Das 1x1 der Fonds
Die Bedeutung von Investmentfonds für die private Vorsorge und das Portfoliomanagement nimmt stetig zu. Parallel dazu steigen Vielfalt und Komplexität, und die Finanzkrise tat ihr Übriges, um die Branche durcheinander zu wirbeln. Hier erfahren Sie, was Sie wissen müssen.
In der deutschen Investmentbranche vollzieht sich derzeit ein stiller Wandel. Zwar scheint – bei Nettomittelzuflüssen von rund 3,7 Mrd. Euro im ersten Halbjahr – auf den ersten Blick alles beim Alten zu sein, doch bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass die Zeichen auf Umbruch stehen.
Börsengehandelte Gipfelstürmer
Allein die beiden großen ETF-Anbieter db x-trackers und ETFlab sind hierzulande für rund 4,8 Mrd. Euro an Zuflüssen verantwortlich und auch international gewinnen die börsengehandelten Fonds immer mehr Marktanteile. Beispielsweise erreichten die verwalteten Vermögenswerte in den USA (582 Mrd. US-Dollar) und Europa (183 Mrd. US-Dollar) Ende Juli neue Höchststände. Generell versteht man unter Exchange Traded Funds (ETFs) passiv gemanagte, börsengehandelte Investmentfonds. Sie sind in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung strikt an einen bestimmten Bezugsindex gebunden. Im Vergleich zu den üblichen Anlagefonds werden sie wie Aktien direkt und kontinuierlich an einer Börse gehandelt. Der Preis wird also nicht nur einmal täglich festgestellt, sondern richtet sich den ganzen Tag nach Angebot und Nachfrage. ETFs verbinden damit die Flexibilität einer Aktie mit den Diversifizierungseffekten eines Investmentfonds. Besonders interessant: Der Großteil der aktiv gemanagten Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt auf den entwickelten Regionen ist nicht in der Lage, die jeweilige Benchmark dauerhaft zu schlagen.
Verluste bei Renten- und Geldmarktfonds
Doch nicht nur bei den Anbietern und Strukturen dreht sich die Welt weiter. Auf Ebene der Fondsgruppen mussten beispielsweise die vormals so beliebten Geldmarktfonds und Rentenfonds hohe Abflüsse von über 11 Mrd. Euro beziehungsweise über 1,7 Mrd. Euro verkraften. Einer der Auslöser dieser Bewegungen ist die Tatsache, dass viele Anleger bei diesen – als sicher geltenden – Produkten von Verlusten überrascht wurden.
Die Renten sind sicher?
Verantwortlich für das vorübergehende Minus der Rentenfonds waren Positionen, die im Zuge der Finanzkrise erheblich an Wert verloren. Weil die Anlagestrategien bei diesen Produkten jedoch sehr unterschiedlich sind, trifft diese Entwicklung nicht alle Fonds. Während manche Fondsmanager nur sichere Papiere kaufen, wie beispielsweise erstklassige europäische Staatsanleihen, versuchen andere die Rendite mit weiteren Instrumenten aufzubessern. Dies lässt sich beispielsweise mit Hilfe von Pfandbriefen, Derivaten und Genussscheinen bewerkstelligen. Je nach Gewichtung können Risiko und Ertrag damit höher oder niedriger ausfallen. Im Zuge der Finanzkrise gerieten jedoch insbesondere Genussscheine und Asset Backed Securities (ABS) unter die Räder. Bei letzteren handelt es sich um ein Portfolio aus verbrieften Forderungen, zum Beispiel Hypotheken oder Kredite. Betroffen waren dadurch einige Rentenfonds. Allerdings kam es im Zuge der allgemeinen Stimmungsaufhellung bereits wieder zu deutlichen Erholungen.
