Indien: Es regnet zu wenig!
Die Regenzeit von Juni bis September liefert den Großteil des nötigen Nasses für die Bewässerung in der indischen Landwirtschaft und ist daher äußerst wichtig, weil mehr als 55% der Inder ihren Lebensunterhalt im Agrarsektor verdienen. Die Daten zu den Niederschlägen in dieser Zeit werden daher genau beobachtet.
So auch zuletzt. Der verspätete Beginn und sehr geringe Regenmengen führten dazu, dass man im Juni etwa 46% unter dem jährlichen Durchschnitt lag und damit so wenig verzeichnete wie seit 1926 nicht mehr. Im Juli gab es dann zwar etwa mehr, die Menge lag aber immer noch 19% unter dem Normalwert. Immerhin füllten sich die Wasserreservoire zuletzt wieder etwas deutlicher.
Volkswirte machen sich nun dennoch immer mehr Sorgen, dass die schlechten Wetterbedingungen auch die indische Wirtschaft beeinträchtigen könnten. Zwar geht man nicht davon aus, dass die zuletzt wieder auszumachende Erholung der Konjunktur im Keim erstickt wird, das Tempo könnte sich aber verringern. Denn die Landwirtschaft inklusive der davon abhängigen Branchen trägt etwa 17,5% zum BIP bei. Eine positive Entwicklung in dem Sektor im vierten Quartal 2008 half mit, dass im vergangenen Jahr mit 6,7% immer noch ein stattliches Wachstum der indischen Wirtschaft verbucht werden konnte, wenngleich es unter den durchschnittlichen Steigerungsraten seit 2003 von 8,8% lag. Die geringen Niederschläge könnten den Bauern, die als relativ immun gegenüber konjunkturellen Schwächephasen gelten und damit eine äußerst wichtige Säule für den Binnenkonsum spielen, nun einen Dämpfer verpassen. Volkswirte schraubten in Erwartung schlechter Ernten bereits ihre BIP-Prognosen für das laufende Fiskaljahr von mehr als 6% auf etwas mehr als 5% herunter. Schlechte Erträge in der Agrarwirtschaft könnten außerdem Lebensmittel weiter verteuern und damit die Inflation anheizen. Die indische Notenbank hat ihre Prognose für März 2010 jüngst bereits von 4% auf 5% angehoben und wird wohl Anfang 2010 beginnen, ihre Leitzinsen wieder anzuheben.