MorphoSys: Antikörper in schwierigen Zeiten!
Nach einem überraschend guten dritten Quartal hat der Biotechnologiekonzern MorphoSys seine operative Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2008 angehoben. Das Unternehmen sprach trotz der schwierigen Kapitalmarktsituation von einer operativ wie auch finanziell sehr soliden Entwicklung in den ersten neun Monaten. Die Aktie reagierte positiv und könnte nun für spekulative Investoren interessant sein!
Angesichts einer starken Kapitalausstattung sowie signifikanter Mittelzuflüsse aus den Partnerschaften sprach Finanzvorstand Dave Lemus von einer hervorragenden Positionierung, die es MorphoSys erlauben sollte, die gegenwärtig schwierige Marktsituation gut zu überstehen. Er verwies auf einen soliden Bestand an liquiden Mitteln, der sich Ende September inklusive kurzfristig veräußerbarer Wertpapiere auf 127,3 Mio. Euro summierte, verglichen mit 106,9 Mio. Euro vor einem Jahr. Zudem hat sich der Mittelzufluss aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 6,5 auf 18,7 Mio. Euro kräftig erhöht. Die Produkte und Dienstleistungen des Konzerns finden offenbar weiterhin Anklang.
Maßgeschneiderte Antikörper!
MorphoSys gehört eigenen Angaben zufolge zu den weltweit führenden Firmen bei der Entwicklung von vollständig menschlichen Antikörpern, die sowohl für die Forschung und Diagnostik als auch für die Therapie von Krankheiten eingesetzt werden können. Kerntechnologie des 1992 gegründeten Unternehmens ist die Antikörperbibliothek HuCAL, die eigenen Angaben zufolge mehr als zehn Milliarden unterschiedliche humane Antikörper umfasst. Sie lassen sich mit Hilfe der Technologie schnell und automatisiert nach vordefinierten Anforderungen herstellen. MorphoSys entwickelt die maßgeschneiderten Antikörper im Segment „Therapeutische Antikörper“ für die eigene Medikamentenforschung sowie für andere Unternehmen. Zu den zahlreichen Partnerfirmen gehören namhafte Pharma- und Biotechnologiekonzerne wie Boehringer Ingelheim, Daiichi Sankyo, Novartis, Merck & Co, Pfizer und Roche. Im Rahmen dieser Partnerschaften bezieht das Unternehmen Lizenz- und Meilensteinzahlungen und ist über umsatzabhängige Tantiemen auf alle Endprodukte am Erfolg der Entwicklungen beteiligt. Die Pipeline aus den Forschungskooperationen umfasst derzeit 55 aktive therapeutische Projekte. Davon sind aktuell drei in der Phase 1 der klinischen und 29 in der präklinischen Entwicklung sowie 23 in der Forschungsphase. Im zweiten Konzernbereich vermarktet die Gesellschaft unter dem Namen AbD Serotec Antikörper für nichttherapeutische Einsatzbereiche in den Bereichen Forschung und Diagnostik.
Operativ gut entwickelt
In den ersten neun Monaten 2008 erwirtschaftete der Konzern Umsätze von 53,3 Mio. Euro und damit 21% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Laut Unternehmen haben sich beide Segmente operativ gut entwickelt. Zum Wachstum trugen aber vor allem höhere Forschungszahlungen und Lizenzgebühren für therapeutische Antikörper bei. Der mit etwa 75% größte Konzernbereich verbuchte ein kräftiges Umsatzplus von 29,2 auf 39,9 Mio. Euro. Die Zunahme resultiert größtenteils aus der im Dezember 2007 geschlossenen strategischen Partnerschaft mit Novartis, die dem Unternehmen im Idealfall eine Gesamtsumme von mehr als 1 Mrd. US-Dollar in die Kassen spülen könnte, wie auch erfolgsabhängigen Zahlungen von 7,3 Mio. Euro. Und auch bei den Forschungsantikörpern gab es laut Vorstand gute Fortschritte bei diagnostischen Anwendungen. Allerdings sank der Umsatz von 14,9 auf 13,4 Mio. Euro. Eine Ursache für den Rückgang waren negative Wechselkurseffekte. Auf Basis des Durchschnittskurses von 2007 hätten die Erlöse bei 14,5 Mio. Euro gelegen. Daneben bremste auch etwas ein sich schwächer als erwartet entwickelnder Markt für Forschungsantikörper.
Rekordgewinn
Trotz der schwierigen Marktsituation erzielte der Bereich aber ein operativ positives Ergebnis von 0,3 Mio. Euro, während ein Jahr zuvor noch ein Verlust von 0,6 Mio. Euro angefallen war. Die weitaus größten Gewinne verbucht aber weiterhin das Segment Therapeutische Antikörper. Hier kletterte der operative Profit von 13,1 auf 21,2 Mio. Euro. Abzüglich der 6,4 Mio. Euro Aufwendungen, die nicht zu den Geschäftszweigen zugeordnet wurden, hat sich damit der konzernweite Gewinn der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 6,9 auf 15,1 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Eine glänzende Entwicklung. Und auch unter dem Strich kann sich der Profit sehen lassen. MorphoSys verdiente einen Rekordüberschuss von 11,8 Mio. Euro, nach 4,9 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie (EPS) kletterte von 0,68 auf 1,58 Euro.
