Großbanken: Die Bad Guys sind zurück
Gerade sind die großen Banken wieder im Fokus der US-Justiz. Erst am Freitag stellten die Amerikaner die Deutsche Bank wegen ihrer Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise an den Pranger. Doch zuletzt machte vor allem Wells Fargo, die wertvollste Bank der Welt, negativ auf sich aufmerksam. Mit massenhaftem Betrug hat sie nicht nur ihre Spitzenposition, sondern auch ihren guten Ruf verloren.
Gerade sind die großen Banken wieder im Fokus der US-Justiz. Erst am Freitag stellten die Amerikaner die Deutsche Bank wegen ihrer Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise an den Pranger. Doch zuletzt machte vor allem Wells Fargo, die wertvollste Bank der Welt, negativ auf sich aufmerksam. Mit massenhaftem Betrug hat sie nicht nur ihre Spitzenposition, sondern auch ihren guten Ruf verloren.
Es sind gerade mal wieder keine rosigen Zeiten für die Banken. Während die Geldhäuser unter den anhaltenden Niedrigzinsen leiden und sparen wo sie können, sind es aber vor allem ihre dubiosen Geschäftspraktiken, die die Kreditgeber immer wieder einholen. Erst Freitag mussten die Deutsche Bank und ihre Anleger eine bittere Pille schlucken. Das US-Finanzministerium fordert von der einstigen deutschen Vorzeigebank 14 Milliarden Dollar für ihre Rolle beim Hypothekenkauf vor der schweren Finanzkrise. Am Ende wird die Strafe wohl weit geringer ausfallen, doch der Schock sitzt dennoch tief.
Goldman Sachs spioniert Fed aus
Allerdings passt die Meldung gut in die derzeitige Nachrichtenlage rund um das Bankensystem. Denn gleich zwei Großbanken aus den USA haben in den letzten Wochen bewiesen, dass sie seit der Finanzkrise nur wenig an Moral hinzugewonnen haben. Da wäre zum einen die Großbank Goldman Sachs. Das Kreditinstitut, dass in Europa aktuell wegen ihres prominenten neuen Mitarbeiters und Ex-EU-Kommissionschef Jose Manuel Baroso in der Kritik steht, wurde Anfang August von der amerikanischen Notenbank Fed mit einer Strafe von 36,3 Millionen Dollar belegt sowie weiteren Auflagen und Berufsverboten. Bereits zuvor musste die Bank wegen des gleichen Falls 50 Millionen Dollar an die Finanzaufsicht des Staates New York zahlen.
Der Grund? Ein ehemaliger Mitarbeiter der Fed, der zu Goldman Sachs gewechselt war, hatte einen ehemaligen Kollegen und Freund dazu gebracht, ihm geheime Dokumente zur Bankenaufsicht zu besorgen. Die Informationen sollen von Goldman Sachs dann sogar in Kundengesprächen verwendet worden sein. Mittlerweile sind sämtliche Verantwortlichen gefeuert worden. Und auch der finanzielle Schaden dürfte sich für die Bank in Grenzen halten. Im vergangenen Quartal hatte die Bank einen Nettogewinn von 1,63 Milliarden Dollar eingefahren. Schlimmer dürfte hingegen der erneute Imageverlust der Bank sein, bestätigt der Vorfall doch die gängigen Klischees.
Wells Fargo: Der tiefe Fall der letzten Vorzeigebank
Dass die moralische Fallhöhe aber auch noch weitaus höher ausfallen kann, zeigt eindrucksvoll der Skandal um Wells Fargo. Die ehemals wertvollste Bank der Welt hatte bis dahin einen hervorragenden Ruf. Das lag vor allem daran, dass die Bank weitaus weniger als andere Banken in das risikoreiche Investment-Geschäft involviert ist. Aber auch an ihrem prominenten Fürsprecher: Die Bank ist eines der Flaggschiffe in Warren Buffets eigenem Depot.
Doch diesen guten Ruf hat die Bank nun von einem auf den anderen Tag zunichte gemacht. Wie in der vergangenen Woche bekannte wurde, haben Mitarbeiter des Instituts jahrelang Konten und Kreditkarten eröffnet, ohne das die betroffenen Kunden darum gebeten hätten. Der Skandal flog erst auf, als sich Kunden über zu unrecht erhobene Gebühren beschwerten. Auslöser für diese Geschäftspraktik war offenbar der große Verkaufsdruck in dem Unternehmen. Die Reichweite des Skandals ist enorm: Nach Angaben der Aufsichtsbehörden wurden rund 1,5 Millionen zusätzliche Konten und 565.000 Kreditkarten illegal eröffnet. Rund 5.300 Mitarbeiter hat Wells Fargo im Zusammenhang mit dem Skandal bereits entlassen. Die Bank hat sich zudem bereit erklärt, die 2,6 Millionen Dollar illegal erworbener Gebühren an seine Kunden zurückzuzahlen. Außerdem muss die Bank 185 Millionen Dollar Strafe zahlen.
Auch hier dürften sich die Auswirkungen der Strafen in Grenzen halten. Weitaus schwerer fällt dagegen der Verlust an den Börsen ins Gewicht. Die Aktie ist um rund 10 Prozent eingebrochen und hat damit knapp 30 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet. Wallstreet-Analytiker sprechen offen von einer kleinen Katastrophe. Im Zuge des Skandals verlor das Kreditinstitut auch seinen Titel als wertvollste Bank der Welt an seinen Konkurrenten JP Morgan, die nach Börsenwert an Wells Fargo vorbeizog. Die Bank hat in der Folge eine interne Untersuchung angekündigt und verspricht maximale Transparenz. Auf dem Spiel steht auch der Job des Vorstandes Job Stumpf. Der einstige Saubermann der Branche muss demnächst vor den Untersuchungsausschuss des US-Senats, was erfahrungsgemäß einer öffentlichen Vorführungen gleichkommt.
Doch der Skandal wird wohl auch für die anderen Banken Folgen haben. Experten erwarten, dass es nun stärkere Kontrollen und Regulierungen in der Branche geben wird. Mit einer erneuten Regulierungs-Welle dürften aber auch die zu erwartenden Eigenkapitalrenditen weiter sinken. Folgenlose blieb der Skandal lediglich für die wohl verantwortliche Managerin Carrie Tolstedt. Sie hat bereits im Juli das Unternehmen verlassen: Mit Boni in Höhe von 125 Millionen Dollar im Gepäck.
Robin Schenkewitz