Digital & Krypto: Regulierung ist klasse
Die Krypto-Branche freut sich: Endlich hat sie einen Rechtsrahmen, in dem sie agieren kann. Das dürfte ihr einen Schub verleihe.
Die Krypto-Branche freut sich: Endlich hat sie einen Rechtsrahmen, in dem sie agieren kann. Das dürfte ihr einen Schub verleihe.
Regulierung, also Vorschrift und Verwaltung, löst bei denen, die sich ihr unterwerfen müssen, in der Regel keine Begeisterungstürme aus. Doch es gibt eine Ausnahme: Die Kryptobranche findet’s gut, dass sie mit der sogenannten MiCA seit kurzem einen Rechtsrahmen hat, der von der EU verbindlich gesetzt, jetzt Schritt für Schritt in Kraft tritt. Die ganze Branche? Die Robin-Hoods und Freischärler unter den Kryptojüngern vermutlich nicht. Die vier Panellisten auf der Bühne des Finance Summit, die sich das Thema „Digital&Krypto“ vorgenommen hatten, aber schon: Dorette Daume, CFO vion Cashlink, einem Dienstleister, der Assetklassen tokenisiert, Thorsten Ulrich, Geschäftsführer bei WM Datenservice, Andreas Torner Geschäftsführer beim Broker Trade Republik und Ulli Spankowski, Digitalchef der Börse Stuttgart, der die Bison-App maßgeblich mit an den Start gebracht hat, mit der Privatkunden Kryptowährungen handeln können.
„Regulierung bringt Schub“ brachte es Daume auf den Punkt. „Regulierung gibt dem ganzen Thema Impulse. Im Jahr 2020 hat mit der Einführung der Krypto-Verwahrlizenz die Nachfrage deutlich zugelegt. Jetzt haben wir mit MiCA ein Rahmenwerk für den nächsten Schub“, sagte Spankowski – und es klang bei ihm, wie bei allen Panelteilnehmern eine Art der Erleichterung durch, nicht mehr im weitgehend unregulierten rechtlosen Raum agieren zu müssen. Dass ein Rechtsrahmen für Wachstum und Stabilität eine Grundvoraussetzung ist, hat die Kryptobranche zunehmend anerkannt, zuletzt belehrt durch die Pleite der Kryptobörse FTX, die zeigte, dass die Kryptowelt keine bessere Gegenwelt zu der der Zentralbanken und Staatswährungen ist.
Die EU-Parlamentarier, die MiCa kürzlich auf den Weg gebracht haben, verglichen sich mit den Sherifs im „Wilden Westen“, die statt Faustrecht dem Rechtsstaat zum Triumph verhalfen und damit den Aufstieg einer ganzen Nation erst möglich gemacht haben. Gemäß MiCA-Verordnung sind Kryptowerte digitale Darstellungen von Werten oder Rechten, die elektronisch übertragen und gespeichert werden können. Anbieter von Kryptowerten oder Händler, die eine Zulassung bei einem Krypto-Handelsplatz beantragen, müssen zukünftig eine Reihe von Pflichten erfüllen. Dazu zählt ein Whitepaper. Dieses ist eine für alle leicht verständliche Zusammenfassung der wesentlichen Informationen über den Emittenten und zum ausgegebenen Kryptowert. Wer Dienstleistungen mit Kryptowerten anbietet, braucht hierfür künftig eine Erlaubnis der zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden. Darunter fällt auch die in der Bundesrepublik Deutschland schon jetzt regulierte Verwahrung und Verwaltung von Kryptowerten für Dritte.
Mit Blick auf den Verbraucherschutz soll ein öffentlich einsehbares Register für Kryptowerte-Whitepaper, Emittenten von vermögenswertereferenzierten Token und E-Geld-Token und Anbieter von Kryptowerte-Dienstleistungen geschaffen werden. Das bei der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA liegende Register wird auch Unternehmen enthalten, gegen die hoheitliche Maßnahmen ergriffen wurden oder die ihre Dienste ohne die erforderliche Erlaubnis anbieten. Unter die MiCA-Verordnung fallen gängige Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum, die nach Spankowskis Einschätzung 60 Prozent des Marktes ausmachen.
In die Regulierungs-Euphorie goss nur Ullrich etwas Verdünnung als er warnte: „Zu viel ist Gift“, aber auch er gab sich einsichtig: „Es ist braucht eine globale Sicht auf das Thema, es braucht Standards. Es braucht globale Standards für Identifizierungsmöglichkeiten.“ In diesem Zusammenhang wies Trade-Republic-Chef Torner darauf hin, dass das jüngste Projekt von ChatGPT-Gründer Sam Altmann, Worldcoin, mit seinem Identifizierungsverfahren via Iris-Scan neue Maßstäbe setzen könnte.
Als im Publikum sich dann doch einer als Robin-Hood outet und fragte, wie der Kerngedanke der Krypto-Erfinder, nämlich eine Währung aufzubauen, die ohne Bank auskommt, mit der Haltung einhergeht, die die Teilnehmer auf dem Panel an den Tag legten, war es wieder der Trade-Republic-Chef Torner, der die passende Antwort wusste: „Die Idee allein führt nicht zu Vertrauen und Akzeptanz, sondern es braucht eine zentrale Instanz.“ Fazit: Krypto ist auf dem Weg in die Normalität. Wahrscheinlich funktionierts dann besser.
BAS