Diese Themen beherrschen die Krise
Die Finanzkrise macht auch vor den Boombranchen nicht Halt. Gleichültig, ob BRIC, Solar, Infrastruktur oder Rohstoffe, kein Thema bleibt von der aktuellen Wirtschaftskrise verschont. Doch nachdem der Hype vorbei ist, könnte gerade jetzt ein Blick auf hochkonzentrierte Themenzertifikate lohnen.
BRIC, Solar & Co. haben es eindrucksvoll bewiesen: Setzt man frühzeitig auf einen „Megatrend“, sollte sich eine über der Wertentwicklung des Gesamtmarktes liegende Rendite vereinnahmen lassen. Um dies zu erreichen, ist es lediglich notwendig, die aussichtsreichsten Titel einer bestimmten Branche oder eines übergeordneten Themenfeldes zu ermitteln und im Depot zu versammeln. Den aufwendigen und teuren Prozess des Stock-Pickings und die vielen, mit Gebühren verbundenen Transaktionen, kann man jedoch umgehen, indem man zu sogenannten Themenzertifikaten greift.
Konzentrierte Trends
Themenzertifikate haben eine einfache Grundlage. Sie bündeln Basiswerte einer bestimmten Anlageklasse, Branche oder Titel, die geografische, politische und (steuer-) rechtliche Gemeinsamkeiten besitzen. Bei den Underlyings kann es sich neben Aktien und Indizes auch um Rohstoffe, Immobilien, Bonds oder Devisen handeln – das Anlageuniversum ist fast grenzenlos. Grundsätzlich unterscheidet man drei Gruppen: Themenzertifikate auf Branchen, auf Länder und Märkte sowie Papiere, die auf bestimmte Investmentstrategien setzen. Alle Varianten haben für den Anleger den Vorteil, dass er mit einem einzigen Papier an der Wertentwicklung verschiedenster Assets partizipiert. Auf diese Weise können Gebühren und Transaktionskosten minimiert und das Risiko breiter gestreut werden als bei vergleichbaren Einzelinvestments. Trendzertifikate besitzen keinen Hebel und bilden den zugrunde liegenden Index oder Basket in der Regel 1:1 ab. Anleger sollten daher darauf achten, dass die Dividenden reinvestiert und nicht vom Emittenten einbehalten werden.
Zertifikat oder Fonds?
Anleger, die in einen bestimmten Sektor, Markt oder eine bestimmte Region investieren wollten, konnten dies bis vor wenigen Jahren nur über Fonds realisieren. Heute lassen sich aufgrund des großen Angebots sämtliche Anlagegebiete und -strategien mit Zertifikaten abdecken. Gegenüber Investmentfonds haben diese Vorteile, wie tägliche Handelbarkeit, niedrigere Gebühren, Wegfall des Ausgabeaufschlags und der größeren Transparenz. Dazu kommt die größere Flexibilität der Zertifikate. Während es, auch aufgrund des notwendigen Genehmigungsverfahrens, Monate dauert, einen neuen Fonds aufzulegen, „benötigt man auch für ein komplexeres Strategiezertifikat nur wenige Wochen“, so Mathias Schölzel, Zertifikate- Experte der Deutschen Bank. Dies erlaubt es den Emittenten, schnell auf jeden Börsentrend zu reagieren und die Investoren mit den jeweils gewünschten Papieren zu versorgen.
Zeit für Transparenz
Aufgrund der andauernden Finanzkrise werden auch bei den Themenzertifikaten mittlerweile verstärkt Produkte mit Kapitalschutz angeboten. Wer beispielsweise auf das ebenfalls hochgehandelte Thema „Wasser“ setzen möchte, kann seit August auf eine Emission der französischen BNP zurückgreifen. Die Wasser-Anleihe basiert unter anderem auf der Entwicklung der Titel Suez, Geberit, Severn Trent, United Utilities, Veolia Environnement, Danone, ITT, Fortum, und Nestlé. Das fünf Jahre laufende Produkt wird am Ende mindestens zum Nennwert zurückgezahlt und sammelt bei einer positiven Kursentwicklung der Basiswerte jährlich bestimmte Kupons an, die dann nicht mehr verloren gehen können. Die mit der Konstruktion einhergehende Komplexität macht das Produkt für den Anleger jedoch schwer durchschaubar. Gerade im derzeitigen Umfeld sollten Anleger daher zu transparenten Produkten greifen und daran denken, dass das Plus an Sicherheit auch bezahlt werden will.
Laufzeit und Zusammensetzung
Bei den ersten Papieren handelte es sich um festgelegte Körbe mit einer Laufzeit von mehreren Jahren. Die Banken stellten bestimmte Basiswerte, zunächst fast immer Aktien, zusammen und ließen diese bis zum Ende der Laufzeit in der Regel unverändert. Diese statische Vorgehensweise kann jedoch zum Problem werden, da sich die zu Beginn gleiche Gewichtung im Laufe der Zeit sehr stark zugunsten einzelner Werte verschieben kann. Neue Versionen weisen neben einer unbegrenzten Laufzeit (Open End) häufig eine Zusammensetzung nach quantitativen Modellen (z.B. der Börsenwert innerhalb einer Branche) auf. Einige Themenzertifikate werden zudem durch ein Management an laufende Entwicklungen angepasst oder gemäß einer vordefinierten Strategie dynamisch verändert. Die Auswahl der Titel übernehmen mittlerweile auch nicht selten externe Berater, die sich entsprechend spezialisiert haben. Gerade in exotischen Märkten hat es sich zudem bewährt, Produkte zu wählen, die über eine gewisse Mindeststreuung verfügen. Die Zahl von 10 Basiswerten gilt hier als das Minimum.
The trend is not always your friend
Eines hat sich dabei allerdings nicht verändert, Anleger und Emissionshäuser setzen fast immer auf Themen, die derzeit Hochkonjunktur haben. Dies können zum einen sportliche Großveranstaltungen sein – die WestLB hat z.B. Papiere auf große Sportevents im Angebot. Jüngster Spross ist das im Mai emittierte Papier mit Fokus auf die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Das Zertifikat bündelt Aktien von elf Unternehmen, die von der Großveranstaltung profitieren sollen (WKN: WLB- 7PV). Wie schnell einzelne Themen aber aus der Mode kommen können, zeigt der Hype um die angeblich so defensive Infrastrukturbranche: In den letzten 12 Monaten verlor beispielsweise das Papier auf den S-BOX Dynamic Infrastructure Index (WKN: RCB7ZS) 45% und schlug sich damit kaum besser als die großen Bluechip-Indizes. Doch Finanzkrise hin oder her, dass viele Themenzertifikate gerade zum Höhepunkt des jeweiligen Trends emittiert wurden, lässt sich nicht bestreiten. Bei diesen Produkten kommt es daher nicht nur darauf an, die Konstruktion zu verstehen und den Inhalt genau zu kennen, sondern es ist auch notwendig, sich eine fundierte Meinung zu dem Marktsegment zu bilden. Hohe Zuwächse in der Vergangenheit machen sich zwar in den Verkaufsprospekten gut, sind aber meist auch ein Zeichen dafür, dass die Phantasie bereits eingepreist ist. Die an der Börse durchaus berechtigte Weisheit „The trend is your friend“, gilt also für Themenzertifikate nur bedingt.
Nach gefallenen Engeln suchen
Umgekehrt gilt natürlich auch, dass sich antizyklische Investments besonders einfach mit Themenzertifikaten tätigen lassen. Unter diesem Gesichtspunkt sind vor allem solche Papiere interessant, die bereits am Markt erhältlich sind. So hat das Mitte August von Goldman Sachs emittierte Open- End-Zertifikat auf den Infrax Global Railway Total Return Index zwischenzeitlich zwar 13% verloren – im Vergleich zum S&P 500 ist dies jedoch schon fast eine Glanzleistung: Letzterer verlor im gleichen Zeitraum rund 33%. Die relative Stärke könnte ein Signal dafür sein, dass dem weltweiten Schienenverkehr tatsächlich ein neuer Boom bevorsteht. Gleiches könnte für die gebeutelten deutschen Solaraktien gelten. So hat der im Oktober letzten Jahres aufgelegte LBBW Solar Basket (WKN: LBW3AC) zwar seit seiner Emission über 71% verloren, die Aussichten für die – weltweit führenden – deutschen Solarfirmen sind jedoch nach wie vor glänzend. Wie sich bereits bei der Zwischenrallye in der vergangenen Woche zeigte, dürften Werte wie Roth & Rau, Q-Cells und SolarWorld zu den größten Gewinnern einer Erholung zählen. Mutige, mittelfristig orientierte Anleger können die deutlich ermäßigte Kursbasis daher zu einem Einstieg nutzen.
Fazit
Themenzertifikate sind für Anleger geeignet, die von einem bestimmten Trend oder einer Strategie überzeugt sind. Da die Stimmungslage an den Börsen jedoch sehr schnell wechseln kann, kommt dem Timing und der richtigen Mischung eine große Bedeutung zu. Aufgrund der enormen Heterogenität der angebotenen Papiere ist daher neben einer genauen Kenntnis des Produkts auch eine fundierte Meinung zu dem jeweiligen Anlageschwerpunkt unabdingbar.