China: Weniger Dampf im Konjunkturkessel
Aufgrund der erneuten Leitzinssenkung in der Vorwoche schwante einem schon, dass die in der vergangenen Woche anstehenden Konjunkturdaten nicht gerade rosig ausfallen dürften. So kam es auch. Chinas Wirtschaft wächst immer langsamer.
Der Dampf im chinesischen Konjunkturkessel nimmt weiter ab. Im zweiten Quartal ist das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes mit 7,6% zum Vorjahreszeitraum auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Inzwischen hat die Wachstumsrate damit bereits sechs Quartale in Folge nachgelassen. Nach einem Wachstum von 9,1% und 8,9% im dritten und vierten Quartal 2011 wurden schon im ersten Jahresviertel 2012 nur noch 8,1% erreicht. Der jüngste Wert ist nun ein weiterer Dämpfer, wenn auch kein überraschender. Im Vergleich zu den krisengeschüttelten Industrienationen mutet ein Wachstum von 7,6% zudem enorm an. Allerdings braucht China deutlich höhere Werte, um ausreichend Arbeitsplätze zu sichern und soziale Unruhen zu vermeiden. Bislang liegt man aber wohl im Plan der Regierung, die ein Ziel von 7,5% für das Gesamtjahr ausgegeben hat. Dies wäre die niedrigste Rate seit 1999.
Bremsend im zweiten Quartal wirkten der Rückgang der Nachfrage im schuldengeplagten Europa mit der dort mancherorts einbrechenden Konjunktur sowie im Reich der Mitte selbst mit der Stagnation des Immobilienmarktes und einem langsameren Zuwachs des heimischen Konsums. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die chinesische Zentralbank seit Juni bereits zweimal die Leitzinsen und seit November schon dreimal die Anforderungen für das Mindestkapital der Banken gesenkt. Wegen der deutlich gefallenen Inflation könnte sich weiterer Spielraum für geldpolitische Lockerungen ergeben. Einige Volkswirte erwarten mit weiteren Stimuli daher auch wieder ein stärkeres Wachstum im zweiten Halbjahr.