Gewinnprognose angehoben
Bei Vorlage der Neunmonatsbilanz aktualisierte MorphoSys seine Prognosen für das Gesamtjahr. Beim Umsatz rechnet der Konzern nun mit einem Wert zwischen 73 und 76 Mio. Euro, nach bislang 73 bis 77 Mio. Euro. Darin enthalten sind mindestens 4 Mio. Euro aus noch ausstehenden, vom Erreichen bestimmter Zwischenziele abhängigen Meilensteinzahlungen von Produktentwicklungsprogrammen mit Partnern. Beim operativen Konzerngewinn stockte der Vorstand die Prognose kräftig von ehemals 9 bis 11 Mio. Euro auf 15 bis 16 Mio. Euro auf. Begründet wurde diese Erhöhung vor allem mit nun niedrigeren Ausgaben für Forschung und Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr 2008 als bislang erwartet. Zum einen lagen bestimmte externe Kosten unter den ursprünglich geplanten. Daneben wurden Entwicklungskosten für ein Projekt ins nächste Jahr verschoben. Das Unternehmen erwartet für 2008 nun insgesamt Investitionen in Technologie- und Produktentwicklung von etwa 9 Mio. Euro nach zuvor 13 Mio. Euro.
Chancen und Fortschritte
Zahlen und Ausblick wurden vom Markt mit steigenden Kursen honoriert. Zu Recht. Die vorgelegten Ergebnisse untermauern das starke Geschäftsmodell des Unternehmens. Daneben ist MorphoSys finanziell bestens gerüstet, um den schwierigeren Bedingungen aufgrund der aktuellen Finanzmarktschwäche zu widerstehen. Nach Aussagen von Firmenlenker Simon Moroney bieten die Turbulenzen an den Finanzmärkten eventuell sogar Chancen, um gezielte Zukäufe zu tätigen, mit denen man die eigene Position weiter verstärken könnte. Für Fantasie sorgen auch die vom Vorstand jüngst hervorgehobenen Fortschritte bei dem wichtigsten Medikamentenprojekt, welches das Unternehmen in eigener Regie entwickelt, dem Antikörper MOR103 gegen entzündliche Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis. Demnach wurden aufgrund des guten Sicherheits- und Verträglichkeitsprofils bei fünf Patientengruppen in der ersten klinischen Phase zwei Gruppen mit höheren Dosierungen zusätzlich in die Studie aufgenommen. Laut Vorstand hat MorphoSys dadurch deutlich mehr Flexibilität für die zweite klinische Phase.
Spekulativer Kauf
Insgesamt sprechen somit aus fundamentaler Sicht mehrere Argumente für ein Investment. Und auch charttechnisch ist die Aktie von MorphoSys interessant. Das Papier setzte nach Erreichen des Mehrjahreshochs im Februar 2007 bei 60,48 Euro zu einer Korrektur an, die den Kurs in der Spitze auf 32,73 Euro fallen ließ. Ausgehend von diesem Tief im August 2007 bildete sich eine Aufwärtstrendlinie heraus, die mehrmals auf ihre Haltbarkeit abgeklopft wurde. Zuletzt geschah dies in der zweiten Oktoberwoche. Der Kurs drehte aber erneut nach oben ab und näherte sich jüngst der Abwärtstrendlinie, resultierend aus der Verbindung der Zwischenhochs von Februar und Dezember 2007, bei aktuell etwa 49 Euro. Ein Ausbruch darüber könnte für spekulative Investoren als Kaufsignal mit einem mittelfristigen Kursziel von etwa 60 Euro interpretiert werden. Die Aktie, die sich zuletzt trotz der Turbulenzen am Gesamtmarkt recht wacker schlug und seit Jahresbeginn bis dato nur rund 5% verlor, während der TecDAX mehr fast 50% an Wert einbüßte, könnte sich somit eventuell weiter als Antikörper in einem aktuell schwierigen Aktienmarktumfeld erweisen.
OPTIONSSCHEIN-TRADING
Investoren, die sich der Risiken bewusst sind, können versuchen, nach einem Ausbruch über die Abwärtstrendlinie mögliche weitere Steigerungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert MorphoSys gibt es dazu auch eine große Auswahl an Hebelzertifikaten. Interessant ist beispielsweise das Mini Future Zertifikat von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knock-out-Schwelle aktuell bei 38,89 Euro und damit unter unserem, nach einem Ausbruch über die Abwärtstrendlinie, bevorzugten Stop- Loss auf Aktienkursbasis von 44,50 Euro.