Zeitweise Aussetzer bedrohen auch die Geldverwalter
Die vermeintlich sogar noch sichereren Geldmarktfonds wurden von der Finanzkrise ebenfalls kalt erwischt. Auslöser war hier die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Im Zuge der Hysterie kamen die Finanzströme zum Erliegen und schickten die kurzfristigen Zinsen auf Rekordwerte. In diesem Umfeld bekamen auch die Geldmarktfonds Probleme, da viele Fondsmanager die Einlagen bereits vor der Finanzkrise in kurzfristige Bankschuldverschreibungen investiert hatten, um die Performance zu steigern. Auch diese Papiere verloren jedoch mit den allgemeinen Turbulenzen kräftig an Wert. An sich wäre das kein Problem gewesen, da sich die Kurse seither wieder erholt haben. In der Krise zogen jedoch viele der Kunden ihre Anlagen aus den Geldmarktfonds ab und zwangen die Manager auf diese Weise, die Vermögenswerte zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt zu verkaufen. Zeitweise führte dies dazu, dass fast ein Viertel der in Deutschland vertriebenen Geldmarktfonds eine negative Kursentwicklung aufwies. Auch diese Produkte haben sich jedoch mittlerweile wieder erholt. Anleger, die ihr Geld nur kurzfristig parken möchten, sollten trotzdem darauf achten, in welche Produkte der Geldmarktfonds investiert.
Investmentfonds versus Zertifikate
Gleichgültig, ob ETF oder klassischer Investmentfonds, zu den unbestrittenen Vorteilen der Fondsanlage zählt die Insolvenzsicherheit. Die Fondsgelder sind schließlich als Sondervermögen auch im Insolvenzfall geschützt. Ein weiterer Pluspunkt ist bislang die größere Transparenz. Letztere reicht von der Offenlegung der Preisberechnung, über den Zufluss der Dividenden, bis hin zur Überwachung und Beaufsichtigung der Fondsmanager durch unabhängige Wirtschaftsprüfer und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Zudem weisen Fonds mit der Kennziffer „Total Expense Ratio (TER)“ ein hohes Maß an Kostentransparenz auf. Diese gibt die jährliche Gesamtkostenbelastung des Fondsvermögens wieder. Das sind neben der Verwaltungsvergütung und den Depotbankgebühren zum Beispiel auch die Kosten für die Prüfungsgesellschaft. Allerdings ist zu beachten, dass Ausgabeaufschläge und Transaktionskosten nicht in die TER einfließen.
Zeithorizont entscheidet über Sinn der Absicherung
Eine weitere Gruppe, die von der Finanzkrise profitieren konnte, sind die Garantiefonds. Bis Anfang 2007 war die Auflage von Garantiefonds in Deutschland gesetzlich nicht möglich. Um die deutsche Finanzbranche zu stärken, hat das Bundesfinanzministerium jedoch beschlossen, solche Produkte auch in Deutschland zuzulassen. Uwe Wystup, Professor für Finance & Management in Frankfurt, konnte allerdings in einer Studie nachweisen, dass der Renditeunterschied zwischen den beiden Spielarten – gerade auf lange Sicht – erheblich ist: Nach 25 Jahren konnte der Fondskäufer ohne Kapitalschutz in dieser Studie 22.309 Euro ansammeln, der konservative Investor dagegen nur 3.724 Euro. Weil die langfristigen Renditen der Garantieprodukte oftmals nur Sparbuch-Niveau erreichen, stellt sich für Anleger die Frage, ob das Geld nicht mit kurzlaufenden Staatspapieren oder auf dem Tagesgeldkonto sinnvoller angelegt ist. Allerdings kommt Wystups Studie bei der Betrachtung kürzerer Zeiträume zu folgendem Ergebnis. „Kurz- und mittelfristig können Garantien eine Alternative sein“, denn hier ist der Renditeabstand deutlich geringer.
Starke Nachfrage trotz Finanzkrise
Apropos langfristig: Wie aktuelle Zahlen des Bundesverbandes Investment und Asset Management e.V. (BVI) zeigen, erfreuten sich die staatlich geförderten Altersvorsorgeverträge auf Basis von Investmentfonds auch während der Turbulenzen großer Beliebtheit. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Verträge um 100.000. Laut BVI ist dies ein weiterer Beleg für die wachsende Bedeutung von Fondsanlagen für die private Altersvorsorge.
Fazit
Vor einem entsprechenden Investment sollte sich jeder Anleger überlegen, welches Risiko er bereit ist auf sich zu nehmen. So sind zum Beispiel Geldmarkt- und die meisten Rentenfonds weniger riskant als Aktienfonds, aber eben nicht risikolos. Bei den ETFs sollten Anleger ebenfalls genau hinsehen. Mit der steigenden Popularität drängen immer mehr Anbieter in das Segment. Um sich zu differenzieren, werden vermehrt neue Strukturen angeboten, was letztlich wieder zu mehr Komplexität führt.