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Kommt sie doch noch, die Jahresendrallye?

Bei vielen Anlegern und Investoren dürfte sie auch 2017 wieder fest in den Börsenkalender eingeplant gewesen sein: die Jahresendrallye. Immerhin siebenmal fand sie in den vergangenen zehn Jahren statt. Und auch in den Jahren zuvor war sie eher wahrscheinlich, als unwahrscheinlich. Bisher aber will sie trotz eines starken Marktumfeldes nicht kommen. Langsam wird es Zeit.

BÖRSE am Sonntag

Bei vielen Anlegern und Investoren dürfte sie auch 2017 wieder fest in den Börsenkalender eingeplant gewesen sein: die Jahresendrallye. Immerhin siebenmal fand sie in den vergangenen zehn Jahren statt. Und auch in den Jahren zuvor war sie eher wahrscheinlich, als unwahrscheinlich. Bisher aber will sie trotz eines starken Marktumfeldes nicht kommen. Langsam wird es Zeit.

Weihnachten ist durch. Die Welt schickt sich an,  in ein neues Jahr zu starten. Es ist die Zeit der Geschenke, Jahresrückblicke und Jahresausblicke. Und statistisch betrachtet eigentlich auch die Zeit der Jahresendrally ean den Finanzmärkten. Doch bisher will die nicht kommen, die Kursgeschenke unter dem Börsenbaum scheinen diese Weihnachten auszubleiben. Und auch der Ausblick aufs kommende Jahr präsentiert sich nicht besonders festlich. Immer mehr Experten und Analysten warnen vor den hohen Bewertungen am Markt, sehen Aktien von Tech-Schwergewichten wie Apple, Facebook, Amazon oder Netflix – quasi die Star-Papiere des letzten Jahrzehnts – allmählich ihren Kurslimits ausgesetzt, glauben an baldige Rücksetzer.

Einiges spricht dafür. Die Zentralbanken treiben den Ausstieg aus ihrer hyper-expansiven Geldpolitik – wenn auch langsam – weiter voran, ja, sogar der Bitcoin-Kurs fällt zum Jahresende hin deutlich. Sorgen macht einigen Beobachtern auch die Apple-Aktie, denn das iPhone X kommt nicht recht in Schwung. Ob da einige Vieltelefonierer gemerkt haben, dass die technische Innovationen gar nicht so sensationell sind? Die ersten Beobachter sprechen bereits von „alten Wein in neuen Schläuchen“. Was kein gutes Omen.

Bleibt die Börsen-Bescherung 2017 also zum vierten Mal in elf Jahren aus? Das gilt als wahrscheinlich, muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Viel Zeit bleibt nicht mehr, aber noch sind es ein paar Handelstage bis zum neuen Jahr. „Sollten wir noch in dieser Woche einen Schlusskurs über dem Niveau von 13.200 Punkten bekommen, würden wir gute Chancen auf eine Jahresendrallye am deutschen Aktienmarkt sehen“, schreiben die Experten von Lynxbroker. Doch das traf zunächst nicht ein. Abzuarten bleibt, was nun noch kommt.

Die USA als Leitmarkt

Jenseits des Atlantiks, an der Wall Street, diktierten weiterhin die Bullen das Geschehen. Auch USA-Experte Sven Weisenhaus sieht zumindest ein „schnelles Vorankommen“ auf 13.400 oder 13.500 Punkte noch im Bereich des Möglichen, insofern der Dax „oberhalb der Seitwärtsrange“ bleiben und die derzeit bestehende „Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten“ überwinden könne. Falle der Dax dagegen zurück in die Seitwärtslage, glaubt Weisenhaus eher an einen Rücksetzer in Richtung 13.000-Punkte-Marke.

