Nachhaltig Geld verdienen
Anlagen, die sich an nachhaltigen Kriterien orientieren, erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Zu Recht. Denn wie die aktuelle Wirtschaftskrise zeigt, taugt ein nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Wirtschaften nicht als Unternehmensstrategie. Trotzdem gibt es auch bei den „guten Investments“ einiges zu beachten.
Viele Anleger schenken ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien bei der Investitionsentscheidung zunehmend mehr Beachtung. Nach diesen Gesichtspunkten getätigte Investments werden international unter dem Begriff Socially Responsible Investments (SRI) zusammengefasst. Demnach handelt es sich um sogenannte nachhaltige Investitionen, wenn neben wirtschaftlichen Aspekten, wie beispielsweise Gewinnwachstum und KGV, auch die Art und Weise, wie ein Gewinn erwirtschaftet wird, von Bedeutung ist.
Nachfrage ungebrochen
Der steigende Zuspruch bei diesen Anlagen schlägt sich hierzulande bislang vor allem bei Fondsprodukten nieder. Wie der Branchendienst ECOreporter.de meldete, stieg die Zahl der nachhaltigen Fonds im vergangenen Jahr von 155 auf 196. Allerdings mussten auch diese Anlagen herbe Verluste verkraften: Das verwaltete Volumen schrumpfte 2008 von rund 28 Mrd. Euro auf rund 18 Mrd. Euro. Trotz des Rückgangs hat sich das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds damit seit 2002 versiebenfacht. Der Rückgang des verwalteten Vermögens ist aber keineswegs Mittelabflüssen geschuldet, vielmehr entspricht das Minus in Höhe von 35% fast 1:1 dem Wertverlust der zugrunde liegenden Aktien. Zwar dürfte dies die betroffenen Anleger kaum trösten, doch ist das Interesse der Anleger an ökologischen Geldanlagen trotz der hohen Verluste weiterhin ungebrochen. So hat sich die Zahl der Investoren, die sich bei Anlageentscheidungen für die Aspekte Ökologie und Ethik interessieren, im Vergleich zum Frühjahr 2008 sogar leicht erhöht. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der TNS Infratest im Auftrag der DZ Bank. Für rund die Hälfte aller Anleger kommen demnach Geldanlagen nach ökologischen Kriterien infrage und rund ein Viertel interessiert sich auch für ethische Investments.
Ein gutes Gewissen muss nicht teuer sein
Der im Jahr 1997 gestartete, international ausgerichtete Natur-Aktien-Index (NAI) hat sich in den letzten 5 Jahren (01.01.2004 - 18.02.2009) nicht nur als Benchmark für ökologische Geldanlagen etabliert, sondern schlägt mit einer Performance von rund 40% auch den DAX, der im gleichen Zeitraum nur auf 6% Zuwachs kommt. Darüber hinaus stellte das „Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“ (ZEW) bereits 2003 in einer Studie fest, dass die meisten Produkte, die nach dem Kriterium der Nachhaltigkeit konzipiert sind, durchaus mit herkömmlichen Anlagen mithalten können. Insbesondere der älteste Branchenindex, der Domini 400 Social Index, sowie der NAI zeigten dabei laut ZEW sehr gute Ergebnisse. Damit konnte das Vorurteil widerlegt werden, nachdem ein gutes Gewissen mit einem Renditeabschlag erkauft werden muss. Eine im Dezember 2008 veröffentlichte Studie des Bankhauses Sarasin bestätigt diese Ergebnisse auch für den Zeitraum der Jahre 2003 bis 2006. Die Schweizer erwarten zudem, dass sich die Wechselbeziehung zwischen finanzieller Performance und Nachhaltigkeit in Zukunft weiter positiv entwickeln wird. Die im Zuge der gegenwärtigen Finanzkrise stark gestiegene Aufmerksamkeit für Risiken aller Art sei dafür ein Indiz, so die Bank.
Strenge Regeln, gute Performance
Die Weiterentwicklung des NAI erfolgt durch das Beratungsunternehmen Securvita und den NAI-Ausschuss. Letzterer entscheidet insbesondere über die Zusammensetzung des Index und die Einhaltung der Kriterien. Dass die Standards keine Lippenbekenntnisse darstellen, zeigt die Historie: Zwar ist der häufigste Grund für Auswechslungen die Übernahme enthaltener Unternehmen, auf Platz zwei folgen aber bereits Ausschlüsse aufgrund von Verstößen gegen die Kriterien. So wurde etwa der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae im Jahr 2008 aus dem NAI ausgeschlossen, weil das Unternehmen durch Finanzmanipulationen aufgefallen war und damit gegen die ethischen NAI-Kriterien verstoßen hatte. Bereits ein Jahr vorher, 2007, wurde das britische Unternehmen Severn Trent aus dem Index genommen, da die Firma nach Ansicht des NAI-Ausschusses für ein Versorgungssystem steht, das grundsätzlich reformiert und saniert werden müsste. Im konkreten Fall hatte Severn Trent Wasserverluste von 27,8% durch marode Leitungen eingeräumt. Alle Indexwerte werden jeweils zu Beginn eines jeden Jahres gleichgewichtet. Research und Rating liefert das Institut „Markt Umwelt Gesellschaft GmbH“ – berechnet wird das Barometer seit 2003 durch die Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH (vwd). Der NAI gilt derzeit in der Branche als die konsequenteste Umsetzung der Idee, Geld nach ethischökologischen Kriterien anzulegen.
Warum in die Ferne schweifen?
Mit dem S-BOX NAI Top Select (WKN: DB2NA1) der Deutschen Bank gibt es seit März 2008 ein Produkt, das es auch Kleinanlegern ermöglicht, bequem auf diesen Nachhaltigkeitsindex zu setzen. Zu diesem Zweck wird die Wertentwicklung der 15 nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen des NAI – die zusätzlich ein definiertes Mindesthandelsvolumen aufweisen müssen – über ein Zertifikat abgebildet. Neben der Konzentration auf die 15 größten Einzeltitel gibt es einen weiteren wesentlichen Unterschied zur Grundgesamtheit: Das Top Select Produkt ist im Gegensatz zum NAI als Performanceindex konzipiert. Das bedeutet, dass die Nettodividenden (abzüglich Kosten und Steuern) in die Berechnung des Top Select Index einfließen und damit letztlich dem Anleger zugute kommen. Diese Leistung lässt sich der Emittent mit einer jährlichen Managementgebühr in Höhe von 1,5% vergüten, ein Ausgabeaufschlag fällt nicht an. Eine Fondsversion des NAI ist mit dem GreenEffects NAI-Werte Fonds (WKN: 580265) seit Ende 2000 erhältlich. Mit einem Ausgabeaufschlag von 4% und einer jährlichen Verwaltungsgebühr ist das Produkt aber nicht gerade günstig. Auch dieser Fonds konnte sich zudem nicht vom Marktumfeld abkoppeln: Im letzten Jahr verlor der Fonds rund 31% und lag damit in etwa auf dem Niveau der Benchmark, dem MSCI World.
Gutes Gewissen, teuer erkauft
Der mit 5% Ausgabeaufschlag und 0,8% Verwaltungsgebühr noch etwas teurere Pictet European Sustainable Equities (WKN: 750443), konzentriert sich vor allem auf große europäische Unternehmen, die besonders umweltschonend wirtschaften und sozial engagiert sind. Mit der Fokussierung auf Europa ist der Fonds im abgelaufenen Jahr jedoch nicht besonders gut gefahren: Unter dem Strich blieb 2008 ein Minus von über 40%. Nach ähnlich strengen Kriterien wie der NAI geht der Fonds ÖkoVision (WKN: 974968) vor, allerdings lässt sich der Emittent dies mit einem Ausgabeaufschlag von 5% und einer Managementgebühr von 1,75% p.a. ebenfalls fürstlich vergüten. Zuletzt blieb dazu auch die Performance hinter den Konkurrenten zurück (2008: -38%) Ein Newcomer ist der erst Ende 2008 gestartete Fortis Green Tigers (WKN: A0Q59N). Die Fondsgesellschaft Fortis Investments will mit dem Aktienfonds auf Unternehmen setzen, die den asiatischen Ländern dabei helfen, ihre Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Mit -12% seit der Emission am 30.10.2008 drängt sich eine Investition derzeit nicht auf. Richtig gut gefahren sind Anleger dagegen mit einem anderen Produkt aus dem Hause Fortis. Der auf Anleihen nachhaltig wirtschaftender Firmen spezialisierte Fortis L Fund Bond SRI Euro (WKN: A0LCFH) weist für das abgelaufene Jahr ein Plus von 4,79% auf.
Fazit
Die Bedeutung nachhaltiger Investments dürfte in den kommenden Jahren eher noch zunehmen. Anleger, die nach diesen Kriterien investieren möchten, können sich dabei getrost Produkte ins Depot legen, die sich sehr eng an den Benchmarks orientieren. Demgegenüber könnte sich aber gerade mit Blick auf die andauernde Wirtschaftskrise auch durchaus ein Investment in Fonds lohnen, die sich auf Anleihen von SRI-Unternehmen konzentrieren.