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Euro-Dollar-Parität: Die Folgen für Anleger, Unternehmen, Bürger

Der Euro wird immer schwächer. Der US-Dollar immer stärker. Das hat Auswirkungen – vom Aktienmarkt über die Realwirtschaft bis hin zum Konsumenten. Einige davon sind beunruhigend.

(Foto: NATALIA61 / Shutterstock)

Der Euro wird immer schwächer. Der US-Dollar immer stärker. Das hat Auswirkungen – vom Aktienmarkt über die Realwirtschaft bis hin zum Konsumenten. Einige davon sind beunruhigend.

Experten hatten es schon lange prophezeit, zum Anfang dieser Woche war es so weit: Ein Euro kostete erstmals seit über 20 Jahren wieder exakt einen US-Dollar. Damals war der Euro jedoch frisch eingeführt worden. Heißt: Abgesehen von der kurzen Zeitspanne zu Beginn, war die europäische Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar nie so wenig wert wie heute. Seit Monaten wertet der Euro gegenüber dem Greenback ab. Das liegt einerseits an der Stärke der US-Währung, die zuletzt auch gegenüber anderen Währung deutlich aufgewertet hat. Andererseits aber doch auch an der Schwäche des Euros, der zum US-Dollar überproportional verloren hat. Entscheidend dafür sind vor allem zwei Gründe: Die drohende Gaskrise und die damit einhergehende Sorge vor eine Rezession in den Euro-Ländern. Und die hohe Inflation, die Zinserhöhungen nach sich zieht, die wiederum die Euro-Schuldenkrise neu entfachen könnten.

Das sind die Auswirkungen in der Praxis

Aber was bedeutet das nun praktisch, Euro-Dollar-Parität? In der volkswirtschaftlichen Theorie ist ist eine Abwertung der eigenen Währung nicht grundsätzlich schlecht. Für Deutschland als exportstarkes Land kann dies sogar positiv wirken, weil sich für die USA und auch andere Länder, die beispielsweise aus den USA oder Deutschland importieren, der Import deutscher Waren und Dienstleistungen relativ vergünstigt.

Das Problem: Die aktuelle Wirtschaftslage gibt ein solches Szenario nicht oder nur sehr begingt her. Aufgrund von Lieferengpässen, konkret beispielsweise die  Chipknappheit in der Autoindustrie, können deutsche Unternehmen gar nicht mehr exportieren. Die Herausforderungen vieler Betriebe hierzulande liegen aktuell in der Beschaffung und der Produktion und damit auf der Angebotsseite. Andererseits gerät auch die Weltwirtschaft zunehmend in Schieflage. Die Nachfrage aus China schwächelt, steigende Preise lasten auf fast allen Volkswirtschaften. Bricht also insgesamt die Nachfrage ein, helfen auch die sich verbilligenden Exporte nicht. Hinzu kommt: Inzwischen gibt es viel mehr Wettbewerb auf der Angebotsseite. Ob nun in der Autoindustrie, im Maschinenbau, in der Chemieindustrie. Länder, die früher viele Produkte aus diesen Branchen aus Deutschland oder den USA importiert haben, tun das inzwischen vermehrt auch aus China. Damit wird für Deutschland und Europa aus Exportsicht weniger entscheidend, was der Euro im Vergleich zum US-Dollar macht.

Schwacher Euro als Inflationstreiber

Damit ist der einzige wirkliche Vorteil, den eine Abwertung der eigenen Währung mit sich bringen kann, dahin. Bleiben die Nachteile: Ein schwacher Euro schließlich treibt die Inflation. Sowohl Rohstoffe, als auch eine Reihe wichtiger Vorprodukte werden international in US-Dollar gehandelt. Sie werden für Importeure aus Deutschland und den übrigen Euro-Länder also teurer. Das verteuert in der Regel auch die Endprodukte, da Unternehmen die steigenden Einkaufspreise irgendwann an die Konsumenten weitergeben müssen. Dazu werden grundsätzlich importierte Güter oder Dienstleistungen teurer. Beides befeuert die ohnehin schon hohen Inflationsraten. Es droht ein Teufelskreis: Um die Inflation in Zaum zu halten, muss die EZB die Zinsen stärker anheben. Das wiederum belastet aber die Staatsfinanzen und bremst die Wirtschaft aus. Die Ängste vor einer Rezession und drohenden Staatspleiten werden noch mehr, was erneut auf den Euro-Kurs drücken könnte.

Anleger können profitieren

Was für Verbraucher hierzulande besorgniserregend ist, kann sich für Anleger auszahlen. US-Aktien schließlich werden genauso wie Produkte aus den Vereinigten Staaten aus deutscher Sicht teurer. Anleger, die US-Titel im Depot haben fahren entsprechend Währungsgewinne ein. Gleiches gilt für Investments in Gold und alle Rohstoffe, die in US-Dollar gehandelt werden. Da es nun aber bereits zur Euro-Dollar-Parität gekommen ist, ist es eher unwahrscheinlich, dass der Euro gegenüber der US-Währung weitere zehn oder zwanzig Prozent an der Wert verliert. Darauf zu setzen, wäre zumindest eine riskante Strategie. Gerade, da viel vom Mann im Kreml abhängt. Dreht Wladimir Putin Deutschland und Europa tatsächlich den Gashahn zu dürfte der Euro weiter abwerten. Bleiben die Hähne auf und fließt insbesondere auch nach Deutschland nach der Wartung von Nord Stream 1 wieder Gas, könnte sich der Euro sogar wieder etwas erholen.

OG

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