Einen wirklichen Schub aber, so sind sich viele Analysten einig, kann wenn überhaupt nur noch ein weiteres Voranschreiten der US-Steuerform bewirken. Hiervon wären positive Impulse zu erwarten, nachdem die Notenbank-Entscheidungen wie auch die starken Konjunkturdaten eben diese zuletzt nicht mehr hätten aussenden können, sagte Chris-Oliver-Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank, gegenüber dem Handelsblatt. Doch allein das wohl kaum ausreichen, um hierzulande eine Rallye zu starten. Dass der deutsche ifo-Index im Dezember mit 117,2 Punkten den zweitbesten Wert seiner Geschichte erzielt hat, blieb auch schon ohne Folgen. Man sorgte sich – zumindest in vielen Medien – sogar eher darum, dass der Wert eine schwächere wirtschaftliche Phase einläuten könnte, da er leicht hinter dem Rekordwert von 117,5 Punkten im November zurückblieb.

Ein wenig zeigt das die derzeit vorherrschende und äußerst verquere Situation. Die Realwirtschaft boomt. Und das inzwischen wieder weltweit und insbesondere in Deutschland. Großkonzerne verkünden einen Rekordgewinn nach dem anderen. Allem Anschein nach setzt Donald Trump seine Ankündigungen in die Tat um und beschert den USA eine der größten Steuererleichterungen der Geschichte. Und bereits jetzt brummt die US-Wirtschaft. Im vergangenen dritten Quartal dürften die USA ein BIP-Wachstum in Höhe von zirka 3,3 Prozent erreicht haben, was dem wachstumsstärkten Quartal seit mehr als vier Jahren entspräche.

Kommen nun doch die Bären aus ihrem Wald?

Der Internationale Währungsfonds derweil rechnet 2018 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von rund 3,7 Prozent. Nicht zuletzt auch deshalb, da es in China wieder rund zu laufen scheint. Das deutsche BIP soll um zwei Prozent wachsen – ein sehr guter Wert für einen Industriestaat. Die Experten glauben diesbezüglich auch nicht an eine Überhitzung.  Der weltweite zweitlängste Aufschwung aller Zeiten, er könnte zwar weitergehen, aber an der Börse wollen die Kurse zum Jahresende 2017 bislang nicht mehr wirklich hoch hinaus. Während der DAX über das Gesamtjahr hinweg 14 Prozent an Wert zulegen konnte, hat er in den Monaten November und Dezember nach Erreichen seines Rekordhoch von 13.465 Punkten knapp drei Prozent verloren.

Ein wenig scheint bei Anlegern die Angst zu dominieren. Vielleicht auch gerade deshalb, da die Märke 2017 so gut gelaufen sind. Gut möglich, dass Investoren nun zum Jahresende hin das Risiko scheuen und ihre teils hohen Gewinne nicht noch aufs Spiel setzen wollen. Damit einhergehend könnten auch die Fondsmanager auf ihr klassisches Depot-Pimping verzichten. Oft schmeißen die Manager zum Jahresende die schlecht laufenden Positionen aus ihren Töpfen und holen sich kurzfristig die gut laufenden Titel ins Portfolio, um zur Report-Saison im Januar ein gutes Bild abgeben zu können. Da in diesem Jahr aber sehr viele Aktien aus den unterschiedlichsten Branchen sehr gut gelaufen sind, könnte dieser Trick weniger oft angewendet werden.

Fazit

Dass die Weihnachts-Rallye 2017 ausgefallen ist, gilt vielen Beobachtern als ein Zeichen. Vielleicht verschiebt sie sich ein bullischer Sprung der Märkte aber ja auch nur etwas nach hinten. Denn neben den pessimistischen Mahnern und der Angst vor den Bären, gibt es für 2018 auch die optimistischen Investoren und die Freude auf die Bullen. Auch wenn die KGV einzelner Aktien inzwischen hoch stehen, unterliegen die Märkte insgesamt wohl noch keiner Überbewertung. Denn 2017 haben nicht nur die Kurse stark angezogen, sondern auch die Gewinne vieler Unternehmen sind in neue Höhen vorgestoßen. Eigentlich könnten die Bären also auch 2018 getrost in ihrem Wald bleiben. OG