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Impfstoffe und Virusmutationen: Was Anleger bedenken sollten

Die Angst vor Virusvarianten ist groß, aber die Impfstoffe sind gut aufgestellt, um sie in Schach zu halten. Steigende Konsumausgaben könnten bestimmten Marktsegmenten in der Zeit nach Corona zugutekommen – für Anleger heißt das: Gewusst wo!

(Foto: LookerStudio / Shutterstock)

Die Angst vor Virusvarianten ist groß, aber die Impfstoffe sind gut aufgestellt, um sie in Schach zu halten. Steigende Konsumausgaben könnten bestimmten Marktsegmenten in der Zeit nach Corona zugutekommen – für Anleger heißt das: Gewusst wo!

Welche Rolle spielt die Herdenimmunität? Die Entwicklung der Impfstoffe war ein überwältigender Erfolg. Die Veröffentlichung der Daten im November geriet mit Wirksamkeitsraten von über 90 % zur Sensation an den Märkten. Limitierend ist dabei vor allem, in welchem Tempo geimpft wird. Israel hat die Nase vorn, Großbritannien und die USA befinden sich auf einem akzeptablen Weg, während Europa unter Produktionsverzögerungen leidet. Wann aber wird COVID-19 besiegt sein?

Das vorrangige Ziel der Impfprogramme besteht darin, die Zahl der schweren Verläufe zu reduzieren und die Gesundheitssysteme zu entlasten. Sobald dies der Fall ist, könnten die Regierungen über die Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen nachdenken. Zu echter Herdenimmunität – wie es sie etwa bei den Masern gibt – wird es in diesem Jahr allerdings kaum kommen. Gründe dafür sind: die hohe Ansteckungsrate und die niedrige Immunität weltweit sowie die Tatsache, dass große Teile der Bevölkerung nicht geimpft werden – nämlich Kinder und alle Impf-Unwilligen. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten aber etwa 90 % der Bevölkerung immun sein – was in naher Zukunft wohl kaum der Fall sein wird.

Das Ende des Lockdown: Zukunftsmusik? Es dauert in der Regel etwa einen Monat, bis sich der Impfeffekt an den Zahlen ablesen lässt – Daten aus Israel bestätigen dies (siehe unten). Ansteigende Impfraten in Kombination mit lokalen Lockdown-Maßnahmen könnten die Fallzahlen so weit drücken, dass das Ende des Lockdowns in Großbritannien bereits im April kommen könnte, im restlichen Europa allerdings wegen Problemen rund um die Impfstoffbeschaffung etwas später. Irgendwann vor Europa und nach Großbritannien könnten wohl auch die USA so weit sein, allerdings je nach Bundesstaat unterschiedlich schnell. Anfang Januar hatte nur etwa 35% des in den USA bereitgestellten Impfstoffs schützende Wirkung entfaltet. Inzwischen sind es 50%. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Wert mit steigender Impfrate weiter verbessern wird (Prognosen von BlackRock Fundamental Equities, Februar 2021).

Neue Impfstoffe machen Hoffnung

So sieht es aktuell aus, aber es ist Raum für Veränderungen in beide Richtungen vorhanden. Wenn die Impfstoffe von Johnson & Johnson und/oder Novavax die Zulassung erhalten, wäre ausreichend Angebot vorhanden, um die Industrieländer bis Ende 2021 mit Impfstoff zu versorgen. Das könnte ein entscheidender Wendepunkt sein. Insbesondere das Produkt von Johnson & Johnson, das in nur einer Dosis verabreicht wird, könnte Tempo in die Entwicklung bringen – zudem zeigen Studiendaten eine 85-prozentige Wirksamkeit dieses Impfstoffs gegen schwere Verläufe. Und er könnte bereits Mitte dieses Monats auf den Markt kommen.

Virusmutationen: bedrohlich oder beherrschbar?

Viren mutieren, um zu überleben, daher sind neue Varianten nichts Ungewöhnliches und voraussichtlich wird es weitere geben. Jüngste klinische Daten bestätigen, dass die Impfstoffe auch gegen die neuen Virusvarianten wirksam sind, wenn auch in etwas geringerem Maße. Vor allem scheinen sie hocheffizient in Hinsicht auf schwere Verläufe mit Krankenhausaufenthalt – und das ist unserer Meinung nach der wichtigste Maßstab mit Blick auf die Rücknahme von Lockdown-Maßnahmen.

Es ist entscheidend, die Varianten im Auge zu behalten und zu verfolgen, ob die vorhandenen Impfstoffe sie weiter in Schach halten können. Braucht es neue Impfstoffe, so ist dies rasch umsetzbar. Moderna ließ bereits verlautbaren, dass ein neuer Impfstoff innerhalb von 42 Tagen hergestellt und ausgeliefert werden könne. Novavax startet im zweiten Quartal eine Studie mit einer Impfstoffvariante. All dies stimmt uns zuversichtlich, dass die Impfprogramme weiterhin im Kampf gegen das Virus Fortschritte machen werden und dass dies die Erholung der Wirtschaft und der Märkte in diesem Jahr voranbringen wird – zumal die Pharmaunternehmen hinter den Kulissen ihre Produkte weiter optimieren.

Märkte nach Corona

Die Aktienmärkte nach Corona: Wir gehen davon aus, dass es nach dem Ende der Corona-Einschränkungen zu einem Wirtschaftsboom kommen wird. Auf den Bankkonten haben sich riesige Geldmengen angesammelt, die darauf warten, ausgegeben zu werden. Hinzu kommt, dass die Konjunkturpakete in Europa und den USA die Konsumausgaben ankurbeln dürften. Es wäre möglich, dass es zu ähnlichen global gleichlaufenden Wachstumsraten kommt, wie wir sie zuletzt 2005 erlebt haben. Das würde bedeuten, dass Sektoren und Regionen, die sich seit der globalen Finanzkrise unterdurchschnittlich entwickelt haben, jetzt durchstarten, dass aber andererseits einige Sektoren, die fulminant gelaufen sind, nachlassen könnten – ein wunderbares Umfeld für Stockpicker!

Aufgepasst

Nicht alle Wachstumsunternehmen, das heißt nicht alle Unternehmen, die sich in den letzten zehn Jahren in einem Umfeld niedrigen globalen Wachstums gut entwickelt haben, werden auch weiterhin gute Ergebnisse abliefern. Auch wenn nichts Grundsätzliches falsch läuft, sind die Gewinnerwartungen bei diesen Unternehmen sehr hoch. Das zeigt sich etwa in hohen Bewertungen in bestimmten Bereichen des US-Technologiesektors. Hier könnte es zu Problemen kommen, wenn Anleger in bisher unterbewerteten Sektoren und Teilen der Welt auf Renditejagd gehen.

Natürlich hängt dies alles davon ab, dass das globale Impfstoffprogramm erfolgreich abgewickelt wird – was wir für wahrscheinlich halten.

Gewusst wo

Ein robustes makroökonomisches Umfeld wird Unternehmen zugutekommen, die ihre Produktion schnell hochfahren können, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, und die ihre Preise bei begrenztem Angebot anheben können. Bergbauunternehmen sind ein gutes Beispiel: Dort wird die Nachfrage nicht nur aus China kommen, sondern aus der ganzen Welt. Außerdem gut aufgestellt, um sowohl die Preise als auch das Angebot hochzufahren, sind Industrie, Werkstoffe, Chemie und Halbleiter – also Sektoren mit begrenztem Angebot, aber starker Nachfrage aus vielen Geschäftsfeldern, darunter auch Elektromobilität und Elektronik.

Unserer Ansicht nach wird der Konsum in diesem und im folgenden Jahr brummen, sobald die Corona-Auflagen auslaufen und die Arbeitslosenquote sinkt. Die Menschen wollen unbedingt in Urlaub fahren und in Gesellschaft von Freunden essen und trinken. Restaurants könnten nach der Pandemie steigende Margen und Umsätze erleben. Attraktiv erscheint uns auch der Luxusgüterbereich, der vom Tourismus profitiert und auch während der Pandemie solide Zahlen abgeliefert hat. Die Cognac-Vorräte gehen in einigen Teilen der Welt zur Neige, Ferraris laufen massenweise vom Fließband, und die Nachfrage nach Cartier-Schmuck hat der Bilanz von Richemont Ende 2020 einen gewissen Glanz verliehen.

Eine Analyse von BlackRock