden.
Kursverluste haben den Märkten gutgetan
Dies scheint im Fall von China erste Früchte zu tragen. Sowohl die Immobilienpreise als auch das Wachstum der Einzelhandelsumsätze konnten zuletzt ihren Abwärtstrend stoppen und sich leicht erholen. Entsprechend optimistisch schauen wir dort auf das Wachstum im vierten Quartal. Aber auch in Europa und den USA erwarten wir nicht mehr als eine kleine konjunkturelle Delle. Während der Außenhandel eindeutig unter einem Nachfragerückgang der Schwellenländer leidet – eine Situation die durch den starken Dollar in den USA sogar noch verstärkt wird – zeigt sich der Binnenkonsum mehr als robust. Exakt dies bestätigt auch der Ifo-Index für das exportabhängige Deutschland. Im Gegensatz zur Ukraine-Krise vor genau einem Jahr verharrt die Konjunkturstimmung auf hohem Niveau und signalisiert ein Wachstum von annähernd zwei Prozent.
Mit dem Rückgang der Inflationsraten auf null, ist das selbstgesteckte Ziel von zwei Prozent erneut in weite Ferne gerückt. Dementsprechend laut sind die Stimmen derer, die nach einem weiteren zeitnahen Stimulus für die Märkte rufen. Dieser könnte der dann vielzitierte Auslöser einer Jahresendrally werden. Zumindest statistisch gehört das vierte Quartal zu den stärksten Börsenmonaten eines Jahres. Der Auftakt hierzu scheint nach der jüngsten Erholung in jedem Fall schon mal geglückt.