Ist China das nächste große Sorgenkind?
In Europa ist die Schuldenkrise jüngst wieder verstärkt in den Fokus geraten. In den USA nahmen die Befürchtungen bezüglich der dortigen Konjunktur wieder zu. Aber nicht nur im Westen gibt es Risiken. Die Investoren blicken zunehmend auch mit Sorgen gen Osten.
Dass es im Reich der Mitte nicht so richtig rund läuft, die wirtschaftliche Dynamik nachlässt und weiter nachlassen dürfte, ist eigentlich kein Geheimnis. Die Frage ist nur, wie schnell und wie stark sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt? Und diesbezüglich dürften die jüngst vorgelegten Daten wenig Mut machen und stattdessen zu noch pessimistischeren wirtschaftlichen Aussichten in China führen. Zum einen wurden am vergangenen Dienstag die Daten zum Außenhandel für den Monat März vorgelegt. Zwar zogen die Exporte mit 8,9% zum Vorjahr kräftig an, was zusammen mit dem überraschend deutlich geringeren Plus bei den Einfuhren von 5,3% wieder zu einem Handelsüberschuss führte. Das unerwartet geringere Wachstum der Importe wurden jedoch als Indiz dafür gewertet, dass die Binnenwirtschaft nicht wie erhofft durchstartet, sondern vielmehr an Dynamik verliert.
Am Freitag gab es dann ein stärkeres Plus als erwartet bei der Industrieproduktion im März. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2012 wuchs mit 8,1% zum Vorjahreszeitraum jedoch deutlich geringer als noch vor zwei Wochen mit 8,4% erwartet. Zudem schwächte sich die Wirtschaftsleistung nun bereits das fünfte Mal hintereinander ab. Chinas Konjunktur steuert damit weiter auf ihr schwächstes Jahr seit langem zu. Die Regierung drosselte ihre Wachstumsprognose für 2012 bereits auf 7,5 Prozent, was das geringste Wachstum seit 1990 wäre. Es läge zudem unter der Schwelle von 8%, die bisher als Minimum angesehen wird, um keinen Zündstoff für größere soziale Unruhen zu liefern. China, als wichtiges Zahnrad im Weltkonjunkturmotor, könnte daher in den nächsten Monaten an den Finanzmärkten verstärkt im Fokus stehen, verbunden mit der Frage, ob es das nächste große Sorgenkind